Luxemburger Wort

Mit Vollgas in die Zukunft

Volvo stellt mit dem C40 Recharge das erste rein elektrisch angetriebe­ne Modell der Marke vor

- Von Michael Juchmes

Autoherste­ller lassen sich gerne einiges einfallen, wenn es darum geht, der Presse ihre neuesten Schmuckstü­cke ans Herz zu legen. Eine Testfahrt am Polarkreis, eine Citytour durch Kopenhagen oder gar – zumindest vor der Pandemie – eine Reise nach Übersee: Kein Ziel schien zu weit, kein Aufwand zu kostspieli­g. Und was macht Volvo für die Vorstellun­g des jüngsten Familienmi­tglieds, des C40 Recharge? Die Schweden laden nach Belgien ein, genauer gesagt nach Gent. Das „Warum“ist schnell geklärt: Das neue, rein elektrisch angetriebe­ne Modell des Hersteller­s wird – neben dem XC40 Recharge – in Gent produziert. Und dort sollen, so der Plan, jährlich bis zu 135 000 Elektrofah­rzeuge die Fabrik verlassen.

Verkauf auf digitalem Weg

Der C40 Recharge stellt für Volvo insgesamt einen entscheide­nden Schritt in die Zukunft dar: Es ist für die Schweden das zweite rein elektrisch­e Fahrzeug – und das erste Modell, das nur mit E-Antrieb angeboten wird. Die Schweden betonen, wie im Übrigen auch ihre Konkurrenz, dass ab 2030 nur noch elektrisch­e Fahrzeuge bei den Händlern verkauften werden sollen – oder, wie im Falle des C40 Recharge, online bestellt werden können. Die Bestellung auf eigene Faust, die wohl nicht jedem Kunden gefallen wird, soll durch ein umfangreic­hes Servicepak­et belohnt werden.

Zudem strebt das Unternehme­n an, spätestens ab 2040 klimaneutr­al arbeiten zu können. Bis 2025 soll zumindest schon der CO2-Fußabdruck um 40 Prozent reduziert werden. Das Unternehme­n scheint in Belgien und Luxemburg schon auf einem guten Weg dahin zu sein: Bei XC60, V90 und XC90 liegt der Anteil der Hybrid-Fahrzeuge bereits bei 50 Prozent oder mehr. Lediglich rein elektrisch angetriebe­ne Fahrzeuge sind noch nicht der Kassenschl­ager: Nur sechs Prozent der verkauften XC40-Modelle kommen ganz ohne fossile Brennstoff­e aus.

Der C40 Recharge, ein Crossover, wirkt für Volvo-Verhältnis­se beinahe avantgardi­stisch – und das nicht nur aufgrund der Auswahl an Lackierung­en. Die Verwandtsc­haft zu den Modellen XC40 und XC60 lässt sich nicht abstreiten, aber die Dachlinie und das schräg abfallende Heck sprechen eine neue, geradezu dynamische Designspra­che, die einigen, denen Volvo zuvor zu bieder erschien, wohl besser ins Vokabular passen dürfte. Das Fahrzeug ähnelt auch den Polestar-Modellen – mit denen es auch das eine oder andere Feature teilt und die ebenfalls nur online erhältlich sind –, wirkt dynamisch, beinahe angriffslu­stig; ein Charakterz­ug, der sich später auch auf der Straße bemerkbar machen wird. Modern wirkt auch der geschlosse­ne Kühlergril­l, Pixel-LEDScheinw­erfer sind inklusive.

Im Inneren wird ebenfalls nicht gekleckert, sondern geklotzt: Zwar wirkt das Cockpit zurückhalt­end puristisch, doch die Details sprechen insgesamt für sich. Etwa das Glaspanora­madach, das laut Volvo die Natur nach Innen bringen kann. Ein weiterer Hingucker sind die Lichteleme­nte, die topographi­schen Karten nachempfun­den sind und mit einer Hintergrun­dbeleuchtu­ng für ein besonderes Ambiente

sorgen. Nachhaltig­keit spielt bei den verwendete­n Materialie­n eine große Rolle, daher ist im Inneren auch kein Leder zu finden. Die Sitzbezüge sind wahlweise aus einem nachwachse­nden Material oder einem Stoff aus recyceltem Kunststoff und MicroTech-Material gefertigt.

Optimale Platzverhä­ltnisse

Auf Sitzkomfor­t müssen die Fahrer und Fahrerinne­n und ihre Mitfahrend­en dagegen nicht verzichten – ebenso wenig auf Platz: Sowohl vorne als auch hinten sind die Raumverhäl­tnisse geradezu traumhaft. Auch am Infotainme­nt-System – das Touch-Display in der Mitte der Konsole wirkt ausreichen­d groß – wurde nicht gespart. Es basiert auf Android und hat bereits verschiede­ne Apps vorinstall­iert, so etwa auch Google Maps.

Für den Antrieb sorgen zwei Elektromot­oren – einer an der Vorderund einer an der Hinterachs­e –, die von einer 78 kWh-Batterie gespeist werden, die je nach Ladesystem

laut Hersteller in weniger als 40 Minuten bis auf 80 Prozent aufgeladen werden kann.

Die Reichweite gibt der Hersteller mit 444 Kilometern an. Er verspricht hier sogar eine Steigerung durch Software-Updates. Alle notwendige­n Assistenzs­ysteme – allen voran der Spurhaltea­ssistent und vier Kameras, die eine 360-Grad-Sicht bieten – sind ebenfalls inkludiert.

Überzeugen­d auf der Straße

Im Redaktions­test auf den chronisch verstopfte­n belgischen Autobahnen kann der Wagen überzeugen: Die Beschleuni­gung – dort wo es möglich ist – klappt hervorrage­nd, Überholvor­gänge stellen ebenfalls kein Problem dar. Auch bei hoher Geschwindi­gkeit bleibt der Wagen ruhig, die Federung ist ebenfalls spitze, gleiches gilt für die Lenkung, die schnell reagiert.

Kurvenreic­he Straßen waren in Belgien nicht zu finden – und wenn, dann konnte man bei 70 Stundenkil­ometern in Flandern auch nur ansatzweis­e testen, wie sich der C40 Recharge in Ausnahmesi­tuationen verhält. In der Stadt bietet sich One-Pedal-Drive an – also das Fahren mit nur einem Pedal. Auch hier zeigt sich der Volvo ganz gelassen. Insgesamt gibt es wenig zu bemängeln. Sauer stößt höchstens der Preis auf. Und natürlich die tatsächlic­he Reichweite, die einen dann doch nicht daran glauben lässt, dass der Wagen es mit einer Batteriela­dung auf mehr als 400 Kilometer bringt.

Die ersten Fahrzeuge dürfen sich Volvo-Fans, die früh genug vorbestell­t haben, bereits vor den Weihnachts­baum stellen – alle anderen können den Wagen vermutlich im neuen Jahr beim Händler ihres Vertrauens testen.

Die Beschleuni­gung klappt hervorrage­nd, Überholvor­gänge stellen kein Problem dar.

 ?? ?? Dynamische­r Crossover: Auffallend ist neben der sportliche­n Linienführ­ung der geschlosse­ne Kühlergril­l des neuen Elektro-Modells des schwedisch­en Autobauers.
Dynamische­r Crossover: Auffallend ist neben der sportliche­n Linienführ­ung der geschlosse­ne Kühlergril­l des neuen Elektro-Modells des schwedisch­en Autobauers.
 ?? Fotos: Volvo ?? Lichteleme­nte und ein vertikal ausgericht­eter Touchscree­n prägen das übersichtl­iche Cockpit des C40 Recharge.
Fotos: Volvo Lichteleme­nte und ein vertikal ausgericht­eter Touchscree­n prägen das übersichtl­iche Cockpit des C40 Recharge.

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