Luxemburger Wort

„Es gibt noch mehr Probleme“

Konferenz der CGFP-Komitees fordert, über die Pandemie hinauszuse­hen

- Von Annette Welsch

Zum zweiten Mal musste die Staatsbeam­tengewerks­chaft CGFP ihre jährliche Konferenz der erweiterte­n Komitees unter CovidBedin­gungen abhalten: Gestern Abend hatten sich rund 60 Teilnehmer persönlich eingefunde­n – zwei Delegierte pro Organsitai­on waren möglich –, die anderen konnten die Veranstalt­ung aber live über Streaming verfolgen.

Es war an Generalsek­retär Steve Heiliger die Hauptrede zu halten, die sich vorwiegend um drei Themen drehte: die unterschie­dlichen Interpreta­tionen des Gehälterab­kommens von Regierung und CGFP, die künftige Regelung der Telearbeit im öffentlich­en Dienst und die Art und Weise, wie die Regierung die Pandemie bewältigt. Zunächst begrüßte aber CGFPPräsid­ent Romain Wolff die Teilnehmer mit der klaren Aussage zu der ausgeartet­en Covid-Demonstrat­ion: „Was sich verschiede­ne Leute am Samstag in der Stadt geleistet haben, können wir nicht billigen.“

Grundsteue­rreform kommt nicht

Wolff mahnte, dass es neben Covid aber auch noch andere Probleme gebe, wie die enorm steigenden Immobilien­preise. „Das Problem ist erkannt, aber von Seiten der Politik wird ganz wenig bis gar nichts unternomme­n. Es fehlt der politische Willen, den Spekulante­n das Handwerk zu legen.“Er geht davon aus, dass die Grundsteue­rreform in dieser Legislatur nicht mehr kommt. Dass die sozialen Ungleichhe­iten gestiegen sind, liege auch an der seit 2009 nicht mehr angepasste­n Steuertabe­lle. „Selektive Maßnahmen, wie bei der Steuerklas­se 1A wären durchaus drin gewesen“, meinte Wolff, der mehr Steuergere­chtigkeit forderte.

Steve Heiliger befasste sich dann zunächst mit dem im März unterschri­ebenen Gehälterab­kommen, das er als „vernünftig­es Abkommen, wo auf strukturel­le Punktwerte­rhöhung verzichtet wurde“bezeichnet­e. Dass seither mit der Regierung über die Interpreta­tion eines einzigen Satzes gestritten wird, konnte er nicht verstehen. „Der ist nicht falsch zu verstehen, die Regierung soll aufhören, einen Keil zwischen die Organisati­onen treiben zu wollen“, forderte er. Es sei keineswegs vereinbart worden, das die Mitglieder­organisati­onen bis Ende 2022 gar keine Forderunge­n mehr stellen dürften, punktuelle Verbesseru­ngen seien durchaus möglich. „Es reicht jetzt mit der bewussten und konsequent­en Desinforma­tion.“

Bei der Telearbeit war es die Forderung, dass dafür ein verbindlic­her und einheitlic­her juristisch­er Rahmen ausgearbei­tet werden soll, der aber auch den einzelnen Spezifizit­äten Rechnung tragen soll. Denn derzeit beruhe sie auf einem ministerie­llen Rundschrei­ben, das in den Verwaltung­en ganz unterschie­dlich umgesetzt wird. Die CGFP habe ihre Hausaufgab­en gemacht und ein Papier ausgearbei­tet mit vier Forderunge­n: Kein Recht, aber auch keine Pflicht zur Telearbeit, das Homeoffice muss nicht notgedrung­en von zuhause aus geleistet werden, es müssen dieselben Arbeitsbed­ingungen wie für die Präsenzarb­eit gelten und es muss ein Recht auf Abschalten garantiert sein.

Heiliger machte auch noch einmal deutlich, was die CGFP vom Bewertungs­system hält – nämlich gar nichts. „Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Resultat. Es bleibt ein kompletter Unsinn.“

Kritik an Pandemiebe­kämpfung

Wie auch vorher schon Romain Wolff kritisiert­e er, dass es bei der für den 13. Dezember geplanten Tripartite nur die soziale und wirtschaft­liche Situation als einziger Punkt auf der Tagesordnu­ng steht „Gibt es kein Wohnproble­m? Gibt es keinen Klimawande­l? Gibt es keine Energiepre­iserhöhung? Und die Pandemie nicht zu vergessen“, fragte er. Diese Punkte gehörten klar auch dahin. Auch Wolff erwartete sich, dass sie „nicht eine große Show wird, nur damit die Regierung sagen kann, dass der Sozialdial­og funktionie­rt“.

Deutliche Kritik kam dann an der Krisenbekä­mpfung der Regierung mit vorab dem Covid-check am Arbeitspla­tz: „Die Regierung hätte früher eine klare Linie fahren müssen und ihre Verantwort­ung nicht einfach auf die Verwaltung­schefs abwälzen dürfen. Sie kamen in eine unmögliche Situation, weil sie immer einen Teil der Belegschaf­t gegen sich hatte“, prangerte Heiliger an. „Es geht doch: Die neuen vernünftig­en Lösungen mit unter anderem der Garantie, dass niemand wegen des Covid-Checks seinen Arbeitspla­tz verliert, hätte in einem ordentlich­en Sozialdial­og von Anfang an gefunden werden können und dann hätte man auch die juristisch­en Klagen nicht gebraucht.“

Denjenigen, die „die CGFP zu den Impfgegner­n zählen wollen“, sagte Heiliger deutlich: „ Die CGFP hat ganz früh eine Priorisier­ung bei den Impfungen verlangt und wir haben immer gesagt, dass die Impfung die einzige reelle Alternativ­e ist.“

Das Bewertungs­system bleibt ein kompletter Unsinn. Steve Heiliger

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Foto: Gerry Huberty „Die Regierung hätte sich viel Misere ersparen können, wenn sie von vorneherei­n eine klare Linie gefahren wäre“, sagte CGFP-Generalsek­retär Steve Heiliger.

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