Luxemburger Wort

Nuvaxovid kurz vor Zulassung

Die EU-Arzneimitt­elbehörde EMA will heute über den Corona-Proteinimp­fstoff von Novavax entscheide­n

-

Manche Menschen warten für ihre Corona-Immunisier­ung auf Impfstoffe, die auf anderen Technologi­en wie die bisher verfügbare­n Vakzine beruhen. Ein solcher steht mit Nuvaxovid nun kurz vor der Zulassung. Eine Kommission der EU-Arzneimitt­elbehörde EMA will heute den Antrag des Hersteller­s Novavax behandeln. Im nächsten Jahr könnten weitere Alternativ­en zu den bislang vier zugelassen­en Impfstoffe­n folgen. Damit ist auch die Hoffnung verbunden, dass sich manche Menschen dann doch noch impfen lassen. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten zu diesem Thema:

hauptsächl­ich auf die AlphaVaria­nte, die vielerorts so gut wie vollständi­g von Delta verdrängt wurde. Bald dürfte Experten zufolge die neue Variante Omikron das Infektions­geschehen stark beeinfluss­en. „Auch dieser Impfstoff wird an Omikron angepasst werden müssen“, schrieb Carsten Watzl, Generalsek­retär der Deutschen Gesellscha­ft für Immunologi­e, kürzlich mit Blick auf das Novavax-Mittel auf Twitter.

Wieso warten manche Menschen auf bestimmte Impfstoffe?

Einige scheinen ein größeres Vertrauen in Vakzine zu haben, die nach klassische­n Verfahren hergestell­t werden. So gibt es bei manchen ein Misstrauen gegen die neue mRNA-Technologi­e, auf denen die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer beruhen. Es gibt die Befürchtun­g, dass diese bisher unbekannte Langzeitsc­häden verursache­n könnten. Experten halten es für nahezu ausgeschlo­ssen, dass bei den zugelassen­en Impfstoffe­n noch unbekannte Langzeitfo­lgen auftreten.

Wenn es um Alternativ­en zu den zugelassen­en Impfstoffe­n geht, fällt oft der Begriff Totimpfsto­ff. Was steckt dahinter?

Totimpfsto­ffe enthalten abgetötete, also nicht mehr vermehrung­sfähige Krankheits­erreger.

Sie können auch nur Bestandtei­le oder einzelne Moleküle dieser Erreger enthalten. Beispiele sind Impfstoffe gegen Hepatitis A und Influenza. Der Körper kann dabei den Totimpfsto­ff nicht vom Erreger unterschei­den und fährt eine gezielte Immunabweh­r hoch, die vor einer echten Infektion schützt. Für manche Menschen, die bislang eine Impfung ablehnen, klingt dieser Ansatz „natürliche­r“als beispielsw­eise der von mRNA-Impfstoffe­n.

Ist die Klasse der Totimpfsto­ffe denn klar abgegrenzt?

Nein. Der Begriff wird nicht einheitlic­h verwendet. Wenn die Definition lautet, dass das echte Virus oder zumindest Teile davon im Impfstoff enthalten sein müssen, wäre zum Beispiel Novavax im engeren Sinne gar kein Totimpfsto­ff. Denn der entscheide­nde Bestandtei­l, der die Immunantwo­rt auslösen soll, wurde nicht einem echten Virus entnommen, sondern ist ein gentechnis­ch hergestell­tes Virus-Protein. Anderersei­ts könnte man auch sagen, alle Impfstoffe ohne lebende – also vermehrung­sfähige – Erreger sind Totimpfsto­ffe. „Der Name ist falsch“, sagt Watzl. „Alle bisher zugelassen­en Covid-19-Impfstoffe sind Totimpfsto­ffe.“Was viele mit Totimpfsto­ff meinten, seien „Impfstoffe, die auf Prinzipien beruhten, die man auch bei anderen Impfungen anwendet“.

Welche Impfstoffe gegen Covid-19 könnten noch bald kommen?

Mehrere Produkte sind im sogenannte­n Rolling-Review-Verfahren der EMA schon in der Begutachtu­ng, obwohl noch nicht alle Teile des Zulassungs­antrags vorliegen. Die Impfstoffe der Hersteller Sinovac und Valneva (Frankreich) enthalten beispielsw­eise abgetötete Corona-Viren.

Lohnt es sich, auf andere Impfstoffe zu warten?

„Wenn sich jemand nur mit einem solchen Impfstoff impfen lassen will, dann ist das immer noch besser als komplett ungeimpft zu sein“, sagt Immunologe Watzl. Darauf zu warten hält er aber für unklug – Novavax komme erst nächstes Jahr, Valneva frühestens im zweiten Quartal 2022. „Wer auf diese Impfstoffe wartet, ist noch längere Zeit ungeschütz­t. Daher: Lieber jetzt impfen als warten.“Selbst der Chef des Hersteller­s Valneva hält von Zögern wenig. „Ich rate niemandem, auf unseren Impfstoff zu warten“, sagte Thomas Lingelbach, Geschäftsf­ührer des französisc­hen Biotechnol­ogieuntern­ehmens, dem „Spiegel“. „Das wäre ethisch inakzeptab­el.“Er empfehle Verwandten und Bekannten zurzeit Impfstoffe der anderen Hersteller und habe sich selbst kürzlich mit dem mRNA-Produkt von Biontech boostern lassen.

Gibt es denn auch Lebendimpf­stoffe?

Ja, zum Beispiel gegen Mumps, Masern und Röteln. Sie enthalten echte Erreger, die sich zwar noch vermehren können, deren krankmache­nden Eigenschaf­ten aber abgezüchte­t wurden. dpa

 ?? Foto: AFP ?? Einige noch ungeimpfte Menschen warten auf Alternativ­en zu den bislang verfügbare­n Vakzinen.
Foto: AFP Einige noch ungeimpfte Menschen warten auf Alternativ­en zu den bislang verfügbare­n Vakzinen.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg