Gesellige Stunden nebenan
Die Nachbarschaftsapp Hoplr soll mithilfe des Leader-Projektes Menschen an der Mosel zusammenbringen
Grevenmacher. Die Nachbarschaftsapp Hoplr (wird als „Hopler“ausgesprochen) erobert immer mehr Gemeinden in Luxemburg. Nun soll das digitale Tool, das Menschen in ihrem Wohnort, ihrem Dorf oder Wohnviertel zusammenbringt, auch in die Luxemburger Moselregion Einzug halten.
Hoplr ist eine belgische Initiative, die von Jennick Scheerlinck und Jonas Heirwegh 2014 gegründet wurde. Seitdem sorgt das Netzwerk in Belgien und den Niederlanden dafür, dass Nachbarn stets in Kontakt bleiben. Eine Leiter oder Bohrmaschine ausleihen, Sachen verschenken oder lokale Events in der Nachbarschaft ankündigen: Die App sei dafür bestens geeignet, erzählt Philippe Eschenauer von der Ausländervereinigung Asti asbl, die das Projekt federführend gestartet hat.
„Wichtig gerade in Corona-Zeiten“
„Wir haben uns verschiedene Alternativen für Nachbarschaftsapps angeschaut und sie intensiv verglichen. Hoplr erschien uns am besten geeignet, weil es hier nicht nur um digitalen Kontakt geht, sondern weil sich Menschen auch im reellen Leben treffen“, sagt Eschenauer. Seitdem stellt er die neue App den Gemeinden hierzulande vor und überzeugt die Bürgermeister und Schöffen vom Nutzen des Tools.
Die Arbeit von Philippe Eschenauer macht sich bemerkbar: Im Herbst hat Strassen als erste luxemburgische Gemeinde die App eingeführt, auch die Hauptstadt verkündete kürzlich, das Tool nutzen zu wollen. Im Osten will die Asti asbl nun zusammen mit der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Leader Miselerland die App unter der Bevölkerung bekannter machen. Die Groupe d'Action Locale setzt in den 14 Mitgliedsgemeinden an der Mosel mithilfe der EU und nationalen Fördergeldern verschiedene Projekte im ländlichen Raum um. Auch die Einführung der Nachbarschaftsapp gehört dazu. „Die Region Miselerland lebt miteinander und nicht nebeneinander“, sagt Eschenauer, der selbst lange Jahre das Leader-Büro in Grevenmacher geleitet hat. „Die App wird die Region voranbringen“, meint auch Thomas Wallrich, Geschäftsführer von Leader Miselerland. „Gerade jetzt während der Pandemie kann das Tool wichtig sein.“
Ein Jahr lang kostenlos testen
Die LAG Miselerland will das Projekt auch finanziell mit unterstützen: Zwölf Monate können die Mitgliedsgemeinden an der Mosel die App kostenlos nutzen, bevor sie sich dafür definitiv entscheiden werden. Leader Miselerland übernimmt dafür die Kosten von rund 13 800 Euro. „Wir wollen die Gemeinden dazu bewegen, die neue App zu testen. Nach Ende des Leader-Projektes können sie dann selbst entscheiden, ob sie die Dienste von Hoplr weiter nutzen wollen und den Vertrag eigenständig abschließen werden“, so
Dank der App können Nachbarn sich austauschen, Hilfe anbieten, Informationen ankündigen oder an einem lokalen Event nebenan teilnehmen.
Wallrich weiter. Dabei unterscheide sich Hoplr von den anderen sozialen Netzwerken wie etwa Facebook oder WhatsApp, erklärt Philippe Eschenauer. „Die meisten Apps werden mit Werbung finanziert, bei Hoplr kann man sicher sein, dass der Datenschutz gesetzeskonform ist.“
Anmeldung per Einladungscode
Die App funktioniere wie ein geschlossenes Netzwerk, das auf die Einwohner derselben Gemeinde oder desselben Wohnviertels beschränkt sei. Die Vernetzung läuft auf lokaler Ebene ab: Jeder Haushalt bekommt einen Code für den Zugang zur App, der von der Gemeinde verschickt und verifiziert wird. Die Gemeindevertreter können sich als solche nicht am Austausch beteiligen. „Man muss sich mit seinem klaren Namen anmelden, der überprüft wird“, betont Thomas Wallrich. Das Angebot sei „sehr niederschwellig für die Gemeinden“. Rund 80 Cent pro Haushalt fallen für die Nutzung des Grundmoduls der App an, der jährliche Unterhalt würde eine Gemeinde mit etwa 3 500 Haushalten rund 4 000 Euro kosten. „Das ist mehr als ein Schnäppchen“, sagt Philippe Eschenauer.
Im neuen Jahr stehen bei Thomas Wallrich viele Termine an, um die Gemeinden im Miselerland von der App zu überzeugen. Das Projekt sei ebenfalls zur Genehmigung beim zuständigen Ministerium eingereicht, berichtet der Geschäftsführer des Leader-Büros. Wallrich hofft, dass das Einverständnis des Ministeriums Anfang des Jahres vorliegt. „Spätestens im Frühling 2023 müssen wir dann auswerten, ob es sich gelohnt hat.“Während die Vorbereitung des Projektes bei Leader Miselerland noch läuft, haben sich manche Gemeinden im Osten derweil eigenständig vom Nutzen der neuen App überzeugt. Betzdorf etwa schloss den Vertrag mit Hoplr bereits ab, wie Bürgermeister JeanFrançois Wirtz bestätigt. Die App soll in der Gemeinde demnächst kommen. Auch die Gemeinde
Junglinster, die allerdings nicht der LAG Miselerland angehört, will das Tool ihren Bürgern anbieten. „Wir werden Hoplr einführen“, heißt es auf Anfrage, „befinden uns aber noch ganz am Anfang dieser Zusammenarbeit.“
Es geht nicht nur um digitalen Kontakt. Philippe Eschenauer, Asti asbl
Das Angebot ist niederschwellig für die Gemeinden. Thomas Wallrich, Leader Miselerland