Luxemburger Wort

Das Zusammenle­ben stärken

Nationaler Ausländerr­at möchte mehr Mittel und Einfluss

- Von Annette Welsch Paritätisc­hes Gremium einrichten

Sehr höflich und bemüht um politische Unverbindl­ichkeit wandte sich der Conseil national pour étrangers (CNE) gestern an die Presse, um seine Situation und seine Arbeit vorzustell­en. 25 Jahre gibt es dieses Gremium schon, das europaweit einzigarti­g ist. „Die Ausländer sind in Luxemburg unumgängli­ch, sie machen 48 Prozent der Bevölkerun­g aus und tragen maßgeblich zum Wohl des Landes bei“, sagte CNE-Präsident Munir Ramdedovic gestern und fand ausschließ­lich lobende Worte für die Zusammenar­beit mit der Regierung und besonders Familienun­d Integratio­nsminister­in Corinne Cahen (DP). „Wir stoßen stets auf offene Ohren mit unseren Anliegen.“

Juristisch­e Gutachten bestellen

30 000 Euro pro Jahr ist der Regierung die Arbeit des CNE wert. „Wir arbeiten seit 25 Jahren ehrenamtli­ch und bräuchten mehr Mittel“, betonte denn auch der Präsident. Es fehlen die Finanzmitt­el, um ein Sekretaria­t betreiben und höhere Sitzungsge­lder ausbezahle­n zu können. Letztere liegen bei unter 20 Euro pro effektivem Mitglied für die sechs Plenarsitz­ungen pro Jahr. Es werde zudem sehr viel Arbeit im Komitee, dem neben dem Präsidium auch die Berichters­tatter der sechs Kommission­en angehören, sowie in den Arbeitsgru­ppen geleistet, die sich oftmals mehrmals im Monat treffen, um die Gutachten auszuarbei­ten. „Wir bräuchten auch Mittel, um juristisch­e Gutachten bestellen zu können. Das wäre wichtig, wir können es uns derzeit aber nicht leisten.“

In den vergangene­n zwei Jahren unterbreit­ete der Ausländerr­at Vorschläge zum Brexit und zur Telearbeit bei Grenzgänge­rn und erstellte fünf Gutachten: zu Covid-19, zum Integratio­nsprogramm (Bedarf und Verbesseru­ngen), zu den beratenden kommunalen Ausländerk­ommissione­n, zum Ehrenamt und der Rolle der Vereine bei der Integratio­n sowie zum Wahlgesetz. So unterbreit­ete man Vorschläge zur Zusammense­tzung und zur Mehrsprach­igkeit der kommunalen beratenden Kommission­en, denen eine nationale Superkommi­ssion übergeordn­et werden sollte. Bei den Grenzgänge­rn ist es die Forderung, 56 Tage im Jahr in Telearbeit verrichten zu können, ohne steuerlich­e Konsequenz­en ertragen zu müssen.

Der 1993 eingesetzt­e Ausländerr­at funktionie­rte bis 2008 paritätisc­h, es gab je 15 Mitglieder aus den Reihen der Ausländer und aus den Reihen der Ministerie­n. Damals sei der Austausch besser gewesen und die Vorschläge wären eher mit in die Gesetze eingefloss­en. Im neuen Integratio­nsgesetz sollte also über die Einrichtun­g eines paritätisc­hen Gremiums nachgedach­t werden, wo jeder seine Interessen einbringen kann. Eine weitere Forderung war, dass die Rolle und die Aufgaben des CNE präzisiert werden müssen und überlegt werden sollte, wie die direkte Interaktio­n mit Parlament und Regierung verbessert werden könnte.

Eine eigene Partei wolle man jedenfalls nicht gründen. „Jede große Partei hat sehr aktive Ausländerk­ommissione­n. Wir wollen in die großen Parteien integriert sein, so wie wir generell in die Bevölkerun­g integriert sein wollen. Denn nur so kann man sich einbringen“, sagte Ramdedovic.

„Unser Ziel ist das Zusammenle­ben, das Vivre ensemble, und nicht, eine politische Alternativ­e zu sein. Wir sind zudem kein politische­s Gremium, sondern ein Rat.“

Wir wollen in die Parteien integriert sein und keine Alternativ­e bilden. Munir Ramdedov, CNE-Präsident

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Foto: Shuttersto­ck Rolle und Aufgaben des CNE müssten besser definiert werden, war eine der Anmerkunge­n.

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