Im Dienste aller Kinder
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef begeht am Samstag sein 75-jähriges Bestehen
Es ist keine schöne Nachricht, die das UN-Kinderhilfswerk Unicef in den Tagen ihres 75-jährigen Bestehens zu verkünden hat. Laut einer Studie hat die Corona-Pandemie weltweit zusätzlich 100 Millionen Kinder in Armut gestürzt. Das seien innerhalb von weniger als zwei Jahren zehn Prozent mehr, berichtete die Organisation am Donnerstag.
Schon vor der Pandemie hatten eine Milliarde Kinder weltweit nicht ausreichend Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Unterkünften, Ernährung, sanitären Einrichtungen oder sauberem Wasser gehabt. Eine solche Krise habe es in den 75 Jahren seit der Gründung von Unicef am 11. Dezember 1946 in New York noch nicht gegeben.
In seinen Anfängen versorgte der United Nations Children's Fund hungernde und frierende Kinder im kriegszerstörten Europa mit Milch, Lebertran und warmer Kleidung. Das Mandat von Unicef war damals auf sieben Jahre terminiert. Angesichts der weltweiten Missstände wurde es unbegrenzt verlängert.
So wird die Aufgabe von Unicef in den 1950er-Jahren um die Entwicklungshilfe erweitert: Nach der Überwindung der größten Not in Europa setzt die Organisation alles daran, das Elend der Kinder in der sogenannten „Dritten Welt“zu lindern. In den 1960er-Jahren baut Unicef die Entwicklungsarbeit weiter aus. Für ihre auf die Bedürfnisse von Kindern und Frauen spezialisierten Entwicklungs- und Nothilfeprogramme wird das Kinderhilfswerk 1965 mit dem Friedensnobelpreis geehrt – als erste Organisation überhaupt. In den 1970er-Jahren entwickelt Unicef ... Sandra Visscher, die seit über 20 Jahren bei Unicef Luxemburg arbeitet und seit 2003 Direktorin ist. Das Luxemburger Komitee wurde am 14. Februar 1979 gegründet. Momentan sind dort insgesamt 13 Mitarbeiter beschäftigt.
Bildung ist eine der Hauptaufgaben von Unicef.
die orale Rehydratationstherapie – eine Mischung aus Salzen und Glukose, die es ermöglicht, an schwerem Durchfall erkrankten Kindern rasch wieder Flüssigkeit zuzuführen. Die britische Zeitschrift „The Lancet“spricht von der „vielleicht größten Erfindung des 20. Jahrhunderts“.
Die 1980er-Jahre sind geprägt von einem Meilenstein für die Rechte von Kindern weltweit: Die Vereinten Nationen verabschieden 1989 die UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Sie garantiert jedem Kind das Recht auf Überleben, Entwicklung, Schutz und Beteiligung. Dieses weltweite „Grundgesetz“für Kinder ist bis heute die wichtigste Grundlage der Arbeit des Kinderhilfswerks.
1990 versammelt Unicef 70 Staats- und Regierungschefs auf dem ersten Weltkindergipfel in
New York. Angesichts der humanitären Katastrophen in Ruanda und Jugoslawien hilft Unicef mit Impfstoffen und anderen Hilfsgütern.
Im Jahr 2000 verabschieden die Vereinten Nationen die Millenniumsziele: unter anderem die Überwindung von Armut, mehr Bildung und Frieden. Die 2000erJahre werden auch geprägt von dem verheerenden Tsunami im Dezember 2004 in Asien, dem über 200 000 Menschen zum Opfer fallen. Unicef leistet umfassende Notund Wiederaufbauhilfe in einer der größten Hilfsaktionen seiner Geschichte.
Im September 2015 verabschiedet die Weltgemeinschaft neue nachhaltige Entwicklungsziele. Erstmals verpflichten sich damit Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer gemeinsam auf konkrete Ziele für wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung. 2016 sieht sich Unicef mit einem seit der Gründung nicht mehr dagewesenen Ausmaß humanitärer Krisen und Gewalt gegen Kinder konfrontiert. Die Zahl der Flüchtlinge erreicht ihren Höhepunkt seit dem Zweiten Weltkrieg.
Rekordbudget für 2022
Aktuell halten mehrere Krisen die Welt in Atem: die Corona-Pandemie, der Klimawandel, umfassende sozioökonomische Probleme, eine Zunahme der Armut und der damit verbundenen Ungleichheiten ... Das Ziel von Unicef bleibt dabei dasselbe: Jedem Kind in den über 190 Ländern helfen, in denen das Kinderhilfswerk mit seinen rund 15 000 Mitarbeitern und zahllosen ehrenamtlichen Helfern aktiv
Schulgebäude nicht mehr steht. Unser größter Erfolg ist – wie bereits gesagt – die Resilienz. Wir sind bei Notfällen immer schon vor Ort, wir sind vorbereitet und demnach sofort einsatzbereit. Und wir beteiligen uns anschließend beim Wiederaufbau. Resilienz hat alle anderen Erfolge ermöglicht. ist. Im Jahr 2020 sammelt Unicef weltweit sieben Milliarden US-Dollar Spendengelder. In Luxemburg werden im vergangenen Jahr 5,8 Millionen Euro gesammelt – trotz der Corona-Pandemie eine Rekordsumme. 2021 werden voraussichtlich noch mehr Mittel hierzulande eingehen.
Für 2022 hat Unicef ein Rekordbudget aufgestellt. Die Organisation bittet um Spenden im Umfang von 9,4 Milliarden US-Dollar (8,35 Milliarden Euro). Das sind 31 Prozent mehr, als sie für 2021 vorgesehen hatte. Denn ein Ende der Krisen ist nicht in Sicht.