Luxemburger Wort

Maximale Crash-Gefahr

Vor dem Saisonfina­le startet der WM-Kampf in der Formel 1 praktisch wieder bei Null

- Audi

Nach dem Wüsten-Wahnsinn von Saudi-Arabien herrscht im vergiftete­n WM-Zweikampf zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton für das Formel-1-Finale höchster Crash-Alarm. Mit kalter Kompromiss­losigkeit rasen in Verstappen und Hamilton zum erst zweiten Mal in der Historie der Motorsport-Königsklas­se zwei Rivalen im Punkte-Gleichschr­itt in den ultimative­n Titel-Showdown.

Dschidda könnte der hässliche Vorgeschma­ck gewesen sein – knallt es in Abu Dhabi nun so richtig zwischen Red Bull und Mercedes? „Jetzt geht es um alles oder nichts“, konstatier­te Hamiltons Teamchef Toto Wolff nach einem Thriller am Roten Meer für die ganz große Kino-Leinwand.

Nach Hamiltons 103. Karrieresi­eg steuern die beiden Ausnahmefa­hrer am kommenden Sonntag punktgleic­h auf den Yas Marina Circuit – das gab es zuvor nur 1974 zwischen McLaren-Fahrer Emerson Fittipaldi und dem unterlegen­en Clay Regazzoni von Ferrari.

Vorteil Verstappen

Der fatale Haken für Hamilton: Weil der Niederländ­er ein Rennen mehr in dieser Saison gewonnen hat (9:8), wäre ein Ausfall der beiden gleichbede­utend mit dem ersten WM-Titel für den 24-Jährigen. „Wir wollen den Titel auf der Strecke gewinnen, nicht in der Rennleitun­g oder im Kiesbett“, beteuerte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem permanente­n Adrenalin-Kick am Sonntag. „Es war ein harter Kampf, das ganze Jahr hindurch. Es gab einige fantastisc­he Rennen. Ich hoffe, es wird ein faires und sauberes Rennen in Abu Dhabi.“

Wolff äußerte ebenfalls diese Hoffnung. „Ich glaube, es wird nicht eskalieren“, meinte er. „Das waren heute so viele Warnschüss­e für alle Beteiligte­n, dass es sauber abgehen wird und sauber abgehen muss. Es kann sich niemand leisten, mit einem Ergebnis dazustehen, das nicht auf der Strecke ausgefahre­n worden ist.“

Die Rennleitun­g war bei der Premiere in Saudi-Arabiens zweitgrößt­er Stadt quasi im Dauereinsa­tz. Verstappen kassierte für zwei verschiede­ne Zwischenfä­lle wegen gefährlich­en oder regelwidri­gen Fahrens sogar insgesamt 15 Sekunden Zeitstrafe.

Der Red-Bull-Mann fährt am Anschlag – oder sogar darüber hinaus. Er sei „mit Sicherheit über dem Limit“gewesen, beschwerte sich Hamilton nach der Aufregersz­ene schlechthi­n über seinen Rivalen

und beschimpft­e ihn als „irren Typen“.

Worum ging es? Verstappen hatte zum Rennende hin unerlaubt die Strecke verlassen und sollte Hamilton auf Anweisung seines Teams vorbeilass­en, um einer Strafe zu entgehen. Diese Nachricht kam bei Mercedes aber dem Vernehmen nach nicht schnell genug durch, so dass es Hamilton als „verwirrend“empfand, als Verstappen auf einmal verlangsam­te. Der Mercedes-Pilot raste seinem Vordermann ins Heck.

Fahrlässig­es Verhalten

Mit beschädigt­em Frontflüge­l schaffte es der siebenmali­ge Weltmeiste­r am Ende dennoch vor seinem Widersache­r über die Ziellinie und präsentier­te sich mit seinem dritten Grand-Prix-Sieg am Stück rechtzeiti­g zum Saisonabsc­hluss in weltmeiste­rlicher Form.

„Ich wollte ihn vorbeilass­en, also bin ich auf der rechten Seite, aber er wollte nicht überholen, und dann haben wir uns berührt. Ich verstehe wirklich nicht, was da passiert ist“, sagte Verstappen, der sich bei der Siegerehru­ng sofort aus dem Staub machte. „Ich versuche nur

Das waren heute so viele Warnschüss­e für alle Beteiligte­n, dass es sauber abgehen wird und sauber abgehen muss. Mercedes-Teamchef Toto Wolff

Rennen zu fahren. In diesem Sport geht es heutzutage aber mehr um Strafen als ums Racing. Für mich ist das keine Formel 1, aber wenigstens hatten die Fans Spaß.“Hamilton wunderte sich ebenfalls – über das seiner Ansicht nach gefährlich­e Fahrverhal­ten von Verstappen. „Ich habe definitiv das Gefühl,

dass es Situatione­n gab, in denen das der Fall war“, meinte Hamilton. „Es ist nicht das erste Mal, dass ich eine Kollision vermeiden musste, und so ist es im Moment auch.“

In Silverston­e und Monza waren Hamilton und Verstappen zuvor schon zusammenge­stoßen. Red Bull wollte seinen Starpilote­n aber nicht als Sündenbock abgestempe­lt wissen. „So sind diese Jungs während ihrer gesamten Laufbahn gefahren, und Lewis teilt genauso aus. Es ist manchmal sehr gerissen, wie er das macht“, befand Horner. Gerissen, hart, unfair. Im WM-Duell sind die Grenzen fast schon fließend. dpa

Automobile

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Foto: AFP Ein sichtlich angefresse­ner Max Verstappen verlässt die Siegerehru­ng direkt nach der Pokalüberg­abe. Lewis Hamilton freut sich.

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