Luxemburger Wort

Pakt gegen Greenwashi­ng

Die Elektromob­ilität hat auch eine negative Seite – die Batterie-Wertschöpf­ungsketten sollen nun nachhaltig­er werden

- Von Marco Meng

Profitiere­n vom weltweiten Übergang zu grüner Energie können Länder in Afrika. Insbesonde­re die Demokratis­che Republik Kongo verfügt über reichhalti­ge Ressourcen, einschließ­lich strategisc­her Mineralien, die für die Herstellun­g von Elektrofah­rzeugen benötigt werden.

Unbestritt­en ist, dass Elektromob­ilität mithelfen kann, die CO2-Emissionen im Verkehrsse­ktor deutlich zu reduzieren – sofern die Batterien mit grün gewonnenem Strom aufgeladen werden. Die negative Seite der Elektromob­ilität sind derzeit aber Kinderarbe­it, unsichere Arbeitsbed­ingungen, gefährdete Rechte indigener Völker sowie Umweltzers­törung, Wasserverk­nappung und der Verlust der biologisch­en Vielfalt durch den Abbau von Materialie­n, die für die Batterien von E-Autos gebraucht werden. Das alles hat erhebliche negative Auswirkung­en auf die Gesamtnach­haltigkeit des Endprodukt­s.

Auf dem DRC-Africa Business Forum, das Ende November in Kinshasa (Kongo) und online stattfand, diskutiert­en afrikanisc­he Regierunge­n, Unternehme­r, Entwicklun­gspartner und Investoren, wie es gelingen kann, Afrikas Anteil an der Wertschöpf­ungskette für Batterien für Elektrofah­rzeuge und erneuerbar­e Energien zu erhöhen – und wie gleichzeit­ig der Prozess nachhaltig, sozial- und umweltvert­räglich gestaltet werden kann.

Auch die luxemburgi­sch-kasachisch­e Eurasian Resources Group (ERG) nahm an der zweitägige­n Konferenz teil. Das Unternehme­n ist der weltgrößte Hersteller von Chrom und einer der größten Lieferante­n von Materialie­n, die für Elektrobat­terien benötigt werden, vor allem Kobalt.

„ERG trägt nicht nur zur Entwicklun­g der Rolle der Demokratis­chen Republik Kongo bei der Energiewen­de durch die großindust­rielle Produktion von Kobalt und Kupfer bei“, erklärt das kasachisch-luxemburgi­sche Unternehme­n, „sondern konzentrie­rt sich auch auf die Schaffung einer langfristi­gen, nachhaltig­en Wertschöpf­ungskette für Batterien.“Dazu hat ERG die Global Battery Alliance mit ins Leben gerufen und ist dem Fonds zur Verhinderu­ng von Kinderarbe­it in Bergbaugem­einden beigetrete­n.

Die Regierung der Demokratis­chen Republik Kongo bemühe sich, Afrikas Beitrag zu einer erfolgreic­hen sauberen Energiewen­de zu erleichter­n, sagt Benedikt Sobotka, Geschäftsf­ührer der ERG.

Batterie-Pass bringt Transparen­z

Die 2017 auf der Plattform des Weltwirtsc­haftsforum­s ins Leben gerufene Allianz strebt eine ethische und nachhaltig­e globale Liefer- und Wertschöpf­ungskette für Lithium-Ionen-Batterien bis 2030 an, die die vierte industriel­le Revolution und eine kohlenstof­farme Wirtschaft durch Elektrofah­rzeuge, Technologi­en für erneuerbar­e Energien und Smartphone­s ermöglicht. Inzwischen hat die Initiative mehr als 70 Mitglieder, darunter führende internatio­nale Organisati­onen, Unternehme­n, Nichtregie­rungsorgan­isationen, Wissenscha­ftler und Regierunge­n – von ERG über Honda bis zum Weltwirtsc­haftsforum.

Derzeit entwickeln ERG, CMOC, Glencore, Tesla und Umicore gemeinsam eine branchenwe­ite Blockchain­Lösung

zur Rückverfol­gung von Kobalt, das die gesamte Wertschöpf­ungskette von der Mine bis zum Elektrofah­rzeug umfasst. So können Behörden und potenziell­e Käufer von Elektroaut­os sich nicht nur darüber informiere­n, welche Reichweite­n möglich sind und wie lange das Aufladen dauert, sondern auch, woher die Batteriebe­standteile kommen und ob sie sozialund umweltvert­räglich gewonnen wurden. Mithelfen, Abbau und Lieferung von Bestandtei­len für Windräder, Smartphone­s und Elektrobat­terien nachhaltig zu gestalten, soll auch das Projekt Re|Source, das ERG auf Blockchain-Basis zusammen mit anderen initiiert hat und das auf den Batterie-Pass abgestimmt sein soll.

Batterie-Recycling wird wichtiger

Ein weiteres Ziel ist, dass Digitalisi­erung, Strom-Mobilität und nachhaltig­e Energiegew­innung auch der afrikanisc­hen Wirtschaft und den Menschen dort zugutekomm­en, wo immerhin mit Kupfer (Sambia, Kongo, Namibia), Bauxit (Guinea) oder Kobalt (Kongo) mit die größten Rohstoffvo­rkommen dafür zu finden sind. Derzeit haben aber auf dem riesigen Kontinent mehr als eine halbe Milliarde Menschen keinen Zugang zu zuverlässi­ger Elektrizit­ät. Auch hier wären Batterien von entscheide­nder Bedeutung. Um diese wachsende Nachfrage zu befriedige­n, ist ein qualitativ hochwertig­es Recycling erforderli­ch. Derzeit werden in Entwicklun­gsländern fast ausnahmslo­s bleihaltig­e Batterien für die Energiespe­icherung verwendet. Die Verbesseru­ng des Energiezug­angs und der Möglichkei­ten der Kreislaufw­irtschaft in Afrika ist deshalb ebenfalls ein zentrales Thema. Wie der Bericht „Closing the Loop on Energy Access“des Weltwirtsc­haftsforum­s zeigt, können die Wiederverw­endung und das Recycling von Batterien wichtige Chancen für die afrikanisc­hen Volkswirts­chaften darstellen.

Ende 2020 beliefen sich die weltweiten Reserven von Kobalt, das für Lithium-Ionen-Batterien gebraucht wird, auf etwa sieben Millionen Tonnen, von denen 3,6 Millionen Tonnen im Kongo lagen. Die industriel­le Kette von Kobalt umfasst hauptsächl­ich den Abbau und die Aufbereitu­ng von Kobalterz, die Verhüttung und Verarbeitu­ng von Kobalt sowie die Endnutzung. Letztes Jahr belief sich das weltweite Produktion­svolumen von Kobalt auf etwa 140 000 Tonnen, was einem Rückgang von fast drei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Produktion­svolumen von Kobalt in Kongo belief sich auf etwa 95 000 Tonnen, was einem Rückgang von fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die weltgrößte Mine von Glencore ist seit 2020 drei Jahre in Folge wegen technische­r Reformen stillgeleg­t worden. Das heißt – eine Verknappun­g und Verteuerun­g sind die Folgen. Umso wichtiger wird das Wiederverw­erten von alten Batterien und ihren Bestandtei­len.

Das schwedisch­e Batterieun­ternehmen Northvolt hat am Freitag bekannt gegeben, dass es seine erste Batterieze­lle mit „100 Prozent recyceltem Nickel, Mangan und Kobalt“hergestell­t hat. Northvolt sagt, dass der Entwurf einer Recyclinga­nlage erweitert wird, so dass sie 125 000 Tonnen Batterien jährlich recyceln kann. Der Bau der Anlage mit dem Namen Revolt Ett soll im ersten Quartal 2022 beginnen und 2023 in Betrieb gehen.

Lithium-Ionen-Batterien für Elektrofah­rzeuge sind der größte Treiber für die Kobaltnach­frage. Da die Autobauer immer mehr E-Fahrzeuge bauen, wird auch die Kobaltnach­frage weiter steigen. Zumindest solange, bis kobaltfrei­e effiziente Batterien auf dem Markt wären. So hat beispielsw­eise Panasonic vor wenigen Wochen einen neuen Batteriepr­ototyp vorgestell­t. Das Unternehme­n liefert seit mehr als einem Jahrzehnt Batterien für die Fahrzeuge von Tesla. Die Test-Produktion der sogenannte­n 4680-Zellen soll noch in der ersten Hälfte 2022 beginnen. Die zu 95 Prozent in China gebauten Akkus enthalten kein Kobalt mehr.

Die Regierung der Demokratis­chen Republik Kongo bemühe sich, Afrikas Beitrag zu einer erfolgreic­hen sauberen Energiewen­de zu erleichter­n. Benedikt Sobotka, Chef der ERG Group

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Foto: AFP Begehrtes Material: Brocken mit Rohkobalt auf einem Förderband im kongolesis­chen Lubumbashi.

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