„Die Hauptstadt muss lebenswert bleiben“
Budgetberichterstatterin Elisabeth Margue präsentiert heute eine Vorlage, die dank guter Finanzen Spielraum aufweist
Heute wird im Gemeinderat der Stadt Luxemburg der Finanzplan für das Jahr 2022 vorgestellt. Elisabeth Margue (CSV) amtiert in diesem Jahr als Berichterstatterin. Im LW-Interview hebt die 31-jährige Gemeinderätin hervor, dass die finanzielle Situation das Aufstellen des Budgets erleichtert.
Elisabeth Margue, was war für Sie die größte Herausforderung bei der Aufstellung eines Budgets mit 900 Millionen Euro Einnahmen und 677 Millionen Euro Ausgaben?
Es ist eine interessante Aufgabe, sich mit dem Ganzen auseinanderzusetzen. Als Gemeinderätin habe ich meine Themen, aber mit der Erstellung des Budgets habe ich das globale Bild gesehen.
Haben Sie Themen entdeckt, bei denen Sie sich gesagt haben, dass Sie sich mehr darum kümmern müssten?
Sicherlich habe ich Themen gesehen, mit denen ich mich im Alltag sonst nicht auseinandersetzte. Generell war es mein Ziel, das Wohlergehen der Bevölkerung näher unter die Lupe zu nehmen.
Auch wenn es nur das Budget für 2022 ist, ergibt sich dadurch auch ein Blick in die längerfristige Zukunft. Was war diesbezüglich die Herausforderung?
Ziel ist es, den Bürgern eine Garantie für eine lebenswerte Stadt zu geben. Die Menschen müssen gerne hier leben wollen.
Die Lebensqualität muss hoch sein. Die gute finanzielle Situation erlaubt es uns, Akzente zu setzen. Die Zahlen sind abstrakt, ich wollte herausfiltern, was ist im Budget für die Bürger, was bedeutet das Budget für das Leben der Leute?
Sie haben die gute finanzielle Lage erwähnt. Ist es eigentlich einfacher oder schwieriger mit diesem Wissen, ein Budget aufzustellen?
Definitiv einfacher. Wir müssen uns nicht fragen, ob es am Ende mit dem Geld reicht. Es ist ein gewisser Spielraum vorhanden, um Projekte zu realisieren. Die Infrastrukturen schlagen mit 139 Millionen Euro zu Buche, das ist ein erheblicher Betrag. Dasselbe gilt für das veranschlagte Minus von 129 Millionen Euro. Das ist enorm. Dabei muss man wissen, dass das Defizit oft nicht so hoch ausfällt wie budgetiert. Dieses Jahr war mit 156,1 Millionen Euro gerechnet worden, am Ende waren es 28
Millionen Euro. Durch unsere Reserven können wir uns dies erlauben.
Die Stadt Luxemburg hat traditionell hohe Reserven. Welcher Betrag steht dort momentan zur Verfügung?
In diesem Topf liegen 550,3 Millionen Euro. Da aber für 2022 zahlreiche große Projekte geplant sind, rechnet man damit, dass der Überschuss in den kommenden Jahren kontinuierlich sinkt. Dennoch muss man festhalten, dass aktuell der richtige Moment ist, um zu investieren.
Das Auto muss mehr und mehr aus den Vierteln verschwinden.
Sie sind auch selbst Einwohnerin der Hauptstadt. Was wünschen
Sie sich als Bürgerin?
Es soll eine Stadt sein, in der die Menschen gerne leben, gerne zu Fuß unterwegs sind und sich wohlfühlen. Deshalb habe ich mir für meinen Budgetbericht die Perspektive des Wohlbefindens herausgesucht. Die Menschen sollen sich begegnen, kennenlernen, integrieren und austauschen – und damit auch gerne in der Hauptstadt bleiben.
Eine große Herausforderung und Diskussionsthema ist auch die Mobilität. Wie kann man in diesem Bereich jeden Bürger so weit es geht zufriedenstellen?
In der Mobilität müssen Entscheidungen getroffen werden. Es muss ein Gleichgewicht gefunden werden zwischen den verschiedenen Mobilitätsformen. Das Auto muss mehr und mehr aus den Vierteln verschwinden. Aber der Individualverkehr wird immer Teil des alltäglichen Lebens bleiben. Die Frage ist: Was gestehen wir dem Auto zu?
Elisabeth Margue ist der Meinung, dass ein Gleichgewicht zwischen den Mobilitätsformen gefunden werden muss.