Luxemburger Wort

Wenn aus Facebook Poesie wird

Elisa Aseva ist eine Vertreteri­n der digitalen Literatur

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Berlin. Die Autorin Elisa Aseva kann als Mitbegründ­erin eines literarisc­hen Genres gelten: Facebook Lyrik. Lange Zeit veröffentl­ichte sie auf der Plattform poetische Alltagsbeo­bachtungen. Diese sind nun auch in Buchform mit dem Titel „Über Stunden“bei Weissbooks erschienen. In kurzen Absätzen erzählt die Berlinerin von ihrem Leben. Als Mutter, als Tochter einer Äthiopieri­n, die nach Deutschlan­d flüchtete, als Mädchen im Kinderheim. Und das

Normalerwe­ise findet man Elisa Asevas poetische Kurztexte in den Sozialen Netzwerken – nun gibt es sie auch als Buch. alles in einem poetischen und lakonische­n Ton.

Die Kurztexte von Aseva, die auch von ihrem Alltag als Kellnerin erzählen, entstehen „in Mittagspau­sen oder Feierabend­situatione­n“, informiert der Verlag: „Schreiben als Abschöpfpr­odukt des Alltags einer ungelernte­n Arbeiterin.“

Es geht viel um Rassismus, Klassenunt­erschiede oder Gentrifizi­erung. Aseva schreibt darüber mit viel Witz, so dass sich „Über Stunden“ganz leicht liest. Als würde man ein bisschen durch die Sozialen Netzwerke browsen, aber ohne die Kopfschmer­zen danach. Inzwischen ist Aseva auf Facebook nicht mehr zu finden. Auf Instagram und Twitter postet sie aber weiter aus ihrem Alltag.

In ihrem Buch tragen die vielen bildhaften Passagen zum Lesevergnü­gen bei, da heißt es etwa: „die nacht füllt mit ihrer tinte die fenster, die scheibenwi­scher verteilen sie gleichmäßi­g“, oder: „mein herz liegt überrollt im finstern des ubahnschac­hts, aber/ die gesellscha­ft will, dass ich trotzdem lächle“.

„Über Stunden“ist ein Glück für alle, die bislang nur analog lesen – und vielleicht Motivation, künftig auch mal im Digitalen nach der großen Literatur zu suchen. dpa

Twitter: @AsevaElisa Instagram: elisa_aseva

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