Pina Bauschs Meisterwerk
„Kontakthof“vier Mal im Grand Théâtre zu sehen
Luxemburg. Kaum ein Stück gilt so sehr als international anerkanntes Schlüsselwerk für das Tanztheater der 2009 verstorbenen deutschen Tänzerin und Choreographin Pina Bausch wie „Kontakthof“. Und diese zentrale Arbeit ist ab heute Abend mit insgesamt vier Gastspielterminen bis zum 5. Dezember im Grand Théâtre zu sehen – getanzt vom in diesem Fall 24-köpfigen Ensemble des Tanztheater Wuppertal, das sich mit der Stiftung Pina Bausch um die Bewahrung und Fortführung ihres Schaffens bemüht.
Auch nach ihrem Tod wirkt der Einfluss, den sie mit der 1978 geschaffenen Arbeit auf Künstler und Zuschauer hatte, nach. Und dass Luxemburg neben dem Londoner Tanzzentrum Sadler’s Wells Tourstation für die Wiederaufnahme der Produktion ist, zeigt, wie stark die Brücke zu dem Tanztheater Wuppertal über Jahre gewachsen ist.
Aber was kann diese Arbeit so viele Jahre heute noch aussagen? Die Schlossfestspiele Ludwigsburg, die ebenfalls die Produktion willkommen heißen durften, veröffentlichten einen Text, der einen spannenden Brückenschlag zwischen gestern und heute wagt: „Sensibel und scharfsinnig verarbeitete Pina Bausch die Welt, die sie umgab. Ihr ,Kontakthof’ verdichtet die von gesellschaftlichen Zwängen und klischeehaftem Verhalten geprägten Formen menschlicher Annäherung. Schlagermusik und Tangos beschwören die spießige, harmlose Atmosphäre herauf, in der ritualisierte Förmlichkeiten brüsk in ungezügelte Extreme umschlagen. Nach der kontaktarmen Zeit legt das am 9. Dezember 1978 uraufgeführte Werk seine Finger in akute Wunden: Fremdheit, Annäherung, Angst, Sehnsucht, Lust, Gewalt, Hass. Für die existenzielle Relevanz und die gleichzeitige Überforderung zwischenmenschlicher Beziehungen wurde unser Blick in den vergangenen eineinhalb Jahren besonders geschärft.“dco
Ab heute im Grand Théâtre. Karten über die LuxembourgTicket-Website oder Tel. 47 08 95-1.
www.theatres.lu