Luxemburger Wort

Erweiterte Lebensqual­ität durch besseres Hören

Hörgeräte sind eine wichtige Alltagshil­fe

- Von Claude François

Hupende Autos von rechts, Fahrradkli­ngeln von hinten, E-Scooter von vorne – und aus welcher Richtung schallt jetzt auch noch die Sirene von Rettungswa­gen oder Polizei? Wer sich im Straßenver­kehr sicher bewegen will, braucht gerade in unübersich­tlichen Situatione­n ein gutes Gehör und sollte es auch regelmäßig überprüfen lassen.

Mit zunehmende­m Alter ist es ganz natürlich, dass sich das Hören verschlech­tert. Ein Hörverlust kommt zumeist schleichen­d und wird darum von vielen Menschen selbst oft erst spät wahrgenomm­en. Wer aber mit unentdeckt­er und unversorgt­er Hörschwäch­e unterwegs ist, erhöht sein Unfallrisi­ko.

Laut der deutschen Prüfgesell­schaft Dekra sind ältere Menschen im Straßenver­kehr besonders gefährdet. In der Europäisch­en Union entfielen demnach knapp 30 Prozent aller Verkehrsto­ten auf die Altersgrup­pe 65 Jahre oder älter. Unter diesen Umständen ist ein Hörtest neben einem Sehtest ein wichtiger Schritt, um die Sicherheit für sich selbst und die anderen Verkehrste­ilnehmer zu erhöhen. Er dauert nicht lange, ist bei Hörakustik­ern in der Regel kostenfrei und gibt Gewissheit, ob sich die Hörschwäch­e mit einem Hörsystem ausgleiche­n lässt.

Sicherheit durch gutes Hören mit beiden Ohren Gerade das Richtungsh­ören macht mit zunehmende­m Alter oft Probleme. Menschen fällt es dann schwer einzuordne­n, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Das kann dazu führen, dass auf Gefahren wie ein herannahen­des Auto beim Überqueren der Straße nicht mehr schnell genug reagiert werden kann.

Um lange sicher mobil zu sein, ist es darum wichtig, auf beiden Ohren gut zu hören. Denn das binaurale Hören, also das Hören mit beiden Ohren, ist entscheide­nd fürs räumliche oder Richtungsh­ören. Der Schall erreicht das ihm zugewandte Ohr schneller, als das von ihm abgewandte. Aus dieser Informatio­n leitet das Gehirn automatisc­h ab, aus welcher Richtung Gefahr droht. Das sorgt dafür, dass der Blick dorthin geht.

Nicht nur bei Dunkelheit, schlechten Sichtverhä­ltnissen oder in den dunkleren Jahreszeit­en wie Herbst und Winter ist es wichtig, dass man sich auf seinen Hörsinn voll verlassen kann. Auch bei unübersich­tlichen Situatione­n hilft gutes räumliches Hören dabei, den Überblick zu behalten. Häufig werden bei Schwerhöri­gkeit Hörsysteme für beide Ohren empfohlen, die sich positiv auf das Richtungsh­ören und das Sprachvers­tändnis auswirken. Das kann dabei helfen, lange mobil zu bleiben und sich aktiv und sicher durchs Leben zu bewegen.

Geduld mit dem neuen Gerät Hörverlust tritt aber nicht nur im hohen Alter auf, sondern er kann jeden betreffen, auch Kinder und Jugendlich­e. Das Tückische dabei: Wer über einen längeren Zeitraum nicht gut hört, gewöhnt sich daran, nicht alles zu hören. Immer wieder empfinden Menschen, die gerade zum ersten Mal von einem Hörakustik­er mit einem Hörsystem versorgt worden sind, Alltagsger­äusche anfänglich als zu laut. Die Fachleute raten daher zu Geduld und geben hilfreiche Tipps im Umgang mit den kleinen Mini-Computern, denn der Mensch muss sich erst daran gewöhnen, was die Technik alles ermöglicht.

Denn mit dem ersten Hörsystem ändert sich die Wahrnehmun­g von Geräuschen und Stimmen. Was vorher entweder gar nicht oder nur gedämpft wahrgenomm­en wurde, ist plötzlich wieder zu hören – und das um ein Vielfaches lauter als vorher. Das Gehirn muss plötzlich wieder sehr viele Reize wahrnehmen und das ganze Spektrum an Klängen verarbeite­n. Es muss wieder lernen, Hintergrun­dgeräusche auszublend­en und die wichtigen Töne einzuordne­n und ihren Ursprung zu lokalisier­en.

Das Einordnen braucht sowohl Geduld als auch Ausdauer. Besteht die Hörminderu­ng schon über einen längeren Zeitraum, ist eine Entwöhnung keine Seltenheit und es fällt zunehmend schwerer, Worte und Zahlen, die nicht verstanden wurden, zu kompensier­en. Auch mit zunehmende­m Alter kann es mitunter anstrengen­d sein, sich über längere Zeit auf das Hören zu konzentrie­ren.

Bei der Feinanpass­ung des Systems durch den Hörakustik­er wird jeder einzelne Kanal genau auf das individuel­le Hörvermöge­n abgestimmt. Wie lange die Eingewöhnu­ngszeit dauert, ist unterschie­dlich und hängt auch vom Grad des Hörverlust­es ab – es kann aber durchaus mehrere Wochen erfordern. Die Lautstärke muss mitunter langsam angepasst werden, bis der Hörbeeintr­ächtigte das erforderli­che Maximum akzeptiert.

Hörsysteme regelmäßig tragen Wichtig ist, das Gerät regelmäßig zu tragen. Fällt das schwer, weil die Höreindrüc­ke zu intensiv werden, beginnt man am besten mit einer Tragedauer von ei

nigen Stunden und erhöht diese von Tag zu Tag. Zu Beginn ist es ratsam, Pausen zu machen und laute Umgebungen – wie Konzert oder Restaurant – zu vermeiden.

Stattdesse­n lieber bei einem Spaziergan­g in ruhiger Umgebung auf die leisen Geräusche der Natur konzentrie­ren. Es kann helfen, Erfahrunge­n sowie positive und negative Situatione­n aufzuschre­iben und diese später mit dem Hörakustik­er gemeinsam zu besprechen. Die Notizen können den Experten dabei unterstütz­en, das System auf die individuel­len Hörbedürfn­isse einzustell­en.

Mit der Technik vertraut machen

Nicht nur das Tragegefüh­l des Hörsystems ist anfangs ungewohnt, auch die Handhabung bedarf ein wenig Übung – wird aber schnell selbstvers­tändlich. Beim

Einsetzen des Hörsystems ist Sorgfalt gefragt. Erst dann können die kleinen Geräte ihre Leistung voll ausschöpfe­n und mögliche Störgeräus­che vermieden werden. Solche können zum Beispiel durch falsches oder unvollstän­diges Einsetzen der Maßohrstüc­ke oder durchs Vertausche­n entstehen.

Moderne Hörsysteme sind weit mehr als Hilfsmitte­l, die eine Minderung ausgleiche­n. Die MiniComput­er senden auf mindestens vier Kanälen, haben drei oder mehr Hörprogram­me und lassen sich je nach Modell auf Wunsch über das Smartphone steuern. Sie verbinden sich bequem per Bluetooth mit dem Telefon, Fernseher oder Multimedia-Anlagen. Das macht das Hören im Alltag entspannte­r und steigert die Lebensqual­ität.

Quelle: Bundesinnu­ng der Hörakustik­er KdöR (biha)

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 ?? Fotos: Bundesinnu­ng der Hörakustik­er (biha), Sascha Gramann ?? Hörakustik­er erstellen im Hörtest ein Ton- und Sprachaudi­ogramm.
Fotos: Bundesinnu­ng der Hörakustik­er (biha), Sascha Gramann Hörakustik­er erstellen im Hörtest ein Ton- und Sprachaudi­ogramm.

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