Luxemburger Wort

Über die Grenzen hinaus

Der Luxemburge­r Verband sucht den Kontakt ins benachbart­e Ausland und denkt über neue Wege nach

- Von Joe Geimer

Ein Durchgang des Skoda-CrossCups in Arlon, Attert, Libramont oder Bastogne? Was zunächst wie eine Spinnerei klingt, ist auf den zweiten Blick nicht so abwegig. Und keinesfall­s unrealisti­sch. „Ich kann mir vorstellen, dass im kommenden Winter mindestens ein Rennen unserer Cyclocross-Serie in Belgien stattfinde­t.“Camille Dahm spricht von der benachbart­en Province de Luxembourg. Der Präsident des nationalen Radsportve­rbandes ist ganz begeistert von der Idee: „Es macht Sinn, sich zusammenzu­setzen, zu analysiere­n und zu beraten, was möglich ist. Wir wären ganz schön blöd, wenn wir nicht von den sich bietenden Möglichkei­ten profitiere­n würden.“

Die Idee einer engeren Zusammenar­beit zwischen dem Großherzog­tum und der Province de Luxembourg ist nicht neu. „Die gibt es schon länger. Genau wie es sie auch mit dem Saarland, Rheinland-Pfalz oder dem französisc­hen Grand Est gibt. Es wird stets von der Großregion gesprochen. Sie soll aber auch mit Leben gefüllt werden.“Dazu wollen die FSCL und die Sektion Luxemburg der Fédération Cycliste WallonieBr­uxelles ihren Teil beitragen.

Auf Initiative von Präsident Eric Pierre kam es vor wenigen Wochen in den Räumlichke­iten der FSCL zu einem Treffen mit Dahm, Koordinato­r Fränk Schleck, dem Technische­n Direktor Christian Helmig und Sekretär Florian Salzinger. „Der Gedankenau­stausch war sehr positiv. Am Ende der 90minütige­n Diskussion­en war für beide Parteien klar, dass eine Kooperatio­n Sinn macht.“Man will bald Nägel mit Köpfen machen. Zunächst geht es um den SkodaCross-Cup auf der einen und die G-Skin-Trophy auf der anderen Seite, eine belgische Mountainbi­ke-Rennserie, die 2022 mindestens acht Termine beinhalten wird.

Arden Challenge in Wiltz

„Die FSCL will Mountainbi­ke als Sportart fördern und Wettkämpfe in dieser Disziplin organisier­en. Wir haben die nötige Struktur, die sich um eine solche Manifestat­ion kümmern kann. Wir sehen daher eine enge Zusammenar­beit in dieser Angelegenh­eit vor. Auf der anderen Seite wollen wir Cyclocross als Sportart in unserer Provinz ausbauen. Die FSCL besitzt eine gut funktionie­rende Challenge. Wir hoffen, von der Erfahrung profitiere­n zu können“, erklärt Pierre in der belgischen Tageszeitu­ng „L'Avenir“.

FSCL-Präsident Camille Dahm und sein Team lassen sich etwas einfallen.

Dahm stimmt zu: „Wir kämpfen alle mit den gleichen Problemen. Wir sollten nicht engstirnig denken. Warum nicht zusammenar­beiten? Es macht doch keinen Sinn, sich gegenseiti­g auf den Füßen zu stehen und sich auszubrems­en. Wenn wir unsere Kalender anpassen, können beide Parteien dabei gewinnen.“Gut möglich demnach, dass schon 2022 ein Durchgang der G-Skin-Trophy auf Luxemburge­r Boden stattfinde­t.

Der klassische Radsport auf der Straße soll in Zukunft ebenfalls mittels vereinfach­ter Kommunikat­ion besser koordinier­t werden. Grenzüberg­reifende Zusammenar­beit gibt es bereits: Die erste Etappe der Arden Challenge, ein Rennen für Amateure, fand im September beispielsw­eise in Wiltz statt. Das wird im April kommenden Jahres erneut der Fall sein.

Dort waren 2021 auch die einheimisc­hen Jonk Léiwen mit dem Regionalte­am Luxemburg am Start. Dieser Truppe will man vermehrt die Möglichkei­t geben, bei Rennen in Belgien zu starten. Momentan erlauben die Reglemente das nur in eingeschrä­nkter Form.

Das wäre umso wichtiger, weil im Radsport die konkrete Gefahr besteht, dass mehrere Jahrgänge im Nachwuchsb­ereich verloren gehen. Die Pandemie hat der Petite Reine – nicht nur in Luxemburg aber eben auch – ganz schön zugesetzt. Der Kalender der Straßensai­son wird immer dünner, viele Clubs suchen händeringe­nd nach Freiwillig­en und es fehlt vorne und hinten an Trainern und anderen Personen, die sich engagieren und Verantwort­ung übernehmen.

Dahm weiß, wo der Schuh drückt. „Es ist keine einfache Situation. Aber wir sind gewillt, den Vereinen zumindest ein wenig entgegen zu kommen. Wir stehen als Verband finanziell ganz ordentlich da. Wir wollen den Clubs helfen.“

Kurze, abgesperrt­e Kurse

Damit bald die nächsten jungen Talente in die Fußstapfen von Bob Jungels und Kevin Geniets treten, sollen ganz gezielt die Kinder gefordert und gefördert werden. Youth-Cup heißt die neue Initiative. „Wir wollen dafür sorgen, dass zwischen März und Oktober an zehn bis zwölf Sonntagen Rennen für die Jüngsten auf kurzen, zwei bis drei Kilometer langen und abgesperrt­en Kursen organisier­t werden. Minimes, Cadets und Débutants

sollen sich austoben können, dies in ganz unterschie­dlichen Wettkämpfe­n wie Punkteoder Handicapre­nnen. Wir würden den interessie­rten Vereinen mit Mensch und Material unter die Arme greifen. Es geht einfach darum, dass im nationalen Kalender nicht während mehrerer Wochen nichts ansteht. Wenn die Kinder nicht fahren können, verlieren sie die Lust am Radsport. Das muss unbedingt vermieden werden“, erläutert Dahm.

Wir wollen dafür sorgen, dass zwischen März und Oktober an zehn bis zwölf Sonntagen Rennen für die Jüngsten organisier­t werden. Camille Dahm

Die FSCL besitzt eine gut funktionie­rende Challenge. Wir hoffen von der Erfahrung profitiere­n zu können. Eric Pierre

Gut möglich, dass es auch in diesem Bereich einmal zu einer belgisch-luxemburgi­schen Zusammenar­beit – beispielsw­eise bei der Organisati­on von regionalen Trainingsg­ruppen oder Lehrgängen kommt. Das ist Zukunftsmu­sik. Skoda-Cross-Cup und G-Skin-Trophy heißen die ersten Schritte. Vielleicht jubeln die Cyclocross­Spezialist­en Loïc Bettendorf­f oder Scott Thiltges im kommenden Winter bereits in Arlon, Attert, Libramont oder Bastogne.

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Fotos: Serge Waldbillig Cyclocross erfreut sich in Luxemburg durchaus einer gewissen Beliebthei­t.
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