Stiller Abschied
Beim spannenden WM-Finale startet Kimi Räikkönen zum letzten Mal bei einem Grand Prix
Noch bevor sich am Wochenende beim mit großer Spannung erwarteten Grand Prix von Abu Dhabi (Start am Sonntag um 14 Uhr Luxemburger Zeit) überhaupt ein Rad dreht, gibt es bereits einen Gewinner. Und das ist der Zuschauer, dem die ganze Saison über und bis zum letzten der 23 Rennen packender Autosport geboten wurde. Vor allem die Titelkandidaten Max Verstappen (NL/Red Bull) und Lewis Hamilton (GB/McLaren) führten permanent einen leidenschaftlichen und – oftmals am Rande der Fairness und teilweise darüber hinaus - extrem harten Zweikampf um den WM-Titel. Beide reisen jetzt punktegleich zum Finale in das Emirat am Persischen Golf.
Dennoch verfügt Verstappen aufgrund seiner höheren Anzahl an Siegen über einen leichten Vorteil. Mit einer beeindruckenden Serie von drei Erfolgen hintereinander hat Hamilton das Momentum aber auf seiner Seite. Nicht erst nach den mehr als denkwürdigen Ereignissen beim vergangenen Grand Prix von Saudi-Arabien tänzeln beide Titelaspiranten durch kuriose Manöver auf der Piste und gegenseitige Schuldzuweisungen gefährlich nahe an der roten Linie entlang. Dabei beschwert sich vor allem Verstappen immer wieder. Die FIA hat mit fadenscheinigen Entscheidungen und Arrangements einen entscheidenden Anteil daran.
Ereignisreiche Karriere
Einen Fahrer dürfte diese Situation im wahrsten Sinne des Wortes kalt lassen. Kimi Räikkönen, wegen seiner abseits der Piste zurückhaltenden und eher wortkargen Art und Weise auch Iceman genannt, bestreitet am Sonntag den 349. und letzten Grand Prix seiner bemerkenswerten Karriere. „Es ist das letzte Saisonrennen und das letzte meiner Karriere, aber ich denke darüber nicht zu viel nach“, so der 42-jährige Finne.
Seine Formel-1-Laufbahn begann 2001 mit einem Rekord und verlief eher ungewöhnlich. Nach nur 23 Rennen in der Nachwuchsklasse Formel Renault – aufgrund der Super-Lizenz-Bedingungen heute ein Ding der Unmöglichkeit - saß er bereits als 21-Jähriger in einem Formel-1-Auto (Sauber) und holte sich in seinem ersten Rennen als Sechster auch gleich den ersten WM-Punkt. Als Nachfolger seines Landsmanns Mika Häkkinen wechselte Räikkönen später zu McLaren und verpasste dort den Titel knapp.
Wesentlich erfolgreicher war sein erstes Gastspiel bei Ferrari. 2007 holte er für die Scuderia die Fahrer-WM und bleibt somit bis zum heutigen Tag der letzte Fahrer, der einen Titel für die Italiener einfuhr. Von Ferrari dann fallengelassen und der Formel 1 müde, startete Räikkönen anschließend zwei Jahren lang mit mäßigem Erfolg in der Rallye-WM (WRC), bevor ihn Lotus wieder in die Königsklasse lockte. Nach zwei Siegen wurde der Finne für Ferrari erneut interessant. Allerdings stand der Rückkehrer fortan im Schatten der Platzhirsche Fernando Alonso (E) und später Sebastian Vettel (D).
21 Siege, davon vier in Spa
Beim Grand Prix der USA 2018 feierte er für die Scuderia seinen letzten Erfolg. „Jeder Sieg ist einzigartig. Einige waren schwerer zu erzielen als andere. Verschiedene waren wichtiger, vor allem die letzten im WM-Jahr 2007. Eigentlich gibt es für mich keinen Sieg, der besonders ist. Weil er aber immer schwer zu erreichen ist, hat der erste Sieg überhaupt einen besonderen Stellenwert“, blickt Räikkönen auf seine insgesamt 21 Siege (davon vier in Francorchamps) zurück.
Zudem führt er das Ranking der meisten Grand-Prix-Starts an. Zudem stand Räikkönen 103 Mal auf dem Siegerpodium. „Ich denke, dass ich eine schöne Karriere hatte. Ich wollte Weltmeister werden und das ist mir mit Ferrari gelungen. Ich habe mich gut amüsiert und die Dinge so gemacht, wie ich es wollte. Selbst wenn ich könnte, würde ich nichts an meiner Laufbahn ändern“, meint der Alfa-Romeo-Pilot, der durch seine einsilbigen Antworten manchen TV-Reporter zur Verzweiflung brachte.
„Ich weiß, was ich tue, also sei still“, lautete eine von vielen kuriosen Reaktionen Räikkönens auf Funksprüche seiner Renningenieure, welche mittlerweile Kultstatus erreicht haben. Nicht nur diese werden noch lange in Erinnerung bleiben.
Ich weiß, was ich tue, also sei still. Kimi Räikkönen