Profi durch und durch
Alexandros Vasilakis hat noch längst nicht genug vom Handball und lebt gerade seinen Traum
Auf einmal ging alles ganz schnell. Nachdem Ricky Bentz dem Vorstand des HB Mersch mitteilte, eine Pause einlegen zu wollen, blieb der Trainerposten beim Verein aus der Axa League nicht lange vakant. Schnell wurde in Person von Alexandros Vasilakis ein Spielertrainer gefunden.
„Mein Ziel war es schon immer, irgendwann Trainer im Erwachsenenbereich zu werden. Dass es nun so schnell zu meiner noch aktiven Spielerkarriere passieren würde, hätte ich nicht gedacht. Doch als der Präsident mir mitteilte, man hätte sich für mich als neuen Trainer entschieden, hatte ich keine andere Wahl, als dieses Angebot anzunehmen. Damit wurde mein Traum früher erfüllt als erwartet“, blickt der 42Jährige auf die letzten Tage zurück.
Der ehemalige Weltklassehandballer hat in den kommenden Monaten mit der Mannschaft ehrgeizige Ziele, auch wenn Riad Shabani (Bartringen), Léo Biordi (Longwy/F) und Amer Karamehmedovic (unbekannt) dem Kader nicht mehr angehören. „Es ist natürlich ein hartes Stück Arbeit, nun in dieser Doppelfunktion tätig zu sein. Doch es macht mir eine Menge Spaß und wir wollen uns stetig weiterentwickeln. Unser Ziel muss es sein, die Niederlagen gegen die Topteams in Grenzen zu halten. Zudem wollen wir über 60 Minuten mehr Konstanz in unser Spiel bekommen, um dann vielleicht auch die eine oder andere Überraschung zu schaffen.“
Eine gute Gelegenheit dazu bietet sich wohl am Sonntag (17 Uhr) gegen den kriselnden HB Käerjeng. „Die Chancen scheinen in diesem Spiel am besten. Deshalb muss jeder an seine Leistungsgrenze gehen“, weiß Vasilakis. Zudem kommt es in diesem Spiel zum interessanten Duell zwischen dem Griechen und dem ein Jahr jüngeren Vladimir Temelkov.
Alter schützt vor Leistung nicht
Die beiden Oldies führten die Torschützenliste in der Normalrunde an und beweisen tagtäglich, dass man auch im hohen Handballalter noch absolute Topleistungen abrufen kann. „Dies zeigt, dass wir beide weiterhin wie absolute Profis leben und aufpassen, was mir machen. Es zeigt aber wohl auch, dass im Moment vielleicht nicht so viele gute Spieler in der Liga aktiv sind“, meint Vasilakis schmunzelnd.
Dieses Problem kannte der Olympia-Teilnehmer von 2004 während seiner gesamten Karriere nie. Vasilakis spielte vor allem in der deutschen Bundesliga in Teams, die mit Stars gespickt waren. Der Kader des SC Magdeburg unter Trainer Michael Biegler glich einem All-Star-Team. „Ich hatte dort das Vergnügen, mit Spielern wie Stefan Kretzschmar, Christian Sprenger, Bartosz Jurecki oder Silvio Heinevetter zusammenspielen. Auch wenn wir knapp an Kiel scheiterten, war dies sportlich eine tolle Zeit“, blickt der Rückraumspieler zurück.
Neben diversen Nominierungen für das All-Star-Team sowie die Weltauswahl brachte Vasilakis in seiner zweiten Saison in der Bundesliga mit Düsseldorf das Kunststück fertig, die Torschützenliste mit 206 Treffern auf dem ersten Platz zu beenden. Diese individuelle Klasse zog sich wie ein roter Faden durch seine Karriere und auch beim HB Esch war Vasilakis der Unterschiedsspieler. Bis zum eigentlichen Ende seiner Karriere im Jahr 2019 war er zudem stets ein Vorbild für die Jugend.
Doch die Pause währte nicht lange, denn im Oktober 2020 schloss er sich dem HB Mersch an. „Ich brauchte etwas mehr Zeit für meine Familie, von der man als Profi leider zu wenig hat. Das Gesamtkonzept des Vereins hat mir aber gefallen und ich will dem Verein helfen, sich weiterzuentwickeln. Deshalb bekleide ich den Posten des Jugendkoordinators und mache meinen Job aus hundertprozentiger Überzeugung.“
Deswegen braucht man auch nicht zu befürchten, dass der 42Jährige seine Handballschuhe nach dieser Saison erneut an den Nagel hängen wird. „Ich habe momentan eine Menge Spaß und kann weiterhin mithalten. Ich liebe diesen Sport und solange mir mein Körper und meine Beine kein anderes Signal geben, werde ich weiterspielen.“Diese Aussage wird man beim HB Mersch gerne hören.
Ich liebe diesen Sport und solange mir mein Körper und meine Beine kein anderes Signal geben, werde ich weiterspielen. Alexandros Vasilakis