Nicht nach Plan
Christine Majerus und Marie Schreiber sind in Namur chancenlos
Christine Majerus und Marie Schreiber. Die 34-jährige Altmeisterin und ihre erst 18-jährige designierte Nachfolgerin. Luxemburgs nimmermüdes Aushängeschild und eine der weltbesten U23-Fahrerinnen.
Gestern kam es zur Premiere. Erstmals in dieser Saison trafen Luxemburgs beste Cyclocrossspezialistinnen bei einem Durchgang des Weltcups aufeinander. Das Rennen der Frauen an der Zitadelle von Namur stand aus einheimischer Sicht ganz klar im Rampenlicht des Interesses. Die hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Der Ausgang war durchaus enttäuschend. Beim überzeugenden Sieg von Weltmeisterin Lucinda Brand (NL) belegte Majerus Rang 22 (auf 4'12'') und Schreiber klassiert sich auf Platz 51. Beide hatten sich mehr vorgenommen und suchten im Ziel nicht lange nach Entschuldigungen.
„Mein Start war ordentlich. Ich konnte davon profitieren, dass ich dank meines UCI-Rankings einen gesicherten Startplatz in der vierten Reihe hatte. Das wird sich in den kommenden Rennen leider ändern. Ich wollte so gut wie möglich loslegen und dann einfach schauen, wie gut es laufen würde“, erklärte Majerus wenige Minuten nach ihrem mehr als 55-minütigen Kraftakt.
In der ersten Runde tauchte Majerus kurzzeitig auf Rang neun auf. Luxemburgs Landesmeisterin kann ganz genau einschätzen, wozu sie aktuell in der Lage ist. „Es fehlt mir derzeit noch der zweite Zünder. Dementsprechend schwer ist es. Ich konnte mein Tempo nicht bis zum Schluss halten. Es war ein langes Rennen auf dem schwierigsten Kurs der Saison. In der Schlussphase gingen die Lichter aus.“
Majerus: „Etwas besseres Abschneiden erhofft“
Majerus lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Für sie war es erst das dritte Saisonrennen. Sie ist später als die Konkurrentinnen eingestiegen. Von ihrer Bestform ist sie noch entfernt. Hinzu kommt ein zweiwöchiges Trainingslager mit ihrer Mannschaft SD Worx in Spanien. Dennoch war nicht alles schlecht. „Ich fühlte mich in den Anstiegen richtig stark. Die Abschnitte, in denen man laufen musste, waren hingegen komplizierter. Natürlich bin ich etwas enttäuscht. Vier Minuten Rückstand sind eine Menge. Ich hatte mir ein etwas besseres Abschneiden erhofft, aber letztendlich sollte man auch nicht zu sehr träumen. Die Konkurrenz schläft nicht.“
Majerus weiß, was sie kann, wenn alles passt. „Ich liege rund zwei Minuten hinter den Platzierungen, die ich eigentlich anvisiere – die Top Ten. Im Trainingslager haben wir ausschließlich an der Ausdauer gearbeitet. Dann wird es schwierig, einen reibungslosen Übergang zum Cross zu finden. Talent und Motivation reichen nicht mehr aus, um vorne mitzufahren. Spezialtraining ist eine Notwendigkeit und das mache ich derzeit nicht.“
Die kommenden Wettkämpfe folgen rasch: Am Sonntag geht es für Majerus nach Dendermonde (NL), anschließend nach Petingen (1. Januar) und wahrscheinlich nach Hulst (NL/2. Januar). „Wenn ich einen Aufwärtstrend feststelle“, wie Majerus mit einem Augenzwinkern erklärt. Nach den Landesmeisterschaften (8. Januar in Ettelbrück) will Luxemburgs siebenfache Sportlerin des Jahres auch die restlichen WeltcupDurchgänge in Angriff nehmen.
Die WM findet am letzten Januar-Wochenende im nordamerikanischen Fayetteville statt. Ob Majerus dort im Einsatz sein wird, weiß sie noch nicht. „Der Trip passt eigentlich gar nicht zu einer ordentlichen Vorbereitung auf die Straßensaison. Ich gebe mir bis zu den Meisterschaften, um eine Entscheidung zu fällen. Natürlich würde ich gerne starten, aber ich weiß, dass ich dort nicht gewinnen werde. Ich will bei einer WM stets in die Top Ten. Macht es Sinn, dorthin zu gehen, wenn ich weiß, dass das nur schwer zu schaffen sein wird? Form und Motivation werden entscheiden, ob ich die Strapazen auf mich nehme. Wenn ich nicht gehe, geht die Welt nicht unter. Es geht darum, Prioritäten zu setzen. Auch die Covid-Situation in den USA wird eine Rolle bei meiner Entscheidung spielen.“
Schreiber hat den WM-Termin ihrerseits ganz fett im Kalender markiert. Die 18-Jährige will dort bei den U23 ihre Klasse und ihr Talent unter Beweis stellen. Damit dies gelingt, muss sie vom Materialpech verschont bleiben – anders als dies gestern in Namur der Fall war. „Fünf Defekte sind derer mindestens drei zu viel“, erklärte sie nach den Strapazen und konnte dabei schon wieder lächeln. „Es war wirklich extrem. Wenn es erst einmal schiefläuft, dann aber auch so richtig. Mein Start war richtig stark (Schreiber fuhr um Position zwölf, Anmerkung der Redaktion). Doch dann ging es los: Erst ein Plattfuß, dann sprang die Kette ab, dann noch ein Plattfuß, schließlich riss die Kette komplett und in der letzten Runde machte