Luxemburger Wort

Halb so wild

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„Liebe Grüße von mir“, sagt Trixi.

„Ja, von mir auch“, fügt Babs hinzu. „Wobei es da leider noch ein kleines Problem gibt.“Sie überlegt, wie sie es am besten formuliere­n soll.

„Immer raus mit der Sprache.“„Nun ja, Rainer hat uns zwar für drei Stunden gebucht, aber leider noch nicht bezahlt“, gesteht Babs.

„Was ebenfalls total unfair ist“, bemerkt Magnus prompt. Ich ahne, dass er befürchtet, ich könnte seine beiden Elfen kurzerhand nach Hause schicken.

Erneut ziehe ich mein Geldbündel hervor. „Okay. Wieviel?“

„480“, sagt Babs und fügt rasch noch hinzu: „Für jede von uns.“

Ich zähle tausend Euro ab und lege sie neben das Waschbecke­n.

„Dann noch einen schönen Tag allerseits“, wünsche ich und mache mich auf den Weg.

„Werden wir haben“, höre ich Babs rufen, während der Whirlpool zu blubbern beginnt.

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Wie üblich steht Dr. Zhangs Bürotür offen. Als ich bei ihm vorbeischa­ue, beißt er gerade herzhaft in einen mehrstöcki­gen Burger. Kauend winkt er mich zu sich herein, deutet dann auf den Besucherst­uhl. Er schluckt und spült großzügig mit Limonade nach. „Wie war Island? Und wo ist meine Postkarte?“

„Lange Geschichte“, erwidere ich. „Momentan läuft mein Leben nicht ganz rund. Und eben ist auch noch mein Schwiegerv­ater bei Ihnen eingeliefe­rt worden. Rainer Ernst.“

Dr. Zhang nickt, schiebt den Burger beiseite und zieht ein paar Akten zu sich heran.

„Was ist aus Ihrer Diät geworden?“, frage ich.

„War nicht meine Idee, sondern ganz allein die meiner Frau“, erklärt Dr. Zhang. „Sie hatte gedroht, mich zu verlassen, wenn ich nicht endlich anfange, ein bisschen gesünder zu leben.“

„Aber nun hat sie es sich doch anders überlegt?“, rate ich. Er schüttelt den Kopf.

„Sie haben die Diät abgebroche­n, ohne ihr was davon zu sagen?“

Wieder schüttelt er den Kopf. „Sie haben die Diät zwar nicht abgebroche­n, machen aber heute eine Ausnahme.“

„Nein. Alles falsch. Mir ist klar geworden, dass ich ein ungesundes Leben ohne meine Frau einem gesunden Leben mit meiner Frau vorziehe. Und das habe ich ihr dann auch so gesagt.“

„Oh. Das klingt nicht sehr diplomatis­ch.“

„Stimmt. Sie war auch wahnsinnig sauer. Aber Diäten sind lang, und das Leben ist kurz. Ich hatte also keine Zeit zu verlieren.“

„Und hat sie wirklich ihre Koffer gepackt?“, frage ich.

Er schüttelt den Kopf. „Sie behält sich aber vor, mich zu verlassen, wenn ich mich weiterhin stur stelle. Momentan habe ich nämlich nur Bedenkzeit. Aber genug von meiner romantisch­en Ehe. Kommen wir zu Ihrem Schwiegerv­ater. Er hat nicht ganz so viel Glück gehabt wie Sie. Es war zwar kein Schlaganfa­ll, aber eine transitori­sche ischämisch­e Attacke. Man könnte sagen, er hat eine sehr ernste Warnung bekommen, denn so etwas kann Vorbote eines großen Schlaganfa­lls sein, besonders bei älteren Patienten und wenn die Symptome wie im Falle Ihres Schwiegerv­aters mehr als eine Stunde anhalten.“

„Wie geht es ihm jetzt?“, frage ich.

„Gut. Er hat aktuell keine Beeinträch­tigungen, aber die Kollegen

aus der Neurologie werden ihn nicht nur medikament­ös einstellen müssen, er sollte auch von jetzt an deutlich kürzertret­en, und zwar nicht nur was seine sexuellen Aktivitäte­n betrifft, sondern gerade auch beruflich. Um kein Risiko einzugehen, würde ich mich an seiner Stelle zügig aufs Altenteil zurückzieh­en.“

„Haben Sie ihm das so gesagt?“, frage ich. „Ich glaube, es gibt für ihn keine schrecklic­here Vorstellun­g als ein beschaulic­hes Rentnerdas­ein.“

Dr. Zhang nickt. „Ja. Ich weiß. Er war alles andere als begeistert, als ich ihm erklärt habe, was auf ihn zukommt. Dabei sollte er froh sein, dass er hier bei uns gelandet ist und nicht in einer Kühlbox zwei Etagen tiefer. Ihn hätte auch gleich ein großer Schlaganfa­ll erwischen können. Und den überleben gerade mal zwanzig Prozent der Betroffene­n. Und die, die Glück hatten, sind froh, wenn sie jemals wieder auf die Beine kommen.“

„Jedenfalls danke, dass Sie ihn vorgewarnt haben“, sage ich. „Dann bleibt das nicht an mir hängen. Wissen Sie schon, wann ich mit ihm reden kann?“

„Meinetwege­n sofort“, erwidert Dr. Zhang. „Sie werden ja merken, wenn es ihm zu viel wird.“

Ich nicke und stehe auf. „Dann weiterhin guten Appetit.“

Er zieht den Teller mit dem Burger wieder zu sich heran. „Danke.“

„Sie sehen übrigens deutlich jünger aus als bei meinem letzten Besuch“, füge ich hinzu. „Das liegt bestimmt an dem ungesunden Essen.“

Er muss grinsen. „Da sehen Sie es mal wieder: Die Medizin ist eine Wissenscha­ft voller Geheimniss­e.“

Zwei Minuten später stehe ich in Rainers Einzelzimm­er. Er ist ein bisschen blass um die Nase, macht aber ansonsten einen quickleben­digen Eindruck.

„Du siehst ja fürchterli­ch aus“, stellt er fest. „Was ist mit deinem Gesicht passiert?“

„Nur ein kleiner Unfall“, antworte ich. „Und wie geht es dir?“

Er winkt ab. „Wie soll es mir schon gehen? Ich wollte die Mittagspau­se mit zwei wunderschö­nen jungen Frauen verbringen. Jetzt liege ich hier und muss mir von einem kauzigen Asiaten sagen lassen, dass ich den Rest meines Lebens mit Waldspazie­rgängen verbringen soll.“

„Na und? Die sind besser als ihr Ruf“, wende ich ein.

„Trotzdem. Lieber hätte ich beim Sex den Löffel abgegeben“, erwidert Rainer. „Ich habe keine Lust, Däumchen zu drehen.“

„Apropos Sex. Ich soll dich von Trixi und Babs ganz lieb grüßen.“

„Danke“, sagt er und lächelt versonnen.

Es klopft. Eine Krankensch­wester mit einem Tablett in den Händen schiebt sich in den Raum. „Zeit fürs Mittagesse­n.“

trat 2020 im Eurocup gegen den belgischen Erstligist­en Namur und 2021 gegen den italienisc­hen Club Sassari an. Sind solche Duelle auch für eine erfahrene Basketball­erin etwas Besonderes?

Ja. Der europäisch­e Wettbewerb hatte mir in meiner sportliche­n Laufbahn noch gefehlt. Über das Duell in Namur habe ich mich sehr gefreut, weil es das erste war. Und dieses Jahr waren wir sehr froh, dass wir zwei Spiele bestreiten konnten, was 2020 coronabedi­ngt nicht möglich gewesen war. Zu sehen, dass wir mithalten konnten, war eine sehr gute Erfahrung.

Gréngewald war 2019 Meister. In der aktuellen Saison sind die Ergebnisse bisher eher durchwachs­en. Woran liegt das?

Die vergangene­n Wochen waren ein ständiges Auf und Ab. Wir haben Momente, in denen wir sehr gut spielen, und andere, in denen es nicht funktionie­rt. Aber

In Luxemburg sind die Mannschaft­en so nah beisammen, dass in einem Spiel alles passieren kann.

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