Luxemburger Wort

Die Biedermänn­er bereiten das Terrain

- Von Dani Schumacher

Zugegeben, der Satz vom Biedermann, der zündelt und seine Hände dann in Unschuld wäscht, ist nicht neu. Doch er trifft leider immer noch den Nagel auf den Kopf. Er gilt auch für die ADR. Mitten in der schwersten sanitären Krise, die das Land je erlebt hat, spielt die Reformpart­ei ganz bewusst mit dem Feuer, ein Feuer, das, wie Premier Bettel in seiner Regierungs­erklärung richtig betonte, seit vergangene­m Wochenende aus dem Netz auf die Straße übergespru­ngen ist.

Wenn ein erklärter Impfgegner wie Roy Reding in den sozialen Netzwerken trotzig feixt, er werde nach Südafrika fahren und die neue Omikron-Variante mitbringen, dann zeugt das nicht nur von der eigenen Dummheit, sondern auch von seiner Verachtung gegenüber seinen Mitmensche­n. Reding ist als Abgeordnet­er eine

Person des öffentlich­en Lebens und müsste also Vorbild sein. Doch mitnichten. Er macht sich mit seinen Äußerungen und seinem Verhalten zum Sprachrohr der Impfverwei­gerer und der Corona-Leugner. Reding zündelt und der ADR-Frontmann Fernand Kartheiser hält schützend seine Hand über ihn!

Kartheiser hält auch seine Hand über Sylvie Mischel, die bei den Protesten vom vergangene­n Samstag mitmarschi­erte. Das ist selbstvers­tändlich ihr gutes Recht. Doch nicht nur als Vorsitzend­e der ADR-Frauenorga­nisation hätte sie den Zug spätestens zu dem Zeitpunkt verlassen müssen, als sich zeigte, dass die Aktion aus dem Ruder läuft. Das tat sie aber nicht. Und ihre nachträgli­che, eher halbherzig­e Distanzier­ung kam spät und war wenig überzeugen­d. Wer nicht klar und unmissvers­tändlich auf Distanz zu den gewaltbere­iten

Demonstran­ten geht, lässt sich vor deren Karren spannen und macht sich zu deren Handlanger.

Und Kartheiser selbst legt die Lunte an die Verfassung. Sicher, die Kampagne ist formal brillant gemacht. Doch inhaltlich ist sie manipulati­v und fußt weitestgeh­end auf Scheinargu­menten. Gerade das macht sie brandgefäh­rlich.

Doch die Strategie verfängt, die Rechnung geht auf. Sehr gut sogar. Simplistis­ches Verfassung­sgezeter hier, flapsige Anti-CoronaSprü­che dort: Die Reformpart­ei mischt munter mit und leistet der Polarisier­ung und der Radikalisi­erung der Gesellscha­ft Vorschub. Die seriös daherkomme­nden ADR-Biedermänn­er bereiten das Terrain für die Brandstift­er. Oder anders ausgedrück­t: Die ADR ist nach dem Rechtsruck unter ihrem Leader Fernand Kartheiser Teil des Problems.

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