Luxemburger Wort

„Ich konzentrie­re mich auf Beine und Rumpf“

Howard Carpendale über sein neues Weihnachts­album, das tägliche Fitnesspro­gramm und seinen Enkel Mads

- Interview: Steffen Rüth Ob Sie selbst backen. Sie haben also ein Weihnachts­mann-Kostüm.

Zum dritten Mal in drei Jahren hat sich Howard Carpendale mit dem Londoner Royal Philharmon­ic Orchestra für eine Albumaufna­hme zusammenge­tan. Das Ergebnis heißt „Happy Christmas“und ist eine ausgesproc­hen hörenswert­e und mit viel Liebe zum Detail aufgenomme­ne Weihnachts­platte. Das „Luxemburge­r Wort“unterhielt sich mit dem 75-jährigen Sänger über das abgelaufen­e Jahr, die angespannt­e politische Lage, das Impfen und über seine Rolle an Heiligaben­d.

Howard Carpendale, Sie haben vor einem Jahr berichtet, dass sie zwölf Kilo abgespeckt haben und gesagt: „Zehn Kilo müssen noch runter“. Wie sieht es jetzt aus?

Ich habe das Gewicht gehalten. Nicht zugenommen, aber auch nicht weiter abgenommen. Vermelden kann ich, dass ich einen Personal Trainer habe, den ich ein bis zwei Mal die Woche treffe. Darüber hinaus schreibt er mir ständig E-Mails, ob ich auch meinen Pflichtübu­ngen nachkomme. Ich antworte ihm: „So gut ich kann.“Ich muss für meine Tour, die im Februar hoffentlic­h stattfinde­t, noch ein bisschen fit werden und das Training ein wenig anziehen. Wenn du drei Stunden auf der Bühne stehst, gehört eine gute Kondition dazu.

Haben Sie unter Ihren Pflichtübu­ngen welche, die Sie besonders gern machen?

Ab einem gewissen Alter müssen Menschen in erster Linie ihren Unterkörpe­r trainieren, denn der wird als erstes schlapp. Ich konzentrie­re mich also auf die Beine und den Rumpf. Und natürlich die Ausdauer. Kugelstoße­r hingegen muss ich nicht mehr werden.

„Happy Christmas“ist das Gegenteil einer Pflichtübu­ng. Auf Ihrem Weihnachts­album singen und klingen sie ausgesproc­hen beseelt und feierlich. Wann mussten Sie sich für das stimmungsv­olle Werk in Weihnachts­laune bringen?

Mitten im Sommer, im Juli. Aber das ist mir überhaupt nicht schwergefa­llen, denn ich habe mit diesem Album ein ganz großes Ziel verfolgt.

Welches denn?

Bei einer Weihnachts­platte hast du gegenüber dem Publikum eine große Verantwort­ung. Du willst die Nummern so interpreti­eren, dass sie etwas Neues, etwas Außergewöh­nliches ergeben. Schließlic­h gibt es ja schon tausend andere Weihnachts­alben. Ich denke, das ist uns hervorrage­nd gelungen. Das Royal Philharmon­ic Orchestra spielt die Arrangemen­ts so, wie ich es noch nie gehört habe. Und auch mit meinem Gesang bin ich glücklich – obwohl ich mich bei den Aufnahmen ganz schön unter Druck gesetzt habe.

Warum?

„Happy Christmas“soll nicht nur ein Jahr lang aktuell sein. Ich wünsche mir, dass dieses Album Jahr für Jahr in den Familien gespielt wird. Dass es im Hintergrun­d läuft, wenn Menschen zusammenko­mmen. Dass es vielleicht so etwas wie ein Klassiker wird. Ich würde heute jedenfalls keinen Ton mehr an „Happy Christmas“ändern wollen.

Sind Sie selbst ganz gut durch das Jahr 2021 gekommen?

Es fällt mir nicht so leicht, darüber zu sprechen, denn meine Familie gehörte eher zu denen, die Glück hatten. Es gefällt mir nicht zu sagen „Ich habe sehr unter der Situation gelitten“, da Millionen von Menschen weit mehr gelitten haben als ich. Trotzdem muss ich sagen, dass ich mir diesen späten Zeitpunkt meiner Karriere wirklich nicht so vorgestell­t habe. Alle paar Monate mussten wir die Konzerte verschiebe­n, momentan habe ich die gewisse Hoffnung, dass es ab Februar unter der 2GRegel endlich klappt. Aber wir sind ja auch selbst ein Stück weit schuld an der Situation.

Weil sich nicht alle, die können, auch impfen lassen?

Ja, natürlich. Wir haben eine Impfung, doch statt diese Impfung als großes Geschenk zu betrachten, haben wir eine Auseinande­rsetzung daraus gemacht. Dieser Hass gegen das Impfen, diese radikale Antistimmu­ng gerade in den sozialen Medien, das ist schon sehr traurig. Dazu kommt, dass die Kommunikat­ion zwischen der Politik und den Menschen nicht optimal war, um es vorsichtig zu formuliere­n. Nicht nur in Deutschlan­d, sondern auch in meiner alten Heimat USA. Das Impfen ist vielerorts ein politische­s Thema geworden, was ein absoluter Wahnsinn ist.

Sie haben mehrere Jahre in Florida gelebt. Sind Sie eigentlich froh, dort wieder weg zu sein?

Ich kann mir überhaupt nicht mehr vorstellen, in Amerika zu leben.

Aber hinfliegen können Sie jetzt wieder und Ihren Sohn Cass besuchen, der in Pittsburgh lebt.

Wir zoomen zwei Mal am Tag, aber persönlich habe ich Cass seit Corona nicht gesehen. Das ist sehr schade. Ich versuche gerade, ihn zu überreden, hierher zu kommen. Nicht nur für ein paar Tage über Weihnachte­n, sondern länger. Ich glaube, es täte ihm gut, das Gefühl von Europa mal wieder zu spüren.

Wie waren eigentlich die Weihnachts­feste in Ihrer Kindheit?

Die waren immer sehr schön. Unsere Familie war zu fünft, und in Südafrika feiert man Weihnachte­n anders als in Deutschlan­d, mehr wie Karneval. Auch in Deutschlan­d haben wir es geschafft, jedes Jahr zusammen zu feiern. Auch Claudia, schon lange meine Ex-Frau und die Mutter von Wayne, ist immer mit dabei. Nur, dass Cass wohl zum zweiten Mal nicht dabei ist, macht mich traurig. Aber vielleicht gelingt es mir ja noch, ihn herzulocke­n.

Haben Sie Weihnachts­rituale?

Bei uns ist es nicht so viel anders als in den meisten Familien. Wir kommen am 24. Dezember zusammen, und verbringen auch den 25. gemeinsam. Ich genieße die Zeit im Kreis der Menschen, die ich mag und liebe.

In der Fanbox von „Happy Christmas“sind auch vier Plätzchenb­ackformen enthalten. Backen Sie selbst auch?

Ob ich was?

Wie geht das denn? (lacht) Nein, ich habe noch nie gebacken. Meine Frau Donnice schmeißt mich immer aus der Küche.

Sie scheinen darüber nicht traurig zu sein?

Nein. Wir sind seit 41 Jahren zusammen und haben unseren Weg gefunden. Donnice würde an dieser Stelle sagen „Wenn Howard in der Küche ist, habe ich das Gefühl, ich komme zu nichts.“(lacht)

Ich habe noch nie gebacken. Meine Frau Donnice schmeißt mich immer aus der Küche.

Ich habe mir diesen späten Zeitpunkt meiner Karriere nicht so vorgestell­t.

Singen Sie denn wenigstens unterm Baum?

Also, ich werde mir sicherlich mein Santa-Claus-Kostüm anziehen und Mads ein bisschen bespaßen.

Ihr Enkel ist drei. Meinen Sie, das funktionie­rt noch?

Irgendwann wird er merken, wer Santa in Wirklichke­it ist. Dieses Jahr glaube ich noch nicht. Ich bin auch nicht böse, wenn er es irgendwann geschnallt hat, denn diese halbe Stunde in dem Kostüm und mit der tiefen Stimme ist echt anstrengen­d. (lacht)

Wayne hat eins. Ich komme seiner Bitte gerne nach, es anzuziehen. Was das Singen angeht: Das passiert spontan. Irgendjema­nd fängt meistens an zu tanzen und zu singen und fordert die anderen auf, mitzumache­n.

Wie kommt es denn, dass Mads auf dem Song „Ein Weihnachts­lied“zu hören ist? Er sagt den

Satz „Happy Christmas an alle zusammen“.

Glauben Sie mir, auch das war nicht geplant, sondern ein absoluter Zufall. Wayne wohnt in der Nähe des Studios, in dem ich aufgenomme­n habe. Er kam eines Nachmittag­s rüber, hatte Mads dabei, und als Mads mich singen sah, wollte er sofort auch ans Mikrofon. Wir fanden das ganz süß, gerade weil es in dem Lied ja auch um ihn geht.

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Foto: Moritz „Mumpi“Künster/Monsterpic Howard Carpendale siedelte 1966 von Südafrika nach Europa über. Seine erste Schallplat­te mit dem Titel „Lebensläng­lich“erschien nur kurze Zeit später.

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