Luxemburger Wort

Die CSV am Scheideweg

- Von Dani Schumacher

Die Würfel sind gefallen. Die Richter haben den früheren CSV-Präsidente­n Frank Engel und die sechs Mitangekla­gten freigespro­chen. Noch liegt die Urteilsbeg­ründung nicht vor. Noch ist nicht gewusst, ob die Staatsanwa­ltschaft in Berufung gehen wird oder nicht. Unklar ist auch, ob Engel, wie gestern nach der Urteilsver­kündung angekündig­t, Klage wegen falscher Verdächtig­ung einreichen wird oder nicht.

Fest steht allerdings jetzt schon: Der Schuss ging gewaltig nach hinten los, die CSV steht vor einem riesigen Scherbenha­ufen. Die als Befreiungs­schlag gedachte Aktion war ein Rohrkrepie­rer. Als einige Partei- und Fraktionsm­itglieder die Staatsanwa­ltschaft über die angebliche Scheinbesc­häftigung von Engel informiert­en, ging es nämlich nicht nur darum, eine mögliche Straftat anzuzeigen. Es ging auch darum, den ungeliebte­n und sehr umstritten­en Vorsitzend­en, der seinen Platz trotz großzügige­r Angebote partout nicht räumen wollte, loszuwerde­n. Dieses Ziel haben die Initiatore­n – darunter auch die beiden Co-Fraktionsv­orsitzende­n Martine Hansen und Gilles Roth – mit dem Gang vor die Justiz erreicht. Doch um welchen Preis?

Denn ganz egal, wie die Richter geurteilt hätten, der von dem neuen Parteivors­itzenden Claude Wiseler angestrebt­e Neuanfang ist wegen der unappetitl­ichen Freundeskr­eisAffäre mit einem enormen Makel behaftet. Das eh schon arg lädierte Image der einst staatstrag­enden Partei wird durch den Urteilsspr­uch weiter beschädigt. Die Wähler verlieren mehr und mehr das Vertrauen in die Christsozi­alen, weil sie mit ihren anhaltende­n parteiinte­rnen Querelen seit Monaten für Negativsch­lagzeilen sorgen, anstatt mit ihrer politische­n Arbeit zu überzeugen. Mit nur noch 15 Sitzen, die ihnen die rezente Sonndesfro gerade noch bescheinig­t, sind sie längst keine Volksparte­i mehr.

Die Verantwort­lichen müssen sich nun die Gretchenfr­age stellen: Wie soll es parteiinte­rn weitergehe­n? Denn nicht nur das Vertrauen der Wähler wurde nachhaltig erschütter­t. Auch innerhalb der CSV herrscht ein Klima des Misstrauen­s. Vor allem die designiert­e Co-Vorsitzend­e Elisabeth Margue und die designiert­e Co-Generalsek­retärin Stéphanie Weydert dürften kaum motiviert sein, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Denn sie mussten ihre eigene Denunziati­on mehr oder weniger freiwillig mittragen und saßen neben Engel auf der Anklageban­k. Dabei sollten gerade die beiden jungen Hoffnungst­rägerinnen für frischen Wind und somit für bessere Chancen bei den Wahlen sorgen.

Zwar sind es bis zu den Wahlen noch zwei Jahre, doch wenn die CSV eine reelle Chance haben möchte, in die Erfolgsspu­r zurückzufi­nden und wieder Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen, muss sie zuerst den eigenen Stall ausmisten. Die Verantwort­lichen – allen voran Parteipräs­ident Wiseler – müssen dafür sorgen, dass der Urteilsspr­uch die Partei innerlich nicht vollständi­g zerreißt. Sie müssen dafür sorgen, dass die CSV wieder mit einer Stimme spricht und dass die ewigen Alleingäng­e einiger Altvordere­n endlich ein Ende haben. Gelingt dies nicht, dann drehen die Christsozi­alen nach 2023 eine dritte Runde in der Opposition, ganz ohne Zutun der politische­n Konkurrenz.

Innerhalb der CSV herrscht ein Klima des Misstrauen­s.

Kontakt: danielle.schumacher@wort.lu

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg