„Mir ist wirklich nicht langweilig“
Tessy Hetting ist nach ihrer Corona-Infektion und dem Rücktritt aus dem Nationalteam weiter ambitioniert
Mehr als die Hälfte ihres Lebens war Tessy Hetting Basketball-Nationalspielerin. 2021 trat sie nach 18 Jahren aus der Auswahl zurück. Früher als geplant, denn sie hatte mit den Folgen einer Corona-Erkrankung zu kämpfen. Die Technische Direktorin des Verbandes FLBB ist aber weiter als Spielerin von Gréngewald Hostert ambitioniert im Einsatz. Auch mit 35 Jahren denkt sie derzeit nicht an ein Ende der aktiven Karriere.
Tessy Hetting, 2021 neigt sich dem Ende zu. Wie schauen Sie auf dieses Jahr zurück, in dem Sie sich mit Corona infizierten und aus der Nationalmannschaft zurücktraten?
Meine Covid-Erkrankung war im Vergleich zu schweren Verläufen anderer Menschen nicht schlimm. Sie kam aber für meine sportliche Karriere zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, während der Vorbereitung auf die Kleinstaaten-EM im Juli auf Zypern. Es sollte mein letztes Turnier in der Nationalmannschaft sein. So war es schade, dass ich wegen der Krankheitsfolgen nicht dabei sein konnte. Meine Lunge war nach der Infektion im Mai für längere Zeit nicht voll belastbar.
Wie wirkte sich das aus?
Anfangs hatte ich schon beim Treppensteigen Probleme. Für eine Leistungssportlerin ist das sehr ungewohnt. Und anders als bei Verletzungen kann man gar nichts dagegen tun. Ich musste bei Trainingseinheiten und Testspielen in der Saisonvorbereitung früher aufhören, weil ich Probleme mit der Luft hatte. Beim Ligastart im Herbst ging es besser. Insgesamt waren es rund vier Monate, in denen ich ziemlich mit den Infektionsfolgen zu kämpfen hatte.
Wie geht es Ihnen jetzt?
Ich spüre noch manchmal Probleme mit der Lunge. Sie wird regelmäßig getestet. Die Lungenkapazität wurde in den vergangenen Monaten kontinuierlich besser und jetzt tendiert sie in Richtung Normalität.
Als die Teamkolleginnen bei der Kleinstaaten-EM Gold gewannen, waren Sie unfreiwillig in der Zuschauerrolle. Tat das weh?
Meine Doppelfunktion hat mir geholfen. Ich war es als Technische Direktorin der FLBB auch vorher schon gewohnt, mir Spiele der Männer- und der Jugendnationalteams im Livestream anzusehen. Natürlich war es etwas speziell, weil es diesmal um die Mannschaft ging, für die ich lange gespielt hatte. Doch ich hatte mich auch mit der Situation abgefunden, weil es gesundheitlich wirklich nicht möglich gewesen wäre. Ich habe mich einfach mit der Mannschaft über den Erfolg gefreut.
Sie waren 18 Jahre Nationalspielerin. Im November traten die Luxemburgerinnen in der Coque in der regulären EM-Qualifikation an.
War es komisch, da auf der Tribüne zu sitzen?
Das Spiel in der Coque gegen die Schweiz, nach dem Laure Diederich, Michèle Orban und ich offiziell verabschiedet wurden, war tatsächlich etwas komisch. Aber ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht. Denn ich habe viel zu tun. Neben der
Arbeit beim Verband bin ich Spielerin bei Gréngewald. Die 18 Jahre in der Nationalmannschaft waren schön, aber jetzt ist es auch gut, wie es ist. Mir ist wirklich nicht langweilig.
Was ist in der aktuellen EM-Qualifikation für die Frauen-Nationalmannschaft möglich?
Nach dem Gold-Gewinn war es Zeit für den nächsten Schritt.
Aber wir müssen realistisch sein. Der Unterschied vor allem zu Italien ist groß. Gegen die Slowakei haben wir noch nicht gespielt, aber auch das ist wohl eine Mannschaft auf einem höheren Niveau. Gegen die Schweiz haben wir gezeigt, dass wir mitspielen können. Schade, dass Luxemburg zu Hause keinen Sieg feiern konnte. Denn es war möglich. Das Ziel dieser Runde ist, dass sich die Mannschaft auf dem Niveau weiterentwickelt und vielleicht mal mit einem Sieg überrascht.
Sie können auch mit Ihrem Verein international spielen. Gréngewald wir sind auch eine neue Mannschaft. In der Vorbereitung gab es Verletzungen und Corona-Fälle. Das soll keine Ausrede sein. Aber es verhinderte, dass wir in einen guten Rhythmus kamen. Für das Einüben der Systeme beispielsweise hatten wir vor Saisonbeginn nicht genug Zeit. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das noch aufholen.
Im vergangenen Saisonendspurt sorgte Gréngewald mit der Verpflichtung der Profispielerinnen Magaly Meynadier und Brittany Hernandez für Aufsehen. Dann schied die Mannschaft überraschend im Viertelfinale gegen Amicale Steinsel aus. Was war passiert?
Auch in der vergangenen Saison hatten wir sehr gute und sehr schlechte Momente. In Luxemburg sind die Mannschaften so nah beisammen, dass in einem Spiel alles passieren kann. Bei diesem Viertelfinalduell hatten wir einen schlechten Tag erwischt. Zum Thema Aufsehen möchte ich aber etwas anmerken: Viele Menschen haben es damals in den sozialen Netzwerken kommentiert, dass wir Magaly und drei NonJICL-Spielerinnen (JICL steht für Joueur inscrit dans un club luxembourgeois) im Team hatten. Wir haben aber nur mit zwei Non-JICL gespielt. In der aktuellen Saison spielen mehrere Mannschaften
mit drei und niemand kommentiert das. So hat es einen faden Beigeschmack. Es ist auch schade, wenn Kommentare sehr unsachlich werden. Und Magaly hätte wohl jeder Verein gerne genommen, wenn sich die Möglichkeit ergeben hätte.
Gréngewald und Trainer Hermann Paar werden von der Konkurrenz wegen der Personalpolitik offenbar eher argwöhnisch betrachtet. Auch in dieser Saison, als vier Spielerinnen von Etzella kamen. Wie sehen Sie das?
Ich finde es nicht richtig, wenn ein Verein kritischer als andere gesehen wird. Wir haben viele neue Spielerinnen. Aber es war nicht unser Ziel, vier von Etzella abzuwerben. Wir freuen uns, dass sie da sind, aber wir haben sie nicht angesprochen. Wir haben nichts gemacht, was andere Vereine nicht auch tun. Jeder Club versucht, seine Mannschaft stärker zu machen.
Wie lange möchten Sie noch auf diesem Niveau Basketball spielen?
Wenn man 35 Jahre alt ist, wird man das häufig gefragt. Ich denke nicht viel darüber nach. Basketball macht mir noch Spaß, mein Körper macht es mit. Über ein Karriereende werde ich wahrscheinlich mal nach einer Saison entscheiden. Jetzt kann ich das nicht sagen.