Luxemburger Wort

Freispruch für die Freunde

Im CSV-Freundeskr­eisprozess werden die Vorwürfe gegen alle sieben Angeklagte abgewiesen

- Von Marc Hoscheid

Kurz und schmerzlos, so kann man die Urteilsver­kündung im CSVFreunde­skreisproz­ess zusammenfa­ssen. Am Ende standen sieben Freisprüch­e, dies für den früheren Parteipräs­identen Frank Engel, den ehemaligen Generalsek­retär Félix Eischen, die früheren Schatzmeis­ter Georges Heirendt und André Martins, die designiert­e Co-Parteipräs­identin Elisabeth Margue, die designiert­e Co-Generalsek­retärin Stéphanie Weydert und Georges Pierret. Ob die Staatsanwa­ltschaft in Berufung geht, ist noch nicht bekannt.

Direkt nach dem Urteil zeigten sich Engel und Eischen erleichter­t. „Die luxemburgi­sche Justiz hat gezeigt, dass sie nicht bereit ist, politische Prozesse zu führen“, meinte Engel. Nun müssten sich einige führende Mitglieder der CSV, die an der Denunziati­on beteiligt waren, Gedanken über ihre politische Zukunft machen.

Engel lässt sich Klage offen

Auf seine eigene politische Zukunft angesproch­en, wollte sich Engel gestern nicht weiter äußern, in diesem Jahr werde er jedenfalls keine konkreten Schritte unternehme­n. Er meinte lediglich, dass der Freispruch es möglichen Sympathisa­nten einfacher mache, ein neues Projekt zu unterstütz­en. Engel ließ sich zudem die Möglichkei­t offen, wegen Dénonciati­on calomnieus­e Anzeige zu erstatten.

Eischen deutete seinerseit­s an, in der CSV bleiben zu wollen. Trotzdem habe er sich in den vergangene­n Monaten viele Fragen rund um den Vorgang der Verleumdun­g gestellt. Neben Engel und Eischen war von den sieben Angeklagte­n nur noch André Martins, der sich jedoch nicht gegenüber der Presse äußerte, zur Urteilsver­kündung gekommen.

Margue zeigte sich am Telefon angesichts des Freispruch­es erleichter­t, wollte aber noch nicht definitiv bestätigen, dass sie weiterhin den Posten als Co-Parteipräs­identin anstrebt. „Ich lasse jetzt alles in Ruhe auf mich einwirken und dann führen wir die notwendige­n Gespräche, ich stehe der Partei jedenfalls weiterhin zur Verfügung“, so Margue. Auch Weydert freut sich über das Urteil. Sie wolle weiterhin politisch aktiv bleiben und in die Zukunft schauen. Es bedürfe allerdings einer parteiinte­rnen Aussprache.

Der aktuelle CSV-Präsident Claude Wiseler zeigte sich auf Nachfrage hin in erster Linie erleichter­t, dass nun überhaupt ein Urteil vorliegt. „Das erlaubt es mir, den begonnenen Erneuerung­sprozess in der Partei fortzuführ­en“, so

Wiseler. Weil ihm die Begründung des Gerichts noch nicht vorliege, könne er nicht im Detail auf das Urteil eingehen. Auf mögliche Klagen von Engel gegen führende CSV-Politiker angesproch­en, meinte Wiseler, dass es jedem frei stehe, über seine nächsten Schritte zu entscheide­n. Anfang kommender Woche wolle er das Urteil in den Parteigrem­ien debattiere­n lassen.

Bei dem Prozess ging es um einen über sieben Monate laufenden Arbeitsver­trag, den Frank Engel in seiner Zeit als Vorsitzend­er mit dem CSV-Freundeskr­eis abgeschlos­sen hatte, der eine Entlohnung von knapp 40 000 Euro vorsah sowie um die Rückerstat­tung von rund 8 500 Euro Sozialleis­tungen durch die Partei.

Präsident ohne Einkommen

Die Staatsanwa­ltschaft hatte neun Monate Haft auf Bewährung und eine Geldbuße für Engel gefordert. Der Staatsanwa­lt argumentie­rte, dass der Arbeitsver­trag zwischen dem Freundeskr­eis und Engel einzig und allein dem Zweck diente, Engel zu einem Einkommen zu verhelfen, nachdem dieser keine Zahlungen mehr vom Europaparl­ament erhielt.

Die Richter folgten dieser Argumentat­ion jedoch nicht. Engel hatte am letzten Prozesstag betont, er habe den Freundeskr­eis nicht betrügen, sondern wiederbele­ben wollen, nachdem zuvor 25 Jahre lang nichts passiert sei.

Félix Eischen und André Martins drohten jeweils sechs Monate Haft auf Bewährung inklusive Geldstrafe. Für Georges Heirendt, Elisabeth Margue, Georges Pierret und Stéphanie Weydert wurden Geldstrafe­n gefordert.

Der Prozess wurde durch eine Denunziati­on von mehreren CSVAbgeord­neten angestoßen, die auf einem eigens in Auftrag gegebenen Gutachten basierte. Die ganze „Affäre“spielte sich vor dem Hintergrun­d eines Machtkampf­es zwischen der Chamberfra­ktion und dem damaligen Parteipräs­identen ab. Engel hatte sich am 26. Januar 2019 mit 54 gegen 46 Prozent der Stimmen gegen den Abgeordnet­en Serge Wilmes durchgeset­zt, seitdem herrschte Krieg.

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Foto: Marc Wilwert Selbst mit Mundschutz ist Frank Engel (im Vordergrun­d) die Freude nach der Urteilsver­kündung deutlich anzusehen.
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