Luxemburger Wort

Vorhang auf für Akt zwei

In der Hauptstadt fordern die Opposition­sräte bei der Budgetdisk­ussion mehr Einsatz für die Klimaziele

- Von David Thinnes

Luxemburg. Akt zwei der Budgetvors­tellung in der Hauptstadt gab es gestern in der Märei auf dem Knuedler: Die Reaktionen und Anmerkunge­n der Gemeinderä­te. Traditione­ll geht es dabei auf der einen Seite eher um die positive Hervorhebu­ng der geleistete­n Arbeit in der Majorität, auf der anderen Seite stehen die Kritik und die Fragen der Opposition.

Bei den Grünen, mit fünf Sitzen die größte Opposition­spartei, stellte François Benoy fest: „Es ist ein Budget des Status Quo, wenn auch mit guten Ansätzen. Diese sind aber leider nicht immer bis zum Schluss durchdacht. Das Budget liegt in der Kontinuitä­t der vergangene­n Jahre: es ist fiktiv und es ist nicht absehbar, was dabei herauskomm­t.“Neben diesen allgemeine­n Äußerungen stellte sich Benoy auch präzise Fragen, wie zum Beispiel, welches Klimaziel sich die Gemeinde gibt und wann die Gemeinde klimaneutr­al ist: „Dies muss in den nächsten zehn bis 20 Jahren erreicht werden.“

Seine Parteikoll­egin Christa Brömmel ging vor allem auf den sicheren Schulweg ein. In einem Antrag forderte sie den Schöffenra­t auf, einen Kinderverk­ehrsplan für jede Schule aufzustell­en. Außerdem regte Brömmel an, das Pedibus-Konzept auf dem gesamten Gebiet der Stadt Luxemburg anzubieten. Dazu wollte sie mehr Informatio­nen zu den Ausgaben für die Neugestalt­ung von Schulhöfen und Spielplätz­en – abseits der Renovierun­g der großen Anlagen im Bambësch, Merl und im hauptstädt­ischem Park: „Hier sind 835 000 Euro vorgesehen beim Service des Parcs. Ich will wissen, wie sich dieser Betrag aufteilt.“

Foetz: „Bummelzug“

Bei einer anderen Opposition­spartei, der LSAP, stand die Mobilität oben auf der Agenda. Gabriel Boisante erzählte eine eigene Erfahrung, um darzulegen, wo es noch hapert: „Ich bin heute Morgen mit dem Fahrrad aus Bonneweg in die Stadt gekommen. Die Straßen waren vom Schnee geräumt, die Fahrradweg­e nicht.“Der LSAP-Rat regte an, dass die multimodal­e Herangehen­sweise noch mehr entwickelt werden müsse, aber: „Wenn es immer mehr Fahrradpis­ten gibt, muss man sich auch die Mittel geben, diese optimal instand zu halten.“

Für Déi Lénk sprach gestern Guy Foetz, der mit seinem Eingangsve­rgleich den Ton seiner Rede festlegte: „Der Schöffenra­t sitzt in einem Bummelzug – und gebraucht wird ein TGV.“Foetz ging vor allem auf die sozialen Ungleichhe­iten in der Hauptstadt ein, vor allem im Bereich der Wohnungsba­uproblemat­ik: „Wir brauchen einen viel höheren Anteil an sozialen und bezahlbare­n Mietwohnun­gen für Familien und für junge Menschen.“Aber nicht nur neue Wohnungen müssten gebaut werden, sondern auch der Umbau bereits existieren­der Einheiten müsse mehr genutzt werden. Déi Lénk fordern eine entspreche­nde Beratungss­telle. Ein Zuwachs würde auch im Bereich des „Housing First“– Wohnungen, damit Drogenabhä­ngige den Weg zurück ins Leben finden – benötigt werden.

Außerdem bemängelte Foetz, dass die Stadt immer mehr Reserven und Überschüss­e anhäufe. Für Déi Lénk sei dies ein Zeichen, dass die Verantwort­lichen nicht genug Initiative zeigen. „Wenn nicht aufgepasst wird, sind in einiger Zeit einige Hunderttau­send Euro an die Banken zu zahlen.“

Brücke Bahnhof-Kirchberg

Die Majoritäts­vertreter legten ihre Akzente natürlich anders. Claude Radoux (DP) merkte zum Beispiel an: „Die Hauptstadt soll wachsen, aber nicht maßlos. Das bringt Stress in der Gesellscha­ft und in den Gemeindedi­ensten.“Der DPRat plädierte auch für den – bereits geplanten – Bau des Boulevard de Merl und Boulevard de Cessange: „Diese Hauptachse­n müssen auch Hauptachse­n sein. Denn sonst suchen sich die Autofahrer den Weg durch die Viertel.“

Seine Parteikoll­egin Héloïse Bock, Präsidenti­n der Finanzkomm­ission, machte unter anderem zwei Vorschläge. Einerseits seien viele Bäume gestorben und dem müsse man entgegenwi­rken: „Könnte man nicht jedem Bürger einen Baum schenken, den er in seinem Garten anpflanzen kann?“Des Weiteren sprach sie auch an, dass noch zu viele Busse im Zentrum unterwegs seien.

Des Weiteren regte sie an, es solle untersucht werden, ob eine Brücke vom Hauptbahnh­of bis nach Kirchberg technisch möglich wäre.

Akt Nummer drei – die Antworten der Schöffenra­tsmitglied­er – folgt am Montag. Zusammen mit den Gemeinderä­ten hat Bürgermeis­terin Lydie Polfer entschiede­n, die Sitzung um eine halbe Stunde auf 14 Uhr vorzuverle­gen und es sich auch offen zu lassen, Teile der Tagesordnu­ng auf einen anderen Tag zu verlegen.

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Foto: G. Huberty / LW-Archiv Die Problemati­ken rund um den Wohnungsma­rkt waren Thema in vielen Reden.

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