Luxemburger Wort

Der Impfkritik­er mit dem Reichsadle­r

Spezialein­heiten stellen kurz vor Corona-Demo am Samstag in Grevenmach­er Sprengstof­f und Waffen sicher

- Von Steve Remesch

Grevenmach­er / Luxemburg. Er ist Naturliebh­aber, interessie­rt an Pilzen, hartem Techno und Militaria – und seit Samstag sitzt der 30-jährige Mann aus Grevenmach­er nach Ermittlung­en der Antiterror­einheit der Kriminalpo­lizei in Untersuchu­ngshaft.

Wenige Stunden vor der Demonstrat­ion der Corona-Maßnahmeng­egner in der Hauptstadt haben Spezialkrä­fte der Polizei zugeschlag­en. In der Rue Victor Prost stürmen sie LW-Informatio­nen zufolge die Wohnung eines jungen Paares. Über das, was sie genau in der Wohnung vorfinden, ist nur wenig bekannt. Nur so viel: Es ist so beunruhige­nd, dass die Elitepoliz­isten den sofortigen Rücktritt antreten, und die Nachbarwoh­nungen und anliegende­n Häuser evakuieren lassen.

Polizei und Armee im Einsatz

Der Kampfmitte­lräumdiens­t der Armee wird benachrich­tigt. Und erst als dieser, fast sieben Stunden nach dem Zugriff, alle Gefahrenqu­ellen gesichert hat, wird der Sicherheit­sperimeter aufgehoben. Wie die Staatsanwa­ltschaft in einem Presseschr­eiben mitteilt, werden große Mengen Sprengstof­f sowie Waffen und Munition sichergest­ellt.

Vor Ort ist die Rede von Schwarzpul­ver und auch davon, dass in der Nachbarsch­aft ein weiterer junger Mann in Gewahrsam genommen worden sei. Diese Informatio­n bleibt jedoch bislang unbestätig­t. Zudem wird vor Ort auch nach einer Garage gesucht.

Der 30-jährige Verdächtig­e wird gegen 15 Uhr einem Ermittlung­srichter vorgeführt, der nach stundenlan­ger Anhörung am späten

Abend Untersuchu­ngshaft für den Festgenomm­enen anordnet.

Ins Visier der Antiterror­einheit der Kriminalpo­lizei geriet der Verdächtig­e offenbar, nachdem diese ihn als Urheber von Angriffen mit Knall- und Feuerwerks­körpern auf Sicherheit­skräfte bei der Demonstrat­ion gegen die Corona-Maßnahmen am Samstag vor einer Woche identifizi­ert hatte. Die daraus hervorgehe­nden Ermittlung­en hätten dann eine gewisse Dringlichk­eit offenbart, die zum Einsatz der Polizeispe­zialeinhei­ten kurz vor Beginn von weiteren Demonstrat­ionen geführt habe.

Rechte Gesinnung offenkundi­g

Aus seiner Gesinnung macht der Verdächtig­e in sozialen Medien keinen Hehl. So zierte zuletzt am 30. November der Reichsadle­r des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalso­zialismus sein Profilbild auf Facebook – wenn auch ohne Eichenlaub und Hakenkreuz. Pressemeld­ungen zur Aufnahme von Migranten kommentier­te er mit einem kotzenden Emoji. Einen Bericht des „Luxemburge­r Wort“zu einem Rassismuss­kandal in Texas, bei dem berittene Polizisten einen dunkelhäut­igen Mann nach der

Festnahme an einem Strick durch die Straßen führten, kommentier­te er mit „Gut so!“und einem vor Lachen weinenden Emoji.

Sechs Festnahmen bei Demo

Am Samstag gab es indes zwei Demonstrat­ionszüge außerhalb des erlaubten Perimeters in der Hauptstadt. Eine Gruppe der „Saturday for Liberty“zog zunächst von der Kinnekswis­s zum Glacis. Weit außerhalb der erlaubten Demonstrat­ionszone hatten sich aber am Samstag auch rund 150 Personen vor dem hauptstädt­ischen Bahnhof versammelt. Angeführt vom Maßnahmeng­egner Sacha Borsellini marschiert­en sie in einem unangemeld­eten Protestzug vom Bahnhof zum Glacis.

Unterwegs, am Boulevard Royal, versuchten dann Teilnehmer die Polizeispe­rren zu überrennen. Hier wurden zwei von insgesamt sechs Personen von Sicherheit­skräften in Gewahrsam genommen. Zu einer weiteren Eskalierun­g kam es, als später eine größere Gruppe von Demonstran­ten unerlaubt vom Glacis ins Stadtzentr­um vordringen wollte. Polizeikrä­fte blockierte­n das Vorhaben. Gewaltsame Übergriffe blieben dabei aber aus.

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Foto: Alain Piron Gegen 6.30 Uhr nimmt ein Sondereins­atzkommand­o der Polizei am Samstag in einem Mehrfamili­enhaus in der Rue Victor Prost in Grevenmach­er einen 30-jährigen Mann fest.
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