Frankreichs Hofmaler
Anselm Kiefer als erster Künstler im Pariser Grand Palais Ephémère
Paris. Anselm Kiefer war der erste Künstler, der vor 15 Jahren das riesige Pariser Grand Palais bespielt hat. Nun ist der deutsche Maler der erste, der im Grand Palais Ephémère zu sehen ist, einer über 10 000 Quadratmeter großen Ausstellungshalle des Stararchitekten Jean-Michel Wilmotte. Die über 20 monumentalen, bis zu 15 Meter hohen Werke thematisieren den Krieg, die Shoah und die deutsche Schuld, immer wiederkehrende Motive in Kiefers Kunst.
Die bis zum 11. Januar dauernde Ausstellung trägt den Titel „Anselm Kiefer für Paul Celan“. Mit der Literatur des jüdischen Dichters (1920-1970) setzt sich der 76Jährige Kiefer schon seit langem auseinander.
Andere Werke wie ein reales Flugzeug und ein Bunker mit toten Sonnenblumen spielen auf die Lage des Ausstellungsortes gegenüber der Militärschule und inmitten des Champs de Mars an. Die
Werke sind wie ungeordnet im Raum verteilt – ohne erkennbare Szenografie und chronologische Ordnung.
Sie stehen auf Rollgestellen, so wie in Kiefers über 35 000 Quadratmeter großem Atelier in dem Pariser Vorort Croissy-Beaubourg. Das Datum der Ausstellung ist nicht zufällig gewählt. Frankreich übernimmt am 1. Januar die Präsidentschaft der Europäischen Union.
Für den französischen Präsidenten Emmanuel Macron verkörpert Kiefer die deutsch-französische Freundschaft. Macron sei so europäisch, dass er in Kiefer, der seit dreißig Jahren in Frankreich lebt, die Verkörperung des deutschfranzösischen Erfolgs sehe, sagte der Schriftsteller Pierre Assouline, ein enger Freund des Künstlers.
Kiefer genießt in Frankreich hohes Ansehen. Als erster zeitgenössischer Maler erhielt er fünfzig Jahre
nach Georges Braque 2007 vom Louvre den Auftrag, ein dauerhaftes Werk zu schaffen. Das Monumentalgemälde hängt seitdem in dem prächtigen Aufgang, der zur Ägyptischen Abteilung führt. Und als erster Künstler erhielt er 2010 einen Ruf an das renommierte Collège de France, eine der renommiertesten Wissenschaftseinrichtungen Frankreichs.
Vom französischen Staat erhielt Kiefer als einer der ersten Künstler seit 1924 den Auftrag, sich im Pariser Panthéon zu verewigen – mit gleich sechs Werken.
Der am 8. März 1945 in Donaueschingen im Schwarzwald im Schutzkeller eines Krankenhauses geborene Maler und Bildhauer gilt in Frankreich als intellektueller Künstler aus Deutschland. Für die Medien des Landes ist er der französischste der deutschen Künstler, manche sehen in ihm sogar den Hofmaler des Landes. dpa
www.grandpalais.fr