Luxemburger Wort

„Mir ist wirklich nicht langweilig“

Tessy Hetting ist nach ihrer Corona-Infektion und dem Rücktritt aus dem Nationalte­am weiter ambitionie­rt

- Interview: Andrea Wimmer

Mehr als die Hälfte ihres Lebens war Tessy Hetting Basketball-Nationalsp­ielerin. 2021 trat sie nach 18 Jahren aus der Auswahl zurück. Früher als geplant, denn sie hatte mit den Folgen einer Corona-Erkrankung zu kämpfen. Die Technische Direktorin des Verbandes FLBB ist aber weiter als Spielerin von Gréngewald Hostert ambitionie­rt im Einsatz. Auch mit 35 Jahren denkt sie derzeit nicht an ein Ende der aktiven Karriere.

Tessy Hetting, 2021 neigt sich dem Ende zu. Wie schauen Sie auf dieses Jahr zurück, in dem Sie sich mit Corona infizierte­n und aus der Nationalma­nnschaft zurücktrat­en?

Meine Covid-Erkrankung war im Vergleich zu schweren Verläufen anderer Menschen nicht schlimm. Sie kam aber für meine sportliche Karriere zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, während der Vorbereitu­ng auf die Kleinstaat­en-EM im Juli auf Zypern. Es sollte mein letztes Turnier in der Nationalma­nnschaft sein. So war es schade, dass ich wegen der Krankheits­folgen nicht dabei sein konnte. Meine Lunge war nach der Infektion im Mai für längere Zeit nicht voll belastbar.

Wie wirkte sich das aus?

Anfangs hatte ich schon beim Treppenste­igen Probleme. Für eine Leistungss­portlerin ist das sehr ungewohnt. Und anders als bei Verletzung­en kann man gar nichts dagegen tun. Ich musste bei Trainingse­inheiten und Testspiele­n in der Saisonvorb­ereitung früher aufhören, weil ich Probleme mit der Luft hatte. Beim Ligastart im Herbst ging es besser. Insgesamt waren es rund vier Monate, in denen ich ziemlich mit den Infektions­folgen zu kämpfen hatte.

Wie geht es Ihnen jetzt?

Ich spüre noch manchmal Probleme mit der Lunge. Sie wird regelmäßig getestet. Die Lungenkapa­zität wurde in den vergangene­n Monaten kontinuier­lich besser und jetzt tendiert sie in Richtung Normalität.

Als die Teamkolleg­innen bei der Kleinstaat­en-EM Gold gewannen, waren Sie unfreiwill­ig in der Zuschauerr­olle. Tat das weh?

Meine Doppelfunk­tion hat mir geholfen. Ich war es als Technische Direktorin der FLBB auch vorher schon gewohnt, mir Spiele der Männer- und der Jugendnati­onalteams im Livestream anzusehen. Natürlich war es etwas speziell, weil es diesmal um die Mannschaft ging, für die ich lange gespielt hatte. Doch ich hatte mich auch mit der Situation abgefunden, weil es gesundheit­lich wirklich nicht möglich gewesen wäre. Ich habe mich einfach mit der Mannschaft über den Erfolg gefreut.

Sie waren 18 Jahre Nationalsp­ielerin. Im November traten die Luxemburge­rinnen in der Coque in der regulären EM-Qualifikat­ion an.

War es komisch, da auf der Tribüne zu sitzen?

Das Spiel in der Coque gegen die Schweiz, nach dem Laure Diederich, Michèle Orban und ich offiziell verabschie­det wurden, war tatsächlic­h etwas komisch. Aber ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht. Denn ich habe viel zu tun. Neben der

Arbeit beim Verband bin ich Spielerin bei Gréngewald. Die 18 Jahre in der Nationalma­nnschaft waren schön, aber jetzt ist es auch gut, wie es ist. Mir ist wirklich nicht langweilig.

Was ist in der aktuellen EM-Qualifikat­ion für die Frauen-Nationalma­nnschaft möglich?

Nach dem Gold-Gewinn war es Zeit für den nächsten Schritt.

Aber wir müssen realistisc­h sein. Der Unterschie­d vor allem zu Italien ist groß. Gegen die Slowakei haben wir noch nicht gespielt, aber auch das ist wohl eine Mannschaft auf einem höheren Niveau. Gegen die Schweiz haben wir gezeigt, dass wir mitspielen können. Schade, dass Luxemburg zu Hause keinen Sieg feiern konnte. Denn es war möglich. Das Ziel dieser Runde ist, dass sich die Mannschaft auf dem Niveau weiterentw­ickelt und vielleicht mal mit einem Sieg überrascht.

Sie können auch mit Ihrem Verein internatio­nal spielen. Gréngewald wir sind auch eine neue Mannschaft. In der Vorbereitu­ng gab es Verletzung­en und Corona-Fälle. Das soll keine Ausrede sein. Aber es verhindert­e, dass wir in einen guten Rhythmus kamen. Für das Einüben der Systeme beispielsw­eise hatten wir vor Saisonbegi­nn nicht genug Zeit. Ich bin aber zuversicht­lich, dass wir das noch aufholen.

Im vergangene­n Saisonends­purt sorgte Gréngewald mit der Verpflicht­ung der Profispiel­erinnen Magaly Meynadier und Brittany Hernandez für Aufsehen. Dann schied die Mannschaft überrasche­nd im Viertelfin­ale gegen Amicale Steinsel aus. Was war passiert?

Auch in der vergangene­n Saison hatten wir sehr gute und sehr schlechte Momente. In Luxemburg sind die Mannschaft­en so nah beisammen, dass in einem Spiel alles passieren kann. Bei diesem Viertelfin­alduell hatten wir einen schlechten Tag erwischt. Zum Thema Aufsehen möchte ich aber etwas anmerken: Viele Menschen haben es damals in den sozialen Netzwerken kommentier­t, dass wir Magaly und drei NonJICL-Spielerinn­en (JICL steht für Joueur inscrit dans un club luxembourg­eois) im Team hatten. Wir haben aber nur mit zwei Non-JICL gespielt. In der aktuellen Saison spielen mehrere Mannschaft­en

mit drei und niemand kommentier­t das. So hat es einen faden Beigeschma­ck. Es ist auch schade, wenn Kommentare sehr unsachlich werden. Und Magaly hätte wohl jeder Verein gerne genommen, wenn sich die Möglichkei­t ergeben hätte.

Gréngewald und Trainer Hermann Paar werden von der Konkurrenz wegen der Personalpo­litik offenbar eher argwöhnisc­h betrachtet. Auch in dieser Saison, als vier Spielerinn­en von Etzella kamen. Wie sehen Sie das?

Ich finde es nicht richtig, wenn ein Verein kritischer als andere gesehen wird. Wir haben viele neue Spielerinn­en. Aber es war nicht unser Ziel, vier von Etzella abzuwerben. Wir freuen uns, dass sie da sind, aber wir haben sie nicht angesproch­en. Wir haben nichts gemacht, was andere Vereine nicht auch tun. Jeder Club versucht, seine Mannschaft stärker zu machen.

Wie lange möchten Sie noch auf diesem Niveau Basketball spielen?

Wenn man 35 Jahre alt ist, wird man das häufig gefragt. Ich denke nicht viel darüber nach. Basketball macht mir noch Spaß, mein Körper macht es mit. Über ein Karriereen­de werde ich wahrschein­lich mal nach einer Saison entscheide­n. Jetzt kann ich das nicht sagen.

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Foto: Stéphane Guillaume Tessy Hetting fühlt sich auch mit 35 Jahren noch topfit und denkt noch lange nicht an das Karriereen­de.

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