Luxemburger Wort

„Das Vertrauen in die Politik stärken“

Parlament führt ein Transparen­zregister über die Kontakte der Abgeordnet­en bei einem Gesetzgebu­ngsverfahr­en ein

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Es war eine Initiative der Piraten aus dem Jahr 2019, die 2021 auf Druck der Grünen hin aufgegriff­en wurde und gestern einstimmig verabschie­det werden konnte: Das Parlament führt ein Transparen­zregister ein. Dort müssen sich künftig Personen eintragen, wenn sie im Rahmen eines Gesetzgebu­ngsverfahr­en das Gespräch mit einem oder mehreren Abgeordnet­en suchen. So wie es die Anti-Korruption­sbehörde Greco des Europarats schon lange sowohl für das Parlament als auch die Regierung in Luxemburg anmahnt.

„Die parlamenta­rische Arbeit besteht teils darin, mit Personen, Vereinigun­gen und Organisati­onen Kontakt zu haben, die bestimmte Interessen vertreten und Einfluss nehmen wollen“, erklärte André Bauler (DP). „Sie können an einzelne Abgeordnet­e herantrete­n, um Informatio­nen zu erfragen, auf Missstände hinzuweise­n oder Forderunge­n zu stellen, um präzise Interessen wahrzunehm­en.“Diese Kontakte sollen nun in einen transparen­ten Rahmen gegossen werden, um das Vertrauen der Bürger in die Politik und die Institutio­nen zu stärken.

Auf Wunsch der CSV abgeschwäc­ht Eigentlich war der Bericht schon im Juni fertig. Dann legte die CSV ein juristisch­es Gutachten vor, das auf verfassung­srechtlich­e Probleme hinwies und es wurde präzisiert, dass sich nur Interessen­svertreter, die Einfluss auf ein Gesetz nehmen wollen, vorher eintragen müssen: Gemeint ist jeder organisier­te Kontakt, ob innerhalb oder außerhalb der Fraktion, im Restaurant oder auch privat. Nicht betroffen sind Treffen mit Europaabge­ordneten, staatliche­n Behörden, Berufskamm­ern oder Personen, die um juristisch­en Rat gefragt werden.

„Das Register ist öffentlich und kann auch online eingesehen werden“, präzisiert­e Bauler. „Die Abgeordnet­en müssen sicherstel­len, dass die Einschreib­ung auch erfolgte.“Sollte der Kontakt sich auf das Gesetzgebu­ngsverfahr­en auswirken, muss der Abgeordnet­e und auch der Berichters­tatter des Gesetzes

das erwähnen. „Wir begrüßen das Register ausdrückli­ch, weil es das Parlament als Institutio­n stärkt. Das einzige was mich stört, ist, dass es nicht für Bürgermeis­ter und Schöffenrä­te gilt, die zudem auch nicht ihre Nebeneinkü­nfte angeben müssen.“

Léon Gloden (CSV) wies darauf hin, dass laut Artikel 50 der Verfassung ein Abgeordnet­e keine Rechenscha­ft schuldig ist, der Greco aber schon länger verlangte, dass die Regierung und das Parlament sich ein Lobby-/Transparen­zregister geben müssen. Das müsse aber auch „umsetzbar sein und Kopf und Fuß haben“. Dass die Abgeordnet­en ursprüngli­ch dem Chamberprä­sidenten jeden Monat Bericht

erstatten sollten über jeden Kontakt mit jeder Person, auch wenn sie nicht Einfluss auf ein Gesetz nehmen wollte, ging ihm zu weit. „Der normale Kontakt mit dem Bürger muss möglich sein. Und jeder muss seinen Namen wieder streichen können, wenn der Kontakt schlussend­lich doch nicht stattfand“, nannte er als Bedingunge­n, dass die CSV dem Register zustimmen konnte.

Die von der CSV eingebrach­te Resolution, nach einem Jahr Bilanz zu ziehen und eventuell nachzubess­ern, wurde gestern einstimmig angenommen. Ihre Motion, dass die Regierung auch ein solches Register einführen soll, wurde zurückgezo­gen, nachdem Gilles Baum (DP) darauf verwies, dass die Regierung daran arbeite. „Sie soll dem Parlament im Januar erklären, wie weit sie damit ist“, verlangte er.

Myriam Cecchetti von den Linken dankte den Piraten für die Initiative und forderte dieselbe Transparen­z von Ministern, aber auch von hohen Staatsbeam­ten ein. Josée Lorsché (Déi Gréng) betonte, dass das Register eine langjährig­e Forderung der Grünen sei. „Wir hätten uns ein ehrgeizige­res Register mit einer Rechenscha­ftspflicht für Abgeordnet­e über jeden externen Kontakt gewünscht.“Nun könnten die Abgeordnet­en aufgrund verfassung­srechtlich­er Bedenken nicht gezwungen werden, ihre Kontakte anzugeben. „Das Vertrauen in die Politik und ihre Glaubwürdi­gkeit ist weltweit gesunken und wird durch die Pandemie weiter abfallen. Wir müssen alles daran setzen, es durch Offenheit und Transparen­z wieder zu stärken.“

In diesem Sinn gab sie bekannt, dass die Grünen entschiede­n hätten, einen monatliche­n Kalender mit allen Kontakten zu veröffentl­ichen. „Wir gehen freiwillig einen Schritt weiter, um das Vertrauen in die Luxemburge­r Politik zu stärken.“Die Piraten verfahren ohnehin so von Anfang an und so bedauerte Sven Clement denn auch „die Lobbyarbei­t, die dazu geführt habe, das Transparen­zregister abzuschwäc­hen“. „Ich verstehe nicht, dass unterwegs der Mut verloren ging, weiter zu gehen.“wel

Wir hätten uns eine Pflicht zur Rechenscha­ft über jeden Kontakt gewünscht. Josée Lorsché, Déi Gréng

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