Endstation Feuerwehrhof
Warum der Hof des Centre national d'incendie et de secours dieser Tage mehr einem Schrottplatz als einer Rettungszentrale ähnelt
Luxemburg. Die neue Einsatzzentrale der Rettungsdienste am Boulevard de Kockelscheuer in Cloche d'Or ist quasi ein Sinnbild für Ordnung und Sauberkeit: Ausgewogene, gerade Linien so weit das Auge sehen kann – und hinter den getönten Glasscheiben an der Häuserfront stehen Dutzende blitzblank geputzte Einsatzfahrzeuge.
Wer nun allerdings auf dem Fuß- und Radweg hinter der mehr als fünf Hektar umfassenden Anlage vorbeikommt, dem bietet sich seit wenigen Wochen ein ganz anderer Anblick: Eng aneinander geparkt stehen hier derzeit Dutzende schrottreife Fahrzeuge.
Es sind deren 130 bis 140 an der Zahl und das war so eigentlich nicht geplant, erfährt das „Luxemburger Wort“auf Nachfrage. Der Grund dafür, dass der Hinterhof des Centre national d'incendie et de secours (CNIS) nun wie ein gut aufgeräumter Schrottplatz wirkt, liegt darin, dass der CGDIS bis zum Jahresende eine Halle in Düdelingen räumen musste. Hier wurden die ausgedienten Fahrzeuge nämlich bislang immer für die Feuerwehr zwischengelagert.
Üben, um Leben zu retten
„Diese Schrottautos sind für unsere Aus- und Fortbildungen gedacht“, erklärt Pierre Lux bei einem Ortstermin im CNIS. Er ist der Chef der Logistikabteilung der Feuerwehrschule Institut National de Formation des Secours.
An den Schrottautos lernen Feuerwehrleute und Rettungskräfte die Personenbergung aus verunfallten Fahrzeugen. „Wie gehe ich überhaupt an ein Fahrzeug heran, in dem sich verletzte Personen befinden?“, verbildlicht Yves Marx, Chef der technischen und logistischen Abteilung des INFS, den Lehrstoff. „Welche Gefahrenquellen gibt es? Worauf muss ich achten? Wo kann ich schneiden, wo auf keinen Fall? Wo liegen Airbags und wo die dazugehörigen Druckpatronen? Wie öffne ich eine Tür? Wie entferne ich das Steuerrad, wie die Fußpedale? Das sind die Grundprinzipien, die Feuerwehrschülern vermittelt werden.“
Bei Weiterbildungen wird den bereits erfahreneren Feuerwehrkollegen die Arbeit etwa an
Lieferfahrzeugen vermittelt und auch an schweren Lastfahrzeugen.
„Wir beginnen damit, dass das Auto auf den vier Rädern steht“, fährt Yves Marx fort. Bei der Perfektionierung werde es dann schon eher „kniwweleg“, wie er unterstreicht. „Dann liegt das Auto schon mal auf der Seite, oder ein Auto liegt auf dem anderen. Die
Fahrzeuge sind stark deformiert.“So lernen die Schüler dann in einem stressfreien Umfeld das, was sie später intuitiv bewältigen müssen.
Von Januar an sind im Institut de Formation de Secours, der ein wichtiger Teil des CNIS ist, rund 60 solcher Aus- und Fortbildungskurse geplant. „Pro Lehrgang werden im Prinzip bis zu drei Fahrzeuge zerlegt“, führt Pierre Lux aus. „Das rechnet sich dann auf einen Bedarf von um 180 Fahrzeugen pro Jahr.“
Autos wie Überraschungseier
Diese Fahrzeuge gilt es erst einmal zu finden. Üblicherweise sind es entweder von der Justiz beschlagnahmte Fahrzeuge, die wegen ihrer Vorgeschichte nicht mehr in Umlauf kommen sollen, oder solche, die einfach nur noch so einen geringen Wert haben, dass sich eine Versteigerung nicht mehr lohnen würde.
Oftmals ist das dann ein Überraschungspaket, erklärt Yves Marx. „Wir wissen nicht im Vorfeld, was kommt.“Und nicht jedes Fahrzeug ist für jeden Lehrgang gleich geeignet.“Kuriosere Fahrzeuge werden aber meist besonders schnell zerlegt, und bei der Auswahl spielt sicher auch der Spieltrieb eine Rolle. So hatte man jüngst etwa einen knallgrünen japanischen Flitzer unter der Schere, der direkt aus einem der „Fast & Furious“-Filme entsprungen schien, aber absolut nicht verkehrssicher war.
Ein anderes Kuriosum war ein SUV, der quasi noch funkelnagelneu war, als er zerlegt wurde. Lediglich die Karosserie war in keinem guten Zustand mehr. Diese war völlig mit einem spitzen Gegenstand zerkratzt und mit eindeutigen Ansagen verziert worden, die darauf schließen ließen, dass der Vorbesitzer es mit der Treue wohl nicht so genau genommen hatte.
Wir zerschneiden jedes Jahr rund 180 Fahrzeuge zu Übungszwecken. Pierre Lux, INFS
Entscheidend ist, dass die Feuerwehrleute wissen, wann sie was tun müssen. Yves Marx, INFS
Umweltaspekte im Blick
Für den CGDIS geht mit der Übernahme dieser Fahrzeuge zweierlei Verantwortung einher. Zunächst müssen alle Betriebsstoffe entfernt werden, um jegliche Gefahren, aber auch jegliches Risiko einer Umweltverschmutzung zu bannen. Das ist für die Logistikab