Kampf gegen den Weltraumschrott
Luxemburg investiert zehn Millionen Euro in die kanadische Weltraumfirma Northstar
Unendliche Weiten und Leere, so stellt man sich den Weltraum vor. Zumindest was den Erdorbit angeht, ist das aber ein Bild aus der Vergangenheit. Immer mehr Satelliten umkreisen die Erde. Allein in den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl dieser Flugkörper etwa verfünffacht. Mit dem Aufkommen der günstigen Nanosatelliten wird erwartet, dass bis zum Ende dieses Jahrzehnts Zehntausende weiterer Satelliten die Erde umrunden. Je dichter der Verkehr im Orbit, desto schwieriger wird es werden, Kollisionen zu vermeiden. Schon heute sind umherschwebende Einzelteile und Weltraumschrott ein wachsendes Problem für die Industrie. Denn bei den Geschwindigkeiten, mit denen sich Objekte in der Erdumlaufbahn bewegen, kann bereits ein Gegenstand in von der Größe eines Golfballes schwere Schäden anrichten. So wird geschätzt, dass derzeit bereits 750 000 unkontrollierbare Objekte die Erde umkreisen.
In Zukunft wird es also immer wichtiger zu wissen, welche Umlaufbahn solche gefährlichen Gegenstände haben und wie Kollisionen vermieden werden können. Das kanadische Start-up
Northstar Earth & Space will sich nun dieses Problems annehmen. Wurde der Weltraumschrott bisher in erster Linie von der Erde aus überwacht, will das Unternehmen aus Montreal eine Konstellation bestehend aus insgesamt zwölf Satelliten mit dem Namen Skylark aufbauen, die mithilfe von optischen Sensoren den Weltraummüll im Blick behalten. In erdnahen Umlaufbahnen kann das System Objekte bis zu einem Zentimeter Umfang ausmachen. „Machine Learning“-Software soll dabei helfen, die Bewegungen der Objekte vorherzusagen und deren Umlaufbahnen präzise zu bestimmen.
Potenzielle Kunden des Informationsdienstes sind Raumfahrtagenturen, private Weltraumfirmen oder Satellitenbetreiber, die verhindern wollen, dass ihre teure
Ausrüstung im Weltall beschädigt wird. Aktuell habe man noch keine Kunden unter Vertrag, aber man sei im Gespräch mit etwa einem Dutzend Interessenten, sagte Stewart Bain, der Gründer und CEO der Firma.
Europazentrale in Luxemburg
Zu den Investoren von NorthStar gehört neben der Space Alliance, an der unter anderem die französische Thales-Gruppe beteiligt ist, sowie den Regierungen von Quebec und Kanada jetzt auch Luxemburg. Wie das Wirtschaftsministerium gestern mitteilte, wird der Luxembourg Future Fund zehn Millionen Euro in der aktuellen Finanzierungsrunde von NorthStar investieren. „Die Investition in NorthStar fördert weiterhin das nachhaltige und kontinuierliche Wachstum und die Entwicklung der luxemburgischen Raumfahrtkompetenzen“, sagte Wirtschaftsminister Franz Fayot auf der Pressekonferenz.
Gleichzeitig gibt das Unternehmen bekannt, dass es seinen europäischen Hauptsitz in Luxemburg errichten wird. Wo genau das Unternehmen seine Zelte im Großherzogtum aufschlagen wird, konnte Stewart Bain noch nicht sagen, aber im Laufe des ersten Quartal des kommenden Jahres soll ein
Büro bezogen werden. Bis zum Ende 2022 will North Star mindestens fünf Mitarbeiter in Luxemburg einstellen, in erster Linie im Vertrieb, aber auch Ingenieure und Datenwissenschaftler, um die Lösung des Unternehmens weiterzuentwickeln. Auch eine Zusammenarbeit mit lokalen Forschungsakteuren sei avisiert. So seien bereits Gespräche mit der Universität Luxemburg, dem Luxembourg Institute of Science and Technology sowie der Geschäftsführung des Luxemburger Hochleistungsrechners Meluxina geführt worden, um mögliche Kooperationen auszuloten.
Die Investition fördert die Entwicklung der luxemburgischen Raumfahrtkompetenzen. Franz Fayot, Wirtschaftsminister