Plädoyer für einen Wandel
Zum Jubiläum von „Justitia et Pax Luxemburg“ging es um die Transition der Wirtschaft
Luxemburg. „Ohne nachhaltige Entwicklung gibt es keinen Frieden“, rief Jean-Louis Zeien, Generalsekretär von „Justice et Paix Luxembourg“zu Beginn einer akademischen Festsitzung zum 50. Gründungsjubiläum den Teilnehmenden zu. Die Nachhaltigkeit und die damit verbundene Transitionsidee prägten die Grußworte sowie den Vortrag der Expertin Cécile Renouard.
„Ein Umdenken unserer Ökonomie braucht eine Transformation auf drei Ebenen: eine alltägliche, eine strukturelle und eine innere“, so die französische Ordensfrau, die als Referentin der 1971 gegründeten Kommission „Justitia et Pax Luxembourg“eingeladen wurde, um über die Notwendigkeit einer Transition in Wirtschaft und Gesellschaft zu reflektieren. Alltägliche Gesten seien ebenso unabdingbar wie eine Rückbesinnung auf innere Werte und spirituelle Quellen.
Drei Fragen
Vor diesem Hintergrund forderte die Mitbegründerin und Präsidentin des „Campus de la transition“zu Beginn ihrer Ausführungen die Zuhörenden auf, sich in Zweiergruppen mit drei Fragen auseinanderzusetzen, die für die Grundhaltung wichtig sind: „Ich bin dankbar für …“, „Wenn ich die Zukunft unseres Planeten betrachte, dann bin ich besorgt über …“und „Das, was mir Lust bereitet heute auf der Erde zu leben, ist …“. Für Cécile Renouard ist entscheidend, nicht bei Absichtserklärungen stehen zu bleiben, sondern zur Tat zu schreiten und den Wandel der Wirtschaftsmodelle voranzutreiben.
Um den Übergang vom Diskurs zur Aktion zu beschleunigen, empfahl die Co-Autorin des 2020 erschienenen „Manuel de la Grande Transition“sechs Zugänge, um Wandel konkret werden zu lassen und die ökologische und gesellschaftliche Transition zu vollziehen. Der Klimawandel fordere uns heraus, unsere bisherigen Wirtschaftsmodelle zu überdenken.
Zunächst brauche es eine systemische Vision, dass alle Menschen zusammen auf der gleichen „Mutter Erde“wohnen. Hinzu kommen Gerechtigkeit der Institutionen und Verantwortung der Akteure. Deshalb müsse in den ökonomischen Statistiken den Indikatoren für menschliche Entwicklung eine größere Bedeutung zukommen, so Cécile Renouard, die auf die Ungerechtigkeiten zwischen den Ländern beim ökologischen Fußabdruck einging. „Welche ökologischen Tugenden müssen wir zusammen kultivieren, wenn wir gemeinsam voranschreiten wollen?“, fragte die Ordensfrau der „Religieuses de l’Assomption“, die sich für andere makroökonomische
Cécile Renouard beschäftigt sich mit dem Thema Transition. Regeln einsetzt und an die Verantwortung der Unternehmen appelliert, sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen.
Cécile Renouard prangerte die Politik der Firmen an, ihre RSE (Responsabilité sociale des entreprises) oftmals auf ein philanthropisches Engagement reduzieren zu wollen, ohne ihre fiskalen und finanziellen Praktiken zu überdenken. „Fiskale Optimierung der Unternehmen geht auf Kosten der lokalen Bevölkerung“, mahnte die Referentin, die für eine ökologische und soziale Buchhaltung plädiert. Anhand eigener Recherchen über ein großes Unternehmen der Ölindustrie illustrierte Cécile Renouard die Wichtigkeit der politischen Verantwortung multinationaler Unternehmen, die untrennbar mit der sozialen und ökologischen Verantwortung einhergehen sollte.
„Kollektive Kreativität“Neben dem Regulieren von Prozessen müsse eine adäquate Interpretation sowie gegebenenfalls Kritik angebracht werden, um die Spielregeln der Wirtschaft nachhaltig ändern zu können. Die Umsetzung in der Praxis brauche das gemeinschaftliche Handeln sowie eine „kollektive Kreativität“, die Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“fordert. Mit zwei Zitaten aus dem päpstlichen Rundschreiben beschloss die Transitionsexpertin ihr Plädoyer vor der Festversammlung im Centre Jean XXIII.
„Wir können nicht mit dem Klima oder mit dem Planeten verhandeln, aber Menschen können miteinander verhandeln, um wirtschaftliche Modelle zu finden für eine gerechtere Welt“, sagte Umweltministerin Carole Dieschbourg in ihrem Grußwort. Vor dem Hintergrund der rezenten COP26 war die Politikerin (Déi Gréng) zuversichtlich, dass durch internationale Solidarität die in Glasgow thematisierten Normen den Wandel einleiten können. Dabei sei Bildung die wichtigste Waffe, um Änderungen dauerhaft herbeiführen zu können.
Raus aus der Konsumecke
„Und die Kirche?“, fragte Kardinal Jean-Claude Hollerich, der befürchtete, dass sich die Kirche zu sehr in der Konsumecke eingenistet habe. Deshalb brauche es eine ökologische Umkehr und eine Umkehr zum Gott des Lebens. Für den Luxemburger Erzbischof gehören „Laudato si“und „Fratelli tutti“zusammen.
An die Adresse der Kommissionsmitglieder von „Justice et Paix Luxembourg“sagte der Oberhirte der katholischen Kirche in Luxemburg, dass das Engagement der 1971 eingerichteten Kommission eine Art Vorgeschmack des synodalen Prozesses bilde, und dankte den ehemaligen und jetzigen Mitgliedern, die durch ihre Taufe berufen seien, sich für das Wohlergehen der Menschen einzusetzen. „Wir müssen Motivationen schaffen, um unsere Gesellschaft zu verändern“, so der Kardinal, der hier stark auf die Motivation der Jugend baut, die „émminemment vertueuse“sei, derweil Präsident Jean-Paul Lehners eine „radikale Änderung unserer ökonomischen Systeme“forderte.
Ein Umdenken unserer Ökonomie braucht eine Transformation auf drei Ebenen. Cécile Renouard, Ordensfrau