Die Welt vor dem Abgrund
In Ken Folletts Roman „Never“geht es vom Oval Office zu den Dörfern des Tschad und im wahrsten Sinne auch um alles
Wer wissen will, wie im Mittelalter eine Kathedrale entworfen, finanziert und schließlich gebaut worden ist, der vertiefe sich in Ken Folletts „Die Säulen der Erde“. Auch die darauf folgende „Jahrhundert-Saga“und die „Kingsbridge“-Reihe haben Millionen von Menschen auf der Welt fasziniert. Im neuen Roman „Never – Die letzte Entscheidung“stellt der englische Autor die Welt vor einen Abgrund.
Hauses ebenso wie in den Dörfern des Tschad. Dort ist ein als harmloser Zigarettenverkäufer getarnter US-Agent einem Komplott auf der Spur. Nordkoreaner und Chinesen planen einen gemeinsamen Angriff aus die Vereinigten Staaten. Dabei wird der Amerikaner getötet, ein Vergehen, das Pauline Green innenpolitisch unter Druck setzt. Während sich in China Nationalisten und Modernisierer um die Macht in Afrika streiten, spielen sich dort menschliche Tragödien ab, deren Ausmaß westliche Demokratien in ihren Grundfesten erschüttern: „Hier in Nordafrika bekämpften amerikanische Truppen muslimische Terroristen, deren Werte Gewalt, Engstirnigkeit und Angst waren. Ihre Gewalt trieb im Verein mit der Ausdehnung der Wüste Sahara nach Süden Menschen wie Kiah dazu, ihre Leben aufs Spiel zu setzen.
Angst vor dem Atomkrieg
In total überfüllten Schlauchbooten starten sie zu ihrer gefährlichen Reise über das Mittelmeer. Kiah, eine junge Witwe, versucht vergeblich, ihren Cousin Yusuf zu einer gemeinsamen Flucht zu überreden, um irgendwo in Europa mit ihrem kleinen Sohn Naji ein neues Leben zu beginnen. Doch Yusuf ist das Risiko zu groß. Er bleibt lieber bei seinen Schafen und nimmt in Kauf, dass seine Tiere eines nach dem anderen verdursten. „Plötzlich war ihr alles zu viel“, notiert Follett. „Kiah sackte zusammen, starrte über das seichte Wasser zu den schlammigen Inselchen. Wohin sie auch blickte, nirgends sah sie einen Funken Hoffnung.“Ken Follett, der für seine Bücher einen Stab von Mitarbeitern in einem englischen Landhaus beschäftigt, versucht nahe an der Wirklichkeit zu agieren. So kehrt er immer wieder zum Kern seines aktuellen Romans zurück, der Angst vor einem atomaren Krieg und der mannigfaltigen Gründe die zu ihm führen. „Wir dachten, die Gefahr eines Atomkriegs liegt hinter uns, und vor allem in Europa wurde die Zahl der atomaren Sprengköpfe reduziert“, schreibt er. „Wir wurden leichtsinnig. Es gibt heute mehr Atomwaffen denn je zuvor. Wir sind mit anderen Krisen befasst, etwa dem Klimawandel. Aber die Gefahr, die von Atomwaffen ausgeht, ist real und ebenso gefährlich, weil sie vom Radar der Aufmerksamkeit verschwunden ist.“
Wiederholt sich etwa, was im Jahre 1942 im hawaiianischen Pearl Harbor zum ewigen amerikanischen Trauma wurde, als eine Horde von japanischen Kampffliegern die Flotte der US-Navy versenkten? „Never“kann nicht versöhnlich enden, schon deshalb nicht, „weil hilflose Trauer Besitz vom Herzen einer amerikanischen Präsidentin genommen hatte.“
Ken Follett: „Never – Die letzte Entscheidung“, Lübbe-Verlag,
876 Seiten, 32 Euro.
Luxemburg. Dieses Wochenende wird ein wichtiger Meilenstein in der Neugestaltung des Hauptbahnhofs in Luxemburg-Stadt erreicht. Nach jahrelangen Arbeiten geht nun der vollkommen überarbeitete „Nordkopf“in Betrieb. Davon betroffen sind vor allem die beiden Bahnlinien, die nach Norden und nach Osten gehen.
Begonnen hatte alles mit der Verdoppelung der Gleise an dem sogenannten Viadukt Pulvermühle. 2009 hatten dort die Bauarbeiten begonnen, um den dortigen Flaschenhals am nördlichen Ende des Hauptbahnhofs zu beseitigen. Mitte Juni 2019 konnte die neue Brücke eingeweiht werden. Obwohl damit ein bedeutender Schritt in der Modernisierung gemacht war, standen noch weitere Baustellen an, die den Bahnreisenden so manche Unannehmlichkeit besorgt haben.
Ein Korridor zur Entflechtung
Besonders in den vergangenen Monaten standen die Züge auf der Moselstrecke zwischen Luxemburg und Contern still. Auch in den Sommerferien verkehrten zwischen dem Bahnhof Luxemburg und der Haltestelle PfaffentalKirchberg keine Züge. Die Ursache waren die Arbeiten an dem Bereich zwischen dem Viadukt und dem Bahnhof, der von der CFL als „Nordkopf“bezeichnet wird.
Der gesamte nördliche Bereich des Schienenplans wurde von Grund auf erneuert. Projektleiter Florent Puraye von den CFL erklärt die Hintergründe: „Ziel ist es, die Durchgängigkeit der Gleise für die Zukunft vorzubereiten. Um das Nadelöhr in Luxemburg zu entflechten, müssen die Gleise so gestaltet werden, dass die Züge der verschiedenen Linien sich möglichst nicht mehr kreuzen müssen.“Durch diese Maßnahmen entsteht auf der bereits jetzt viel befahrenen Strecke ein Nord-Süd Korridor, der unabhängig von den anderen Linien sein wird.
Parallel dazu wurden am Hauptbahnhof zwei neue, zusätzliche Bahnsteige angelegt, Quai 5 und 6 mit insgesamt vier neuen Gleisen. Erst durch den Abriss der ehemaligen Werkstätten auf Bonneweger Seite wurde dieser Ausbau ermöglicht.
Von diesem Sonntag an müssen sich Reisende auf der Nordstrecke sowie auf der Moselstrecke an neue Wege gewöhnen. Die Züge in und aus Richtung Ettelbrück halten dann auf Gleis 9 und Gleis 10 am Quai 4, während die Reisenden nach und aus Richtung Wasserbillig Quai 5 mit den Gleisen 11 und 12 benutzen. Die restlichen zwei Gleise am neuen Quai 6 sind allerdings nur von Süden her befahrbar und enden somit bei den Rotunden als Sackgasse.
André Feltz, Dienststellenleiter bei der CFL, erklärt die Hintergründe: „Diese beiden Gleise dienen vor allem als Reserve und kommen hauptsächlich bei Unregelmäßigkeiten zum Einsatz oder um Verkehrsspitzen abzudecken.“
Vereinfachter Zugang
Die neue Fußgängerbrücke vom Bahnhofsplatz bis nach Bonneweg ist derweil ebenfalls fertiggestellt. Der Anschluss an den Brückenkopf auf der Seite der Rocade ist in der Zwischenzeit vollendet. Die beiden Bauwerke gehören zwei
Bettemburg. An diesem Wochenende findet bei der CFL nicht nur der alljährliche Fahrplanwechsel statt, sondern es werden auch gleichzeitig Änderungen an den Infrastrukturen in Betrieb genommen. So wird am Bahnhof Bettemburg eine neue Fußgängerbrücke eröffnet.
Sie stellt die Verbindung vom Parkplatz neben dem Bahnhofsgebäude und den verschiedenen Bahnsteigen her. Die Brücke war seit Anfang des Jahres aus vorgefertigten Elementen zusammengefügt worden und während zwei Wochenenden im August in ihre
Position gehoben worden. Um einen barrierefreien Zugang zu den Zügen zu gewährleisten, wurden ebenfalls Aufzüge installiert. Durch die neue Passerelle am südlichen Ende der Bahnsteige wird die bestehende zentrale, schmale Unterführung entlastet, was zu einem Komfortgewinn für die Reisenden führen wird.
Spezieller Look hat einen Grund
Vor Ort sieht es so aus, als ob sich die Treppen nicht an den richtigen Stellen an den Quais befinden würden. So wurde am Gleis 6 eine provisorische Plattform angelegt, um den Anschluss zwischen Treppe und Bahnsteig herzustellen. Hier liegt aber nicht etwa eine Fehlkonstruktion vor. Ganz im Gegenteil, hier wurde hier weitsichtig gedacht: In den kommenden Jahren wird der Bahnhof nämlich umgebaut, was dazu führen wird, dass die Bahnsteige nicht mehr in ihren aktuellen Positionen verbleiben werden.
Die Breiten werden ebenfalls den neuesten Anforderungen angepasst, sodass die Treppen am Ende der Umbauarbeiten dort stehen, wo sie hingehören. fwa