Der Impfkritiker mit dem Reichsadler
Spezialeinheiten stellen kurz vor Corona-Demo am Samstag in Grevenmacher Sprengstoff und Waffen sicher
Grevenmacher / Luxemburg. Er ist Naturliebhaber, interessiert an Pilzen, hartem Techno und Militaria – und seit Samstag sitzt der 30-jährige Mann aus Grevenmacher nach Ermittlungen der Antiterroreinheit der Kriminalpolizei in Untersuchungshaft.
Wenige Stunden vor der Demonstration der Corona-Maßnahmengegner in der Hauptstadt haben Spezialkräfte der Polizei zugeschlagen. In der Rue Victor Prost stürmen sie LW-Informationen zufolge die Wohnung eines jungen Paares. Über das, was sie genau in der Wohnung vorfinden, ist nur wenig bekannt. Nur so viel: Es ist so beunruhigend, dass die Elitepolizisten den sofortigen Rücktritt antreten, und die Nachbarwohnungen und anliegenden Häuser evakuieren lassen.
Polizei und Armee im Einsatz
Der Kampfmittelräumdienst der Armee wird benachrichtigt. Und erst als dieser, fast sieben Stunden nach dem Zugriff, alle Gefahrenquellen gesichert hat, wird der Sicherheitsperimeter aufgehoben. Wie die Staatsanwaltschaft in einem Presseschreiben mitteilt, werden große Mengen Sprengstoff sowie Waffen und Munition sichergestellt.
Vor Ort ist die Rede von Schwarzpulver und auch davon, dass in der Nachbarschaft ein weiterer junger Mann in Gewahrsam genommen worden sei. Diese Information bleibt jedoch bislang unbestätigt. Zudem wird vor Ort auch nach einer Garage gesucht.
Der 30-jährige Verdächtige wird gegen 15 Uhr einem Ermittlungsrichter vorgeführt, der nach stundenlanger Anhörung am späten
Abend Untersuchungshaft für den Festgenommenen anordnet.
Ins Visier der Antiterroreinheit der Kriminalpolizei geriet der Verdächtige offenbar, nachdem diese ihn als Urheber von Angriffen mit Knall- und Feuerwerkskörpern auf Sicherheitskräfte bei der Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen am Samstag vor einer Woche identifiziert hatte. Die daraus hervorgehenden Ermittlungen hätten dann eine gewisse Dringlichkeit offenbart, die zum Einsatz der Polizeispezialeinheiten kurz vor Beginn von weiteren Demonstrationen geführt habe.
Rechte Gesinnung offenkundig
Aus seiner Gesinnung macht der Verdächtige in sozialen Medien keinen Hehl. So zierte zuletzt am 30. November der Reichsadler des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus sein Profilbild auf Facebook – wenn auch ohne Eichenlaub und Hakenkreuz. Pressemeldungen zur Aufnahme von Migranten kommentierte er mit einem kotzenden Emoji. Einen Bericht des „Luxemburger Wort“zu einem Rassismusskandal in Texas, bei dem berittene Polizisten einen dunkelhäutigen Mann nach der
Festnahme an einem Strick durch die Straßen führten, kommentierte er mit „Gut so!“und einem vor Lachen weinenden Emoji.
Sechs Festnahmen bei Demo
Am Samstag gab es indes zwei Demonstrationszüge außerhalb des erlaubten Perimeters in der Hauptstadt. Eine Gruppe der „Saturday for Liberty“zog zunächst von der Kinnekswiss zum Glacis. Weit außerhalb der erlaubten Demonstrationszone hatten sich aber am Samstag auch rund 150 Personen vor dem hauptstädtischen Bahnhof versammelt. Angeführt vom Maßnahmengegner Sacha Borsellini marschierten sie in einem unangemeldeten Protestzug vom Bahnhof zum Glacis.
Unterwegs, am Boulevard Royal, versuchten dann Teilnehmer die Polizeisperren zu überrennen. Hier wurden zwei von insgesamt sechs Personen von Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen. Zu einer weiteren Eskalierung kam es, als später eine größere Gruppe von Demonstranten unerlaubt vom Glacis ins Stadtzentrum vordringen wollte. Polizeikräfte blockierten das Vorhaben. Gewaltsame Übergriffe blieben dabei aber aus.