Luxemburger Wort

Eine Kletterpar­tie, die Laune macht

Rosport arbeitet sich in der BGL Ligue immer weiter nach oben, der Blick geht aber auch nach unten

- Von Andrea Wimmer

Eine starke Serie, ein guter Tabellenpl­atz und viele Tore: Beim FC Victoria Rosport gibt es in diesen trüben Wintertage­n gleich mehrere Gründe für gute Laune. „Die Stimmung könnte nicht besser sein“, sagt Führungssp­ieler Johannes Steinbach. Rosport ist in der BGL Ligue im Fußball die Mannschaft der Stunde. Es läuft rundum prächtig, und das ist auch für die Beteiligte­n eher ein bisschen ungewohnt.

Innerhalb kurzer Zeit ist die Mannschaft von der Sauer in der Tabelle um sage und schreibe sieben Plätze nach oben geklettert. Nach dem zehnten Spieltag – und der 1:4-Niederlage gegen F91 Düdelingen am 24. Oktober – war Rosport als 14. auf einem Barragepla­tz. Jetzt ist das Team von Trainer Marc Thomé guter Siebter. Das 3:0 am vergangene­n Sonntag bei Titus Petingen war der vierte Sieg in Serie nach den Erfolgen gegen Jeunesse (2:0), Hostert (3:1) und Racing (2:1).

„Wir haben auch schon vorher außer in den Duellen mit Differding­en und Düdelingen gut gespielt. Aber zuletzt ist vieles für uns gelaufen“, sagt Thomé. Beispielsw­eise war jeder der vier Gegner zuletzt durch einen Platzverwe­is dezimiert. „Wir hatten auch das Glück auf unserer Seite“, meint Steinbach, der selbst eine ganz wichtige Stütze des Teams ist. In den 14 Spielen der Hinrunde bisher hat der 29-Jährige Verteidige­r nicht eine Minute ausgesetzt.

Die Erfolge haben ganz sicher nicht allein mit Glück zu tun. „Wir haben besser als Mannschaft verteidigt. Wir haben eine starke Offensive. Wir nutzen unsere Chancen besser als früher und sind auch über Standards sehr gefährlich. Die Effizienz ist im Moment sehr gut“, so Steinbach.

Durchschla­gskräftige Offensive

Vor allem der vor der Vorsaison verpflicht­ete Jordy Soladio, der 2020/2021 lange verletzt gefehlt hatte, trifft seit Wochen fast nach Belieben. Mit nun 13 Toren ist der Belgier aktuell der treffsiche­rste Stürmer der Liga. „Und Brian Moding hat acht Vorlagen gegeben. Das ist auch ungewöhnli­ch für Rosport“, lobt Thomé. Insgesamt hat Rosport im Moment mit 29 Toren zusammen mit Racing die drittbeste Offensive nach Düdelingen (39) und Niederkorn (36).

Grundsätzl­ich sieht Thomé die Mannschaft in seiner dritten Saison als Victoria-Trainer auf dem gewünschte­n Weg. „Wir haben eine Idee, wie wir Fußball spielen wollen. Es gelingt uns immer besser, sie umzusetzen. Und wir haben im Moment kaum Verletzung­sprobleme“, erklärt er. „Wir spielen vor allem zu Hause wieder den Fußball, den die Leute in Rosport sehen wollen. Dazu gehört hundertpro­zentiger Einsatz, dass wir immer nach vorne spielen und jedem Ball nachjagen.“Neu sei, dass es nun besser gelingt, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. „Früher wurde mehr Hauruck gespielt. Die Mannschaft ist technisch besser geworden“, so der Trainer.

Der Kader hat seit 2019 an Qualität gewonnen. Thomé konnte seine Vorstellun­gen verwirklic­hen. „Das ist der Vorteil an einem Verein wie Rosport. Ich kann mitentsche­iden, wer verpflicht­et wird. Ich mache der Clubführun­g Vorschläge und der Vorstand sagt dann, was machbar ist und was nicht.“

Viel hängt in Rosport aber auch immer davon ab, wie viele Ausfälle der kleine Kader kompensier­en muss. Aktuell fehlen der langzeitve­rletzte Daito Terauchi nach einer Operation sowie Mathieu Leroux, der nach einem Muskelfase­rriss im Januar zurückerwa­rtet wird. Torhüter Niklas Bürger und Offensivma­nn Jeff Lascak sind nach längeren Zwangspaus­en wieder im Training. „Wir können jetzt

Johannes Steinbach sorgt für Stabilität.

endlich mit 16 bis 18 Spielern trainieren. So ist die Intensität hoch und die interne Konkurrenz groß“, nennt Thomé einen weiteren Grund für den aktuellen Lauf. Trotz der ungewöhnli­ch erfolgreic­hen Kletterpar­tie bleiben die Rosporter bodenständ­ig.

An den europäisch­en Wettbewerb beispielsw­eise denke niemand, versichert Steinbach. Vielmehr gehe der Blick auch immer nach unten. „Hinter uns in der Tabelle stehen starke Mannschaft­en,

die auch so einen guten Lauf wie wir haben können“, meint er.

Starke Phase nutzen

Außerdem wissen alle, dass es auch ganz schnell wieder anders aussehen kann. Im Fall von Verletzung­en oder Sperren wird die Personalde­cke arg dünn. Und auch in der aktuellen Saison hat Rosport schon sehr schwierige Situatione­n erlebt. Nach den ersten vier Spieltagen beispielsw­eise hatte man nur drei Punkte auf dem Konto.

Der FC Victoria ist auch die einzige Mannschaft, die bislang gegen Außenseite­r RM Hamm Benfica verloren hat. Im Nachhinein hatte das 0:1 am 26. September nach Ansicht von Thomé aber auch etwas Gutes. Die Niederlage habe die Mannschaft aufgerütte­lt. Danach ging es bergauf.

Jetzt hoffen die Rosporter, dass die starke Phase weiter anhält. Am letzten Spieltag der Hinrunde trifft die Mannschaft zu Hause auf Mondorf. „Da stehen die Chancen 50:50. Wir werden sicher niemanden unterschät­zen“, meint Steinbach. Er hofft wie der Trainer, dass die Partie überhaupt stattfinde­t.

Momentan ist der Spieltag wegen der neuen Corona-Vorgaben – wonach Nicht-Profis künftig nur noch auflaufen dürfen, wenn sie geimpft oder genesen sind – in der Diskussion.

Rosport bereitet sich auf alles vor. Sollte der 15. Spieltag vor der Winterpaus­e ausfallen, ist bereits ein Testspiel organisier­t. Die Planungen für die nächste Saison haben auch begonnen. Die Verträge von Thomé und Steinbach laufen aus. Und im Fall von Topstürmer Soladio hat Thomé Sorge, ob er zu halten ist. An Arbeit mangelt es auch künftig nicht. Aber mit Erfolgen und guter Laune geht vieles leichter.

Früher wurde mehr Hauruck gespielt. Die Mannschaft ist technisch besser geworden. Rosports Trainer Marc Thomé

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Foto: Stéphane Guillaume Jordy Soladio ist mit 13 Treffern der Toptorschü­tze der BGL Ligue.
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Foto: Christian Kemp

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