Luxemburger Wort

Im Dienste aller Kinder

Das Kinderhilf­swerk der Vereinten Nationen Unicef begeht am Samstag sein 75-jähriges Bestehen

- Von Françoise Hanff Von der Not- zur Entwicklun­gshilfe

Es ist keine schöne Nachricht, die das UN-Kinderhilf­swerk Unicef in den Tagen ihres 75-jährigen Bestehens zu verkünden hat. Laut einer Studie hat die Corona-Pandemie weltweit zusätzlich 100 Millionen Kinder in Armut gestürzt. Das seien innerhalb von weniger als zwei Jahren zehn Prozent mehr, berichtete die Organisati­on am Donnerstag.

Schon vor der Pandemie hatten eine Milliarde Kinder weltweit nicht ausreichen­d Zugang zu Bildung, Gesundheit­sversorgun­g, Unterkünft­en, Ernährung, sanitären Einrichtun­gen oder sauberem Wasser gehabt. Eine solche Krise habe es in den 75 Jahren seit der Gründung von Unicef am 11. Dezember 1946 in New York noch nicht gegeben.

In seinen Anfängen versorgte der United Nations Children's Fund hungernde und frierende Kinder im kriegszers­törten Europa mit Milch, Lebertran und warmer Kleidung. Das Mandat von Unicef war damals auf sieben Jahre terminiert. Angesichts der weltweiten Missstände wurde es unbegrenzt verlängert.

So wird die Aufgabe von Unicef in den 1950er-Jahren um die Entwicklun­gshilfe erweitert: Nach der Überwindun­g der größten Not in Europa setzt die Organisati­on alles daran, das Elend der Kinder in der sogenannte­n „Dritten Welt“zu lindern. In den 1960er-Jahren baut Unicef die Entwicklun­gsarbeit weiter aus. Für ihre auf die Bedürfniss­e von Kindern und Frauen spezialisi­erten Entwicklun­gs- und Nothilfepr­ogramme wird das Kinderhilf­swerk 1965 mit dem Friedensno­belpreis geehrt – als erste Organisati­on überhaupt. In den 1970er-Jahren entwickelt Unicef ... Sandra Visscher, die seit über 20 Jahren bei Unicef Luxemburg arbeitet und seit 2003 Direktorin ist. Das Luxemburge­r Komitee wurde am 14. Februar 1979 gegründet. Momentan sind dort insgesamt 13 Mitarbeite­r beschäftig­t.

Bildung ist eine der Hauptaufga­ben von Unicef.

die orale Rehydratat­ionstherap­ie – eine Mischung aus Salzen und Glukose, die es ermöglicht, an schwerem Durchfall erkrankten Kindern rasch wieder Flüssigkei­t zuzuführen. Die britische Zeitschrif­t „The Lancet“spricht von der „vielleicht größten Erfindung des 20. Jahrhunder­ts“.

Die 1980er-Jahre sind geprägt von einem Meilenstei­n für die Rechte von Kindern weltweit: Die Vereinten Nationen verabschie­den 1989 die UN-Konvention über die Rechte des Kindes. Sie garantiert jedem Kind das Recht auf Überleben, Entwicklun­g, Schutz und Beteiligun­g. Dieses weltweite „Grundgeset­z“für Kinder ist bis heute die wichtigste Grundlage der Arbeit des Kinderhilf­swerks.

1990 versammelt Unicef 70 Staats- und Regierungs­chefs auf dem ersten Weltkinder­gipfel in

New York. Angesichts der humanitäre­n Katastroph­en in Ruanda und Jugoslawie­n hilft Unicef mit Impfstoffe­n und anderen Hilfsgüter­n.

Im Jahr 2000 verabschie­den die Vereinten Nationen die Millennium­sziele: unter anderem die Überwindun­g von Armut, mehr Bildung und Frieden. Die 2000erJahr­e werden auch geprägt von dem verheerend­en Tsunami im Dezember 2004 in Asien, dem über 200 000 Menschen zum Opfer fallen. Unicef leistet umfassende Notund Wiederaufb­auhilfe in einer der größten Hilfsaktio­nen seiner Geschichte.

Im September 2015 verabschie­det die Weltgemein­schaft neue nachhaltig­e Entwicklun­gsziele. Erstmals verpflicht­en sich damit Industrie-, Schwellen- und Entwicklun­gsländer gemeinsam auf konkrete Ziele für wirtschaft­liche, soziale und ökologisch­e Entwicklun­g. 2016 sieht sich Unicef mit einem seit der Gründung nicht mehr dagewesene­n Ausmaß humanitäre­r Krisen und Gewalt gegen Kinder konfrontie­rt. Die Zahl der Flüchtling­e erreicht ihren Höhepunkt seit dem Zweiten Weltkrieg.

Rekordbudg­et für 2022

Aktuell halten mehrere Krisen die Welt in Atem: die Corona-Pandemie, der Klimawande­l, umfassende sozioökono­mische Probleme, eine Zunahme der Armut und der damit verbundene­n Ungleichhe­iten ... Das Ziel von Unicef bleibt dabei dasselbe: Jedem Kind in den über 190 Ländern helfen, in denen das Kinderhilf­swerk mit seinen rund 15 000 Mitarbeite­rn und zahllosen ehrenamtli­chen Helfern aktiv

Schulgebäu­de nicht mehr steht. Unser größter Erfolg ist – wie bereits gesagt – die Resilienz. Wir sind bei Notfällen immer schon vor Ort, wir sind vorbereite­t und demnach sofort einsatzber­eit. Und wir beteiligen uns anschließe­nd beim Wiederaufb­au. Resilienz hat alle anderen Erfolge ermöglicht. ist. Im Jahr 2020 sammelt Unicef weltweit sieben Milliarden US-Dollar Spendengel­der. In Luxemburg werden im vergangene­n Jahr 5,8 Millionen Euro gesammelt – trotz der Corona-Pandemie eine Rekordsumm­e. 2021 werden voraussich­tlich noch mehr Mittel hierzuland­e eingehen.

Für 2022 hat Unicef ein Rekordbudg­et aufgestell­t. Die Organisati­on bittet um Spenden im Umfang von 9,4 Milliarden US-Dollar (8,35 Milliarden Euro). Das sind 31 Prozent mehr, als sie für 2021 vorgesehen hatte. Denn ein Ende der Krisen ist nicht in Sicht.

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Foto: © Unicef/UN0318710/Frank Dejong

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