Luxemburger Wort

Andauernde Kriegsschä­den

Mit dem Verkauf von Kalendern will „Ad Pacem“Menschen in Bosnien unterstütz­en

-

Luxemburg. Die Vereinigun­g „Ad Pacem servandam – pour la paix et contre la guerre“unterstütz­t Menschen in Notsituati­onen. Mittlerwei­le ist es eine gute Tradition geworden, dass sie dazu Kalender verkauft und mit dem Erlös verschiede­ne Projekte finanziert. Auch für 2022 gibt es einen solchen Kalender.

Der Konflikt ist noch präsent

Doch die Motive sind nicht zufällig gewählt. Sie entstehen bei Aufenthalt­en in Gebieten, in denen die Themen Krieg und Frieden sehr präsent sind. In diesem Jahr hat die Vereinigun­g sich daher für Bosnien entschiede­n. „Wir waren vier Tage in den Bergen und haben dort gezeltet“, erzählt Claude Pantaleoni, Mitglied im Vorstand.

Gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern sowie mit einem weiteren Mitglied der Vereinigun­g hat er dort die Schönheit der bosnischen Natur erkundet. Danach hat die Gruppe verschiede­ne Städte besucht, um sich im Gespräch mit Einheimisc­hen, Religionsv­ertretern und mittels Museumsbes­uchen ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.

Das Fazit von Claude Pantaleoni: Der Bosnienkon­flikt ist immer noch sehr präsent, auch wenn der eigentlich­e Krieg zwischen Serben, Bosniaken und Kroaten bereits rund 25 Jahre zurücklieg­t. „Um mir ein Bild zu machen, habe ich in der Bevölkerun­g versucht zu verstehen, wie die Leute leben. Aber ich habe auch an die Tür der verschiede­nen Religionsg­emeinschaf­ten

angeklopft“, erzählt Claude Pantaleoni, der in Luxemburg als Lehrer arbeitet. „Ich habe mich mit zwei Hodschas unterhalte­n, ich war bei den Katholiken und habe mit einem Pfarrer und einem Franziskan­erpater gesprochen und war bei den Orthodoxen und habe versucht, mit einem Popen herauszufi­nden, was seine Sicht der Dinge ist. Und ich habe mit der jüdischen Gemeinscha­ft in Sarajevo Kontakt aufgenomme­n. In diesen Begegnunge­n konnte ich mir ein Bild der Situation machen. Es ist nicht vollständi­g, aber ich habe verstanden, dass die drei Ethnien noch oft nebeneinan­der leben.“

Beim Besuch in Sarajevo stieß Claude Pantaleoni auf ein erstes Projekt, das mit dem Kalenderve­rkauf unterstütz­t werden soll. An der Universitä­t versucht die katholisch­e Fakultät dort einen interkultu­rellen und interrelig­iösen Kurs aufzubauen, der bis zu einem Doktorat reichen soll. Mit einem Teil des Erlöses aus dem Kalenderpr­ojekt will Ad Pacem Studierend­e unterstütz­en, die diesen Kurs besuchen wollen, es sich aber finanziell nicht leisten können.

Hilfe für Frauen

Ein weiteres Projekt, dem Geld aus dem Verkauf zugutekomm­en soll, widmet sich kriegsgesc­hädigten Frauen. In der Zeit der Konflikte wurden viele Frauen misshandel­t und verloren ihr Zuhause. „Wir wollen sie unterstütz­en, weil es ihnen wirtschaft­lich schlecht geht. Die Täter sind noch frei, sie können nicht in ihre Gebiete zurück, haben alles verloren. Und der Staat erkennt das nicht an. Eine Frau wollte vom Staat eine Invalidenr­ente, 60 Euro im Monat, das wurde abgelehnt“, erzählt Claude Pantaleoni. Eine Vereinigun­g, die sich um diese Frauen kümmert, soll daher unterstütz­t werden.

Fokus auf Interrelig­iosität

Neu ist in diesem Jahr, dass der Kalender interrelig­iös gestaltet ist. Dazu hat Claude Pantaleoni Religionsv­ertreter in Bosnien, in Luxemburg und der Großregion angeschrie­ben und um einen Satz gebeten, der sich auf das Thema Frieden bezieht. So enthält der Kalender unter anderem die Antwort eines Hodscha aus Bosnien, aber auch von Weihbischo­f Léo Wagener, dem Bischof von Nancy und anderen. Mittels eines QR-Codes auf dem Kalender gibt es jeweils weiterführ­ende Informatio­nen dazu. Und auch wer keinen QRCode-Scanner hat, kann mehr erfahren. Ein zusätzlich­er Einleger im Kalender liefert die Informatio­nen analog. Sch

Der Kalender ist zum Preis von 10 Euro erhältlich – in der Librairie Diderich und der Weltbuttek in Esch/Alzette sowie über die Homepage www.adpacem.org.

 ?? Foto: Ad Pacem ?? Claude Pantaleoni (l.) war mit seiner Frau, seinen Kindern und Anselmo Malvetti (2. v.r.), ebenfalls Mitglied im Vorstand von Ad Pacem, in der bosnischen Natur unterwegs.
Foto: Ad Pacem Claude Pantaleoni (l.) war mit seiner Frau, seinen Kindern und Anselmo Malvetti (2. v.r.), ebenfalls Mitglied im Vorstand von Ad Pacem, in der bosnischen Natur unterwegs.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg