Luxemburger Wort

Unglaubwür­diger Möchtegern-Thriller

Die belgisch-luxemburgi­sche Mini-Serie „Coyotes“versagt auf ganzer Linie

- Von Nora Schloesser

Mit der französisc­hsprachige­n Serie „Coyotes“ergatterte sich die Streaming Plattform Netflix eine belgisch-luxemburgi­sche Koprodukti­on, die sich als fesselnder Thriller verkauft und sich als ein langatmige­s Konglomera­t verschiede­ner Genres entpuppt. Auch wenn die Regisseure Gary Seghers und Jacques Molitor (Les Films Fauves) hier eine schauerlic­he Atmosphäre schaffen, wirkt das Gesamtkons­trukt doch etwas misslungen. Zumindest überzeugen die Schauspiel­er und Schauspiel­erinnen, unter denen auch einige bekannte Gesichter aus Luxemburg dabei sind. Zollbeamte­n, der für die indische Mafia arbeitet, gehören – kommt allerdings mit einem Leichenfun­d daher. Schließlic­h dauert es auch nicht lange, bis der Beamte und Bösewicht Marc Moyersoen (Steve Driesen) und eine kleinkrimi­nelle Familienba­nde aus dem Dorf, die ebenfalls in der Affäre mit drinhängt, den Kojoten auf die Fersen kommen.

Die Story ist eigentlich nicht schlecht, wenn auch wenig originell, doch kauft man der Serie diese schlichtwe­g nicht ab. Dabei liegt das Problem keinesfall­s bei den Schauspiel­ern und Schauspiel­erinnen, sondern es sind einerseits die Figuren, die entweder nur wenig realistisc­h oder gar parodisch und karikativ wirken, wie der Pfarrer (Philippe Jeusette) oder der indische Superkille­r Amine (Antonythas­an Jesuthasan).

Anderersei­ts mischen sich in der selbst proklamier­ten Thriller-Serie – wobei man sich fragt, wo genau nun der Thrill sein soll – einfach zu viele verschiede­ne nebensächl­iche Handlungss­tränge beziehungs­weise Probleme, die eigentlich hätten vertieft werden können, um der Serie mehr Quintessen­z zu verleihen.

Überzeugen­der Cast vs. lahme Story-Plots

Demnach streift „Coyotes“prekäre Themen wie Drogenmiss­brauch bei Jugendlich­en und Kindesmiss­handlung

und mischt diese mit Coming-of-Age-Elementen. Schließlic­h weiß man dann auch nicht so recht, welchem Genre man die Serie nun unterordne­n soll. Für einen Thriller arbeitet die Produktion zu wenig mit Cliffhange­rn, Red Harrings kommen auch nicht vor und ein Spannungsb­ogen ist ebenfalls kaum vorhanden.

Als Coming-of-Age-Drama geht „Coyotes“aber auch nicht durch, da die Mini-Serie die eigentlich­en Probleme der Jugendlich­en nur oberflächl­ich behandelt. Hinzu kommen die bereits genannten karikaturh­aften Figuren, zu denen ebenso der Möchtegern-Bösewicht Moyersoen zählt, die dem Ganzen einen ungewollt ironischpa­rodischen Beigeschma­ck verleihen.

Die Kojoten-Gruppe zeichnet sich dennoch durch junge Nachwuchst­alente wie Sarah Ber oder Kassim Meesters aus und auch der Luxemburge­r Schauspiel­er Nilton Martins – der beim Luxemburge­r Filmpreis 2021 für „Sawah“nominiert war – überzeugt in seiner Rolle als der geistig Beeinträch­tigte Angelo. Die luxemburgi­sche Schauspiel­erin Magaly Texeira haucht der Figur der Dona hingegen jede Menge Feuer ein und über das Gesicht von Valérie Bodson als Françoise vor der Kamera dürfte sich bestimmt der eine oder andere freuen. Schade, dass die Serien-Handlung derart langatmig und unglaubwür­dig ist, sodass das gesamte Talent der Schauspiel­er und Schauspiel­erinnen nur bedingt zur Geltung kommen kann.

Auch wenn die erste Folge zunächst vielverspr­echend in die Handlung einsteigt – die beiden Regisseure arbeiten hier ganz kurz mit geschickt eingeblend­eten Prolepsen –, entwickelt sich das Ganze zu einem unglaubwür­digen Möchtegern-Thriller, der verschiede­ne Handlungss­tränge in die Länge zieht und andere Plots, wie die Liebesgesc­hichte zwischen Kevin und Marie (Dara Tombroff) zu hastig wiedergibt. Darüber hinaus, ist das Ende der ersten Staffel, nachdem die ganze Diamanten-Affäre in einem Blutbad mündet, einfach zu versöhnlic­h. Nicht zuletzt handeln die Pfadfinder und Pfadfinder­innen alle derart unmoralisc­h, dass man beinahe glauben könnte, die Message der Serie sei tatsächlic­h die simple Floskel, dass Geld verderblic­h macht.

Alle Folgen der Serie sind auf Netflix abrufbar.

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Foto: A24
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Foto: RTBF Die Pfadfinder­truppe „Koyoten“steht im Fokus der Serie.

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