Die Psychiatrie besser organisieren
Das Problem ist nicht neu. Bereits mehrfach hatte die Bürgerbeauftragte Claudia Monti in ihrer Eigenschaft als Kontrolleurin von geschlossenen Anstalten auf den akuten Platzmangel in der Psychiatrie hingewiesen. Durch die Pandemie hat sich die Situation weiter zugespitzt. Als besonders heikel erweist sie sich für Personen, die aufgrund einer akuten Krise zwangsmäßig eingewiesen werden müssen. Das eigentliche Problem ist dabei die Nachsorge. Denn oft könnten die Patienten die psychiatrische Abteilung verlassen, doch weil es nicht genug Therapieplätze gibt, müssen sie länger auf der geschlossenen Abteilung bleiben, als ihr Gesundheitszustand dies eigentlich erforderlich machen würde. Für Monti besteht dadurch die Gefahr, dass die Verhältnismäßigkeit nicht mehr gewahrt ist und dass die Menschenrechte verletzt werden.
Nach einem intensiven Austausch mit den betroffenen Akteuren spricht die Bürgerbeauftragte nun eine Empfehlung aus. Um die Krankenhäuser zu entlasten, schlägt Monti einen Stufenplan vor. Die regionalen Krankenhäuser sollen sich ausschließlich um psychiatrische Notfälle und um die Akutbetreuung der Patienten kümmern. Die langfristige Betreuung sowie die Rehabilitation der Patienten müssen hingegen Aufgabe des Centre Hospitalier Neuro-Psychiatrique (CHNP) sein, heißt es in der Empfehlung. Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt soll die weitere Betreuung in speziellen Strukturen erfolgen.
Claudia Monti empfiehlt, dass die Überweisung der Patienten aus den Regionalkrankenhäusern an das CHNP besser organisiert und dass eine Unité de psychiatrie socio-judiciaire eingerichtet wird,
Durch die Pandemie hat sich die Situation in der Psychiatrie zugespitzt.
um die Kliniken zu entlasten. Das CHNP sollte nur Patienten aufnehmen, die eine reelle Chance auf eine Rehabilitation haben. Zudem müsse die Kommunikation zwischen den Kliniken und dem CHNP verbessert werden. Es brauche aber auch mehr Therapieplätze in spezifischen Einrichtungen für die Nachsorge. Die Bürgerbeauftragte spricht sich ferner dafür aus, dass die Notaufnahme, für Personen mit psychischen Problemen, anders organisiert wird, etwa indem eine fachübergreifende psychiatrische Ambulanz eingerichtet wird. Es wäre ihrer Meinung nach wünschenswert, wenn die Dauer der Hospitalisierung nach Möglichkeit verkürzt und die nachträgliche Betreuung durch mobile Teams verbessert würde. So ließe sich verhindern, dass Patienten mehrfach aufgenommen werden müssen. DS