Herzprobleme beim Hund
Seit Wochen reißt Dackeldame Nelli ihr Frauchen aus dem Schlaf. Regelmäßig tappt die 17-jährige Hündin nachts durch Flur und Treppenhaus und hustet dabei zum Steinerweichen. Zunächst – und weil alle Nachbarhunde daran erkrankt waren – hatte ihre Familie die Verdachtsdiagnose Zwingerhusten. Als die alte Hündin dann trotz (oder wegen) Medikamenten, die von der Zwingerhusten-Behandlung eines Nachbartieres übrig geblieben waren, nicht mehr fressen und auch zum täglichen Spaziergang nicht mehr mitkommen wollte, brachte man sie in die Praxis.
Nellis Mandelregion war nicht entzündet und der beim Zwingerhusten durch Druck auf den Kehlkopf auslösbare Würgehusten blieb bei ihr ebenfalls aus. Beim Auskultieren ihres Brustkorbes wurde das tatsächliche Problem jedoch rasch offenbar: Nelli hatte schwere Herz- und Lungengeräusche. Mit Röntgen- und Ultraschalluntersuchung waren auch eine beachtliche Herzvergrößerung und eine diffuse Lungenverschattung
zu sehen – vermutlich als Folge einer schon vor längerer Zeit vom Tierkardiologen festgestellten und unbehandelt gebliebenen Mitralendokardiose, einer degenerativen Erkrankung des Bindegewebes der Mitralklappe. Es handelt sich hier um die Vorhofklappe zwischen linker Herzvorund linker Herzhauptkammer. Das kranke Bindegewebe führt zu einem Aufrollen der Klappensegel. Herzklappen arbeiten nun aber, wenn sie korrekt funktionieren, als Rückschlagventile, das heißt, sie lassen das Blut in eine Richtung durch und in die andere nicht. Durch das Aufrollen der Klappensegel geht diese Funktion teilweise verloren, die Klappe wird dann undicht, man spricht dann von Herzklappeninsuffizienz. Im Endstadium der Erkrankung staut sich Blut über den linken Vorhof in die Lunge und es kommt zu einem Lungenödem.
In der Zwischenzeit war ebenfalls die rechte Vorhofklappe erkrankt, wie es in dem Stadium leider häufig geschieht. Eine Heilungschance besteht für diese Pathologie nicht. Nelli musste nun mit einer Kombinationstherapie aus Entwässerungsmedikamenten und dem Herzkreislaufmittel Pimobendan behandelt werden. Binnen weniger Tage konnte sie nachts wieder durchschlafen und hustete fast nicht mehr. Allerdings muss ihre Therapie nun für den Rest ihres Hundelebens fortgesetzt werden.