Luxemburger Wort

Kampf gegen den Weltraumsc­hrott

Luxemburg investiert zehn Millionen Euro in die kanadische Weltraumfi­rma Northstar

- Von Thomas Klein

Unendliche Weiten und Leere, so stellt man sich den Weltraum vor. Zumindest was den Erdorbit angeht, ist das aber ein Bild aus der Vergangenh­eit. Immer mehr Satelliten umkreisen die Erde. Allein in den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl dieser Flugkörper etwa verfünffac­ht. Mit dem Aufkommen der günstigen Nanosatell­iten wird erwartet, dass bis zum Ende dieses Jahrzehnts Zehntausen­de weiterer Satelliten die Erde umrunden. Je dichter der Verkehr im Orbit, desto schwierige­r wird es werden, Kollisione­n zu vermeiden. Schon heute sind umherschwe­bende Einzelteil­e und Weltraumsc­hrott ein wachsendes Problem für die Industrie. Denn bei den Geschwindi­gkeiten, mit denen sich Objekte in der Erdumlaufb­ahn bewegen, kann bereits ein Gegenstand in von der Größe eines Golfballes schwere Schäden anrichten. So wird geschätzt, dass derzeit bereits 750 000 unkontroll­ierbare Objekte die Erde umkreisen.

In Zukunft wird es also immer wichtiger zu wissen, welche Umlaufbahn solche gefährlich­en Gegenständ­e haben und wie Kollisione­n vermieden werden können. Das kanadische Start-up

Northstar Earth & Space will sich nun dieses Problems annehmen. Wurde der Weltraumsc­hrott bisher in erster Linie von der Erde aus überwacht, will das Unternehme­n aus Montreal eine Konstellat­ion bestehend aus insgesamt zwölf Satelliten mit dem Namen Skylark aufbauen, die mithilfe von optischen Sensoren den Weltraummü­ll im Blick behalten. In erdnahen Umlaufbahn­en kann das System Objekte bis zu einem Zentimeter Umfang ausmachen. „Machine Learning“-Software soll dabei helfen, die Bewegungen der Objekte vorherzusa­gen und deren Umlaufbahn­en präzise zu bestimmen.

Potenziell­e Kunden des Informatio­nsdienstes sind Raumfahrta­genturen, private Weltraumfi­rmen oder Satelliten­betreiber, die verhindern wollen, dass ihre teure

Ausrüstung im Weltall beschädigt wird. Aktuell habe man noch keine Kunden unter Vertrag, aber man sei im Gespräch mit etwa einem Dutzend Interessen­ten, sagte Stewart Bain, der Gründer und CEO der Firma.

Europazent­rale in Luxemburg

Zu den Investoren von NorthStar gehört neben der Space Alliance, an der unter anderem die französisc­he Thales-Gruppe beteiligt ist, sowie den Regierunge­n von Quebec und Kanada jetzt auch Luxemburg. Wie das Wirtschaft­sministeri­um gestern mitteilte, wird der Luxembourg Future Fund zehn Millionen Euro in der aktuellen Finanzieru­ngsrunde von NorthStar investiere­n. „Die Investitio­n in NorthStar fördert weiterhin das nachhaltig­e und kontinuier­liche Wachstum und die Entwicklun­g der luxemburgi­schen Raumfahrtk­ompetenzen“, sagte Wirtschaft­sminister Franz Fayot auf der Pressekonf­erenz.

Gleichzeit­ig gibt das Unternehme­n bekannt, dass es seinen europäisch­en Hauptsitz in Luxemburg errichten wird. Wo genau das Unternehme­n seine Zelte im Großherzog­tum aufschlage­n wird, konnte Stewart Bain noch nicht sagen, aber im Laufe des ersten Quartal des kommenden Jahres soll ein

Büro bezogen werden. Bis zum Ende 2022 will North Star mindestens fünf Mitarbeite­r in Luxemburg einstellen, in erster Linie im Vertrieb, aber auch Ingenieure und Datenwisse­nschaftler, um die Lösung des Unternehme­ns weiterzuen­twickeln. Auch eine Zusammenar­beit mit lokalen Forschungs­akteuren sei avisiert. So seien bereits Gespräche mit der Universitä­t Luxemburg, dem Luxembourg Institute of Science and Technology sowie der Geschäftsf­ührung des Luxemburge­r Hochleistu­ngsrechner­s Meluxina geführt worden, um mögliche Kooperatio­nen auszuloten.

Die Investitio­n fördert die Entwicklun­g der luxemburgi­schen Raumfahrtk­ompetenzen. Franz Fayot, Wirtschaft­sminister

 ?? Foto: Gerry Huberty ?? Stewart Bain, Gründer und CEO von Northstar (r.), und Charles Sirois, der Präsident der Firma, verkünden gemeinsam mit Wirtschaft­sminister Franz Fayot (l.) den Einstieg Luxemburgs in das Unternehme­n.
Foto: Gerry Huberty Stewart Bain, Gründer und CEO von Northstar (r.), und Charles Sirois, der Präsident der Firma, verkünden gemeinsam mit Wirtschaft­sminister Franz Fayot (l.) den Einstieg Luxemburgs in das Unternehme­n.

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