USA droht eine neue Covid-19-Welle
Washington. Ron Johnson versteht von Virologie so wenig wie von höherer Mathematik. Das hindert den republikanischen Senator aber nicht daran, gefährliche Ratschläge in der Pandemie zu erteilen. So zuletzt bei einer Bürgersprechstunde in Wisconsin, bei der Johnson den Anwesen riet, Covid-19 mit Mundwasser zu bekämpfen. Dies habe den Effekt, „das Corona-Virus zu töten.“Während er die nachgewiesene Wirksamkeit und Sicherheit von Impfstoffen bezweifelt, zeigt der Senator null Skepsis gegenüber wissenschaftlich widerlegten Behandlungen. In diesem Fall besteht Konsens, dass Mundwasser nicht gegen den Covid-19-Erreger hilft, weil sich dieser vorwiegend im Nasenraum vervielfältigt. Der führende Hersteller Listerine druckt vorsorglich auf seine Flaschen den Hinweis, dass sein Produkt „nicht zur Behandlung von Covid-19 gedacht ist“.
Kein Problem für Johnson, der vorher schon, wie andere Republikaner, die Einnahme eines Entwurmungsmittels aus der Veterinärmedizin empfohlen hatte. Angesichts möglicher Nebenwirkungen des Präparats sah sich die Aufsichtsbehörde FDA im August veranlasst, die Amerikaner drastisch zu warnen. „Sie sind kein Pferd. Sie sind keine Kuh. Ernsthaft, sie sollten es nicht einnehmen.“
Die Kombination aus Impfskepsis und Quacksalberei hat in der Corona-Pandemie Tradition. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump propagierte Hydroxychloroquin und die Injektion von Lichtstrahlen als Wundermittel gegen die Pandemie. Es half ihm selber genauso wenig, wie dem brasilianischen Regierungschef Jair Bolsonaro oder Senator Johnson. Alle erkrankten am Virus.
Impfskepsis und Quacksalberei
Aus Sicht von Gesundheitsexperten trägt die Verbreitung solchen Unsinns aber dazu bei, wirksame Kampagnen gegen die Pandemie zu unterminieren. Die Republikaner benutzten vorgestern eine selten gebrauchte Regel in der Geschäftsordnung des Senats, um eine Resolution zur Abstimmung zu bringen, die darauf abzielt, die Impf- und Testpflicht in privaten Unternehmen zu Fall zu bringen.
Senator Mike Braun aus Indiana argumentierte leidenschaftlich, solche Vorschriften griffen zu weit in die Freiheitsrechte der Bürger ein. Die Resolution passierte den Senat knapp, hat aber Dank des Vetorechts des Präsidenten keine Chance, das Mandat aufzuhalten. Braun kommt aus Indiana, dem Bundesstaat, der zu den neuen Corona-Hotspots der USA gehört. Über die vergangenen beiden Wochen nahm die Zahl der Krankenhaus-Einweisungen wegen Covid19 dort um 49 Prozent zu. USAweit stieg sie um knapp 20 Prozent. tsp