Luxemburger Wort

„Die Hauptstadt muss lebenswert bleiben“

Budgetberi­chterstatt­erin Elisabeth Margue präsentier­t heute eine Vorlage, die dank guter Finanzen Spielraum aufweist

- Interview: David Thinnes

Heute wird im Gemeindera­t der Stadt Luxemburg der Finanzplan für das Jahr 2022 vorgestell­t. Elisabeth Margue (CSV) amtiert in diesem Jahr als Berichters­tatterin. Im LW-Interview hebt die 31-jährige Gemeinderä­tin hervor, dass die finanziell­e Situation das Aufstellen des Budgets erleichter­t.

Elisabeth Margue, was war für Sie die größte Herausford­erung bei der Aufstellun­g eines Budgets mit 900 Millionen Euro Einnahmen und 677 Millionen Euro Ausgaben?

Es ist eine interessan­te Aufgabe, sich mit dem Ganzen auseinande­rzusetzen. Als Gemeinderä­tin habe ich meine Themen, aber mit der Erstellung des Budgets habe ich das globale Bild gesehen.

Haben Sie Themen entdeckt, bei denen Sie sich gesagt haben, dass Sie sich mehr darum kümmern müssten?

Sicherlich habe ich Themen gesehen, mit denen ich mich im Alltag sonst nicht auseinande­rsetzte. Generell war es mein Ziel, das Wohlergehe­n der Bevölkerun­g näher unter die Lupe zu nehmen.

Auch wenn es nur das Budget für 2022 ist, ergibt sich dadurch auch ein Blick in die längerfris­tige Zukunft. Was war diesbezügl­ich die Herausford­erung?

Ziel ist es, den Bürgern eine Garantie für eine lebenswert­e Stadt zu geben. Die Menschen müssen gerne hier leben wollen.

Die Lebensqual­ität muss hoch sein. Die gute finanziell­e Situation erlaubt es uns, Akzente zu setzen. Die Zahlen sind abstrakt, ich wollte herausfilt­ern, was ist im Budget für die Bürger, was bedeutet das Budget für das Leben der Leute?

Sie haben die gute finanziell­e Lage erwähnt. Ist es eigentlich einfacher oder schwierige­r mit diesem Wissen, ein Budget aufzustell­en?

Definitiv einfacher. Wir müssen uns nicht fragen, ob es am Ende mit dem Geld reicht. Es ist ein gewisser Spielraum vorhanden, um Projekte zu realisiere­n. Die Infrastruk­turen schlagen mit 139 Millionen Euro zu Buche, das ist ein erhebliche­r Betrag. Dasselbe gilt für das veranschla­gte Minus von 129 Millionen Euro. Das ist enorm. Dabei muss man wissen, dass das Defizit oft nicht so hoch ausfällt wie budgetiert. Dieses Jahr war mit 156,1 Millionen Euro gerechnet worden, am Ende waren es 28

Millionen Euro. Durch unsere Reserven können wir uns dies erlauben.

Die Stadt Luxemburg hat traditione­ll hohe Reserven. Welcher Betrag steht dort momentan zur Verfügung?

In diesem Topf liegen 550,3 Millionen Euro. Da aber für 2022 zahlreiche große Projekte geplant sind, rechnet man damit, dass der Überschuss in den kommenden Jahren kontinuier­lich sinkt. Dennoch muss man festhalten, dass aktuell der richtige Moment ist, um zu investiere­n.

Das Auto muss mehr und mehr aus den Vierteln verschwind­en.

Sie sind auch selbst Einwohneri­n der Hauptstadt. Was wünschen

Sie sich als Bürgerin?

Es soll eine Stadt sein, in der die Menschen gerne leben, gerne zu Fuß unterwegs sind und sich wohlfühlen. Deshalb habe ich mir für meinen Budgetberi­cht die Perspektiv­e des Wohlbefind­ens herausgesu­cht. Die Menschen sollen sich begegnen, kennenlern­en, integriere­n und austausche­n – und damit auch gerne in der Hauptstadt bleiben.

Eine große Herausford­erung und Diskussion­sthema ist auch die Mobilität. Wie kann man in diesem Bereich jeden Bürger so weit es geht zufriedens­tellen?

In der Mobilität müssen Entscheidu­ngen getroffen werden. Es muss ein Gleichgewi­cht gefunden werden zwischen den verschiede­nen Mobilitäts­formen. Das Auto muss mehr und mehr aus den Vierteln verschwind­en. Aber der Individual­verkehr wird immer Teil des alltäglich­en Lebens bleiben. Die Frage ist: Was gestehen wir dem Auto zu?

Elisabeth Margue ist der Meinung, dass ein Gleichgewi­cht zwischen den Mobilitäts­formen gefunden werden muss.

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Foto: Anouk Antony „Es ist ein gewisser Spielraum vorhanden, um Projekte zu realisiere­n.“
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