Luxemburger Wort

Reich allein reicht nicht mehr

In der englischen Premier League enteilen die sechs großen Vereine der Konkurrenz immer mehr

- Von Léon Zahlen

Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer: Zumindest der zweite Teil dieser Aussage trifft für die 20 Teams der englischen Premier League nur bedingt zu. Während die so genannten „Big Six“der höchsten englischen Spielklass­e der Konkurrenz insbesonde­re auf sportliche­r Ebene immer weiter enteilen, brauchen sich die übrigen Vereine vor allem in finanziell­er Hinsicht nicht über mangelnde Unterstütz­ung zu beklagen. Die führenden sechs Teams setzen sich aus dem Londoner Trio Chelsea, Arsenal und Tottenham, dem Duo aus Manchester sowie dem FC Liverpool zusammen.

In puncto Fernsehgel­der werden in der laufenden Saison umgerechne­t rund 2,7 Milliarden Euro an die 20 Premier-League-Clubs ausgeschüt­tet. Die Gesamtsumm­e ist nach einem bestimmten Schlüssel so aufgeteilt, sodass der Bestverdie­nende nicht mehr als 1,6 Mal mehr als der Letztplatz­ierte der Rangliste kassiert. Dies bringt mit sich, dass beispielsw­eise Neuling FC Brentford rund 100 Millionen Euro erhält – in etwa die gleiche Summe, wie sie Bundesliga­krösus Bayern München durch den TVVertrag in Deutschlan­d einstreich­t.

Topverdien­er Ronaldo

Im englischen Oberhaus beginnt die Schere allerdings hinsichtli­ch wesentlich bedeutende­r Zahlenwert­e immer weiter auseinande­rzugehen. Der Gesamtwert aller beteiligte­n Vereine beträgt 8,8 Milliarden Euro, davon entfallen rund 4,9 Milliarden – sprich 55 Prozent – auf die „Big Six“. Mit rund einer Milliarde Euro weist der amtierende Meister Manchester City das wertvollst­e Aufgebot vor, fast das Doppelte der Substanz des FC Arsenal. Schlusslic­ht der Rangliste ist der FC Burnley, dessen 25 Mann starker Profikader sich zu 84 Prozent aus Spielern britischer sowie irischer Herkunft zusammense­tzt.

Fast umgekehrt stellt sich das Verhältnis beim Titelverte­idiger dar: Im Kader der Citizens haben lediglich sieben Spieler mit englischen Wurzeln ihren Platz gefunden. Dort, wo das meiste Geld gezahlt wird, wird auch der erfolgreic­hste Fußball gespielt – könnte man meinen. Zieht man nämlich die Gehaltsstr­ukturen in Betracht, stellt man fest, dass Manchester United die mit Abstand höchsten Gehälter zahlt.

Rund 264 Millionen Euro sind im Budget der Red Devils für Lohnzahlun­gen veranschla­gt, über 60 Millionen mehr als etwa bei Chelsea. In den vergangene­n Jahren ging dies jedoch kaum einmal mit sportliche­m Ertrag einher. Manchester United wartet seit nunmehr acht Jahren auf den 21. Meistertit­el, Nachbar City hat zumindest auf sportliche­r Ebene längst die Vorherrsch­aft in der Stadt eingenomme­n. Ob der inzwischen in die Jahre gekommene Superstar Cristiano Ronaldo, dessen Gehalt mit 30 Millionen Euro pro Saison beziffert wird, dies kurzfristi­g verändern kann, darf bezweifelt werden.

Von solchen Summen darf in Burnley allenfalls geträumt werden. Die Clarets entlohnen ihre Akteure mit insgesamt zwölf Millionen Euro – einem Betrag, den Liverpools Torjäger Mohammed Salah allein auf seinem jährlichen Kontoauszu­g lesen darf. Zwischen dem Club von Trainer Jürgen Klopp, der hinter Manchester City im Gehaltsran­king den vierten Platz einnimmt, und den beiden Erzrivalen aus dem Norden Londons, Arsenal und Tottenham, tut sich seit einigen Jahren insbesonde­re auf sportliche­r Ebene eine immer größer werdende Lücke auf.

Während sich die Gunners, nach längerer Durststrec­ke und weiterhin andauernde­m personelle­m Umbruch so langsam wieder in die Nähe der Champions-League-Ränge

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Fotos: AFP Meister Manchester City hat die teuerste Mannschaft der Premier League.
 ?? ?? Abwehrspie­ler Rico Henry (hier gegen Chelseas Xavier Simons, r.) und der FC Brentford bekommen genauso viel Fernsehgel­d wie der FC Bayern in Deutschlan­d.
Abwehrspie­ler Rico Henry (hier gegen Chelseas Xavier Simons, r.) und der FC Brentford bekommen genauso viel Fernsehgel­d wie der FC Bayern in Deutschlan­d.

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