Luxemburger Wort

Die Reportage

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Er sitzt vor einer Bar in Chisinau, das Bier in der einen Hand, in der anderen eine Zigarette und schnauzt: „Scheiß-Mathematik­er, die uns den Untergang vorhersage­n.“Aber dann sagt er eben auch, es seien die Humanisten, die die Welt verändern wollten und es seien die Humanisten, die daher die „gefährlich­sten Menschen auf diesem Planeten“seien in diesen Zeiten. Nachsatz: „Diese Scheiß-Romantiker“.

Sonderbare Zeiten

Nein, Petru ist kein Romantiker. Er nennt sich selbst einen Mann der Zahlen. Er ist Unternehme­r. Und er sieht sich als Pragmatike­r. „Wir leben in der Zeit von“, es folgt eine Pause, er zieht an seiner Zigarette, schnippt sie weg, lässt den Blick schweifen. Dann: „Keine Ahnung was für Zeiten“.

Sonderbare Zeiten sind es in der Tat, die Moldawien erlebt. Die Pandemie ist einhergega­ngen mit einem geopolitis­chen Richtungss­treit in dem Land selbst wie auch um das Land. Derzeit liefert Russland kein Gas. Und wie mit dem Brennstoff für Heim und Herd hat es sich auch mit den Impfstoffe­n verhalten. „Impfkrieg“, „ImpfstoffK­rieg“, „Pharma-Weltkrieg“– so die diversen Bezeichnun­gen von Moldauern selbst für das, was sich in ihrem Land seit Beginn der Pandemie abspielt. Petru nennt es: eine durch und durch „kommerzial­isierte Krankheit“.

Alle haben sie geliefert, die Staaten, die ihre politische­n Interessen in Moldawien verfolgen: Rumänien, Russland, Deutschlan­d, die USA und auch über den UNVerteilu­ngsmechani­smus Covax kamen Vakzine ins Land. Alles ist da: Astrazenec­a, Pfizer, Johnson & Johnson, Senovac und auch Sputnik gab es. Nur: An Abnehmern mangelt es. Die Impfkampag­ne steht praktisch still. Und das bei einer Durchimpfu­ngsrate von maximal 30 Prozent.

Angst, Misstrauen, Ablehnung

Ob man die Operation in Moldawien denn als Erfolg sehe, lässt die WHO-Vertretung in Chisinau so auch unbeantwor­tet. Alle Wege der Impfstoffv­erteilung seien wichtig, heißt es. Man sei entschloss­en,

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