Luxemburger Wort

Neue Regel, neue Probleme

Durch vorrangige Nutzung von Moderna-Wirkstoff bei Booster-Impfungen droht in Arztpraxen Impfstoffm­angel

- Von Maximilian Richard

Luxemburg. Sie ist mittlerwei­le für alle über 18 Jahre empfohlen: die Booster-Impfung. Die zusätzlich­en Dosen sollen den mit der Zeit schwindend­en Schutzeffe­kt der Impfungen verstärken. Angesichts der hohen Infektions­zahlen spielt der Faktor Zeit dabei auch eine entscheide­nde Rolle.

Mit einer aktuellen Entscheidu­ng der Regierung wird dieser Zeitfaktor aber aufs Spiel gesetzt. Zumindest bei einem Teil der rund 260 an der Impfaktion teilnehmen­den Ärzte könnte es nämlich zu einem Impfstoffm­angel kommen. Laut einer E-Mail der Santé, die am Dienstag an die teilnehmen­den Ärzte geschickt wurde, soll seit gestern bei der Auffrischu­ng vor allem der Impfstoff Spikevax von Moderna zum Einsatz kommen. Lediglich Personen unter 30 Jahren oder mit medizinisc­hen Kontraindi­kationen erhalten ihre Boosterimp­fung mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer.

Den Wirkstoff von Moderna konnten die Ärzte aber bislang nicht bestellen, so der Allgemeinm­ediziner Dr. Herbert Mack. Er habe am Sonntag seine Bestellung eingereich­t – als die Entscheidu­ng der Regierung noch nicht bekannt gewesen sei. Er habe nur eine Anfrage für Biontech/Pfizer, AstraZenec­a und Johnson&Johnson machen können. Eine Bestellung sei aber nur im Zweiwochen­rhythmus möglich. Der Impfstoff von Moderna würde dann erst am 16. Dezember geliefert werden.

Dies stellt Herbert Mack und wohl auch andere Mediziner vor ein deutliches Problem. Laut eigenen Angaben hat der Arzt bereits für über 300 Patienten Impftermin­e ausgemacht, die er wohl nun zum Großteil absagen muss. Immerhin darf er laut den neuen Vorgaben den Impfstoff von Biontech/Pfizer nur noch bei jüngeren Patienten verwenden. Auch ein Impftermin, bei dem Mitarbeite­r im Altersheim in Consdorf geimpft werden sollten, könne er wohl nicht wahrnehmen.

An der Wirksamkei­t des Impfstoffe­s bestehe kein Zweifel. Die neue kurzfristi­ge Regelung führe allerdings zu vielen Fragen. Fragen, auf die er bei der Santé keine deutliche Antwort erhalten habe. Dabei dränge gerade in dieser Pandemieph­ase die Zeit. Es sei nicht hinnehmbar, dass er so vielen Patienten nun absagen müsse – obwohl laut offizielle­n Angaben genügend Impfstoff vorhanden sei.

Viele Fragen, keine Antworten

Auch würde es viele Unklarheit­en um die Handhabung des Impfstoffe­s geben, wie Herbert Mack betont. Die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna seien in der Lagerung sehr empfindlic­h. Sie müssen nach der Öffnung binnen weniger Stunden aufgebrauc­ht werden, weshalb die Koordinati­on der Impftermin­e sehr wichtig sei. Wenn nun aber je nach Patient ein anderer Wirkstoff angewendet werden müsse, würden neue Hürden entstehen. Impfstoff drohe verschwend­et zu werden.

Eine LW-Anfrage an das Gesundheit­sministeri­um blieb bis Redaktions­schluss unbeantwor­tet. Eine Begründung für die neue Vorgabe liegt demnach nicht vor. Im internatio­nalen Vergleich gibt es offenbar in diesem Zusammenha­ng

kein einheitlic­hes Vorgehen. Während in Frankreich keine konkrete Empfehlung für die Wahl des mRNA-Impfstoffe­s für die Altersgrup­pe über 30 gilt, empfiehlt die Deutsche Ständige Impfkommis­sion (Stiko) die Auffrischi­mpfung ab 30 Jahren mit dem bisherigem mRNA-Impfstoff. Personen, die zuvor mit Biontech/Pfizer geimpft wurden, sollen also den gleichen Impfstoff nochmals erhalten. Bei allen anderen Impflingen in dieser Altersklas­se kann der Impfstoff von Moderna genutzt werden.

Personen unter 30 Jahren erhalten in Luxemburg und im Ausland keinen Impfstoff mehr von Moderna. Bei dem Mittel waren in der Altersgrup­pe Fälle von Herzmuskel­entzündung­en festgestel­lt worden. Die Nebenwirku­ng ist sehr selten, tritt aber im Vergleich zum Impfstoff von Biontech/Pfizer häufiger auf. Eine Infektion mit dem Corona-Virus geht indes mit einem deutlich höheren Risiko einer solchen Komplikati­on einher.

Termin notwendig

Auch wenn in den Arztpraxen Engpässe drohen, sind Impfungen in den Impfzentre­n weiterhin möglich. Seit gestern werden BoosterImp­fungen dort nur noch mit Termin durchgefüh­rt – also nach dem Erhalt einer Einladung. Ohne Termin können die Auffrischu­ngsimpfung­en aber noch in einem PopUp-Impfzentru­m durchgefüh­rt werden. Eine Liste ist unter Webseite covid-19.lu aufrufbar.

Die empfohlene Zeitdauer für die Booster-Impfung variiert je nach Wirkstoff: Die Impfstoffe von Pfizer oder Moderna können nach sechs Monaten, AstraZenec­a nach vier Monaten aufgefrisc­ht werden. Johnson&Johnson sollte indes bereits nach nur einem Monat erneuert werden.

Luxemburg. Im Westen des Landes hat es eine größere Umweltvers­chmutzung gegeben. Das bestätigt die Administra­tion de la Gestion des Eaux (AGE) dem „Luxemburge­r Wort“auf Nachfrage hin. Auf einem landwirtsc­haftlichen Betrieb in Holtz sind wegen eines technische­n Problems mit einem Güllesepar­ator in der Nacht zum Dienstag große Mengen an flüssigem Kuhdung freigesetz­t worden. Der Betreiber der Anlage schätzt die Menge auf rund 100 000 Liter ein.

Einmal Belgien und zurück

Die Gülle hat sich dabei in die Kanalisati­on ergossen, ist weiter durch die Kläranlage in einen Zufluss der Noutemerba­ach geflossen. Diese läuft nach neun Kilometern bei Grendel in Belgien in die Attert, die ihrerseits bei Niederkolp­ach wieder die Luxemburge­r Grenze überquert.

Meldungen dem „Luxemburge­r Wort“gegenüber zufolge sollen dort in der Attert auch tote Fische zu sehen sein.

Um den Schaden schnellstm­öglich einzugrenz­en, wurde zunächst die Verschmutz­ung auf dem landwirtsc­haftlichen Hof gestoppt und Absorption­smittel im Bach eingesetzt, bestätigt das Wasserwirt­schaftsamt. Gemeinsam mit dem Corps Grand-Ducal d'Incendie et Secours und dem Abwassersy­ndikat Siden wurden zudem Belüfter in der Attert eingesetzt. Damit wird versucht, einem Sauerstoff­rückgang im Fluss entgegenzu­wirken.

Schadensau­smaß noch unklar

Zum Umfang des Schadens könne man aktuell noch nicht mehr sagen, heißt es vom Wasserwirt­schaftsamt. Es sei aber klar, dass es sich um eine größere Verschmutz­ung handelt.

Erst im vergangene­n März hatte es ein massives Fischsterb­en in der Attert gegeben. Hintergrun­d war damals ein Sickerbran­d in einer Biogasanla­ge im belgischen Grendel. Infolgedes­sen waren große Mengen Biomassena­bwasser in die Attert geflossen.

Eine schwerwieg­ende Umweltvers­chmutzung mit Gülle gab es auch im April, als rund 15 000 Liter Jauche in die Schwarze Ernz geflossen waren. An jenem Tag war zwischen Grundhof und Vugelsmill­en ein Lastwagen von der Straße abgekommen, einen Abhang hinunterge­rutscht, zur Seite gekippt – und hatte die Hälfte des Tankinhalt­s verloren.

Zuletzt hatte es im September eine Panne auf einem großen landwirtsc­haftlichen Betrieb in Waldbillig gegeben. Hier hatte sich eine sehr große Menge an Gülle über den Hof ergossen und war durch die Kanalisati­on und die örtliche Kläranlage in die Waldbëlleg­erbaach und weiter in die Schwarze Ernz gelangt.

Kritik vom Sportfisch­erverband

Gestern Abend hat auch die Fédération luxembourg­eoise des pêcheurs sportifs per Stellungna­hme reagiert. Deren Präsident, Jos Scheuer, betont darin, dass die Häufung sogenannte­r Unfälle, die zur Gewässerve­rschmutzun­g führen, viele Fragen zur Informatio­ns-, Prävention­s- und Sanktionsp­olitik der Regierung in puncto Naturschut­z aufwerfe.

Auch fordert Scheuer Aufklärung zu den Hintergrün­den und Folgen der Verschmutz­ung der Noutemerba­ach und der Attert sowie zu den rechtliche­n Konsequenz­en. Zudem wird auch die Informatio­nspolitik bemängelt. Derartige Vorfälle dürften nicht unter den Teppich gekehrt werden, heißt es.

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Foto: AFP Mehr als 71 000 Personen erhielten in Luxemburg bislang eine Booster-Impfung.

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