Unabsehbare Folgen
Fußballprofi Joshua Kimmich muss nach Corona-Infektion eine längere Pause einlegen
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Joshua Kimmich ist heiß, heiß auf sein Comeback nach Corona. „Ich brenne darauf, wieder richtig loszulegen“, schrieb der Mittelfeldstar von Bayern München bei Instagram. Allerdings wird Kimmich von den Folgen seiner Infektion erst einmal bis ins nächste Jahr ausgebremst, die Lunge macht ihm zu schaffen. Er müsse sich „noch ein bisschen gedulden“, so Kimmich.
Fußballer, Handballer, Basketballer, Formel-1-Fahrer, Triathleten, junge, fitte Athleten – Corona kann jeden treffen. Mit unabsehbaren Folgen. „Mein Rat: Wenn Sportler an Covid erkranken, müssen sie sich vorsichtig zurück an die alten Belastungen herantasten, um die Gefahr von Long Covid zu reduzieren“, sagt Sportmediziner Professor Wilhelm Bloch.
Long Covid. Kein ganz neues, aber immer noch ziemlich unterschätztes Problem unter Sportlern. Umso eindringlicher warnt Bloch. „Wir müssen das Thema sehr ernst nehmen. Long Covid wird Karrieren beenden – wann und wie oft, wird man sehen“, sagt der Experte von der Deutschen Sporthochschule in Köln: „Irgendwann kommen die Betroffenen an den Punkt und sagen: ,Ich schaffe das nicht mehr.‘“
Zwischen zehn und 15 Prozent der mit Corona Infizierten würden ein Long-Covid-Syndrom entwickeln: „Es tritt ein Blumenstrauß von Symptomen auf, etwa 200. Die häufigsten sind chronische Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, Störungen beim Herzschlag und Beeinträchtigungen bei der Konzentration“, beschreibt Bloch.
Stäblers Warnung an andere Sportler
Zahlreiche Spitzensportler, die in Deutschland aktiv sind, hat es schon getroffen: Jonathan Schmid vom SC Freiburg und Rune Jarstein von Hertha BSC etwa, oder Kanutin Steffi Kriegerstein und Ringer Frank Stäbler. Der dreimalige Weltmeister litt lange, lange Zeit, quälte sich mühsam zurück und holte tatsächlich OlympiaBronze. Seine Warnung an Kimmich: „Es wird ein steiniger Weg zum Comeback.“
Kimmich habe jetzt etwas, „was er noch nie hatte. Und das sehr schwierig einzuschätzen ist, weil medizinische Langzeitstudien fehlen“, sagte Stäbler, der zwischenzeitlich 20 Prozent seines Lungenvolumens verloren hatte, dem Nachrichtenportal „t-online“. Wie Bloch rät auch Stäbler Athleten, die sich mit Corona infiziert haben, sich die nötige Zeit zu nehmen. „In diesem Fall gilt: Viel hilft nicht viel“, sagte er: „Man braucht einfach eine Menge Geduld.“
Veränderung der roten Blutkörperchen
Denn es gibt viele Fälle, bei denen etwa der Ruhepuls auch nach zwei, drei Monaten mehr als fünf Schläge erhöht ist. „Nach ein paar Metern rast der Puls. Die Regeneration nach der Belastung ist eingeschränkt. Das ist für einen Sportler natürlich noch sehr viel einschneidender als für den Ottonormalverbraucher“, erklärt Bloch.
Untersuchungen hätten außerdem ergeben, dass manchmal auch Monate nach einer Infektion noch Veränderungen der roten Blutkörperchen zu erkennen sind. Die roten Blutkörperchen sorgen für den Sauerstofftransport in die Zellen und somit in die Muskeln, entscheiden für die Leistung auf dem Platz oder in der Halle.
Wie man sich schützen kann? Impfen, sagt der Experte. „Es gibt ja auch unter Sportlern immer noch Impfskeptiker und denen sage ich, dass Covid eine schwere Erkrankung ist, dass keiner davor geschützt ist“, sagt Bloch: „Die Impfung ist nicht ohne Nebenwirkungen, aber im Verhältnis zur Erkrankung viel, viel unproblematischer. Und das Risiko als Geimpfter an Long Covid zu erkranken, ist signifikant reduziert.“sid