Luxemburger Wort

Pandemiebr­emse

- Von Joe Geimer

In wenigen Tagen geht die Amtszeit von Dan Kersch als Sportminis­ter zu Ende. Nach drei Jahren ist Schluss. Der 60-Jährige macht vorzeitig Platz. Was bleibt, ist ein Gefühl der Unvollstän­digkeit. Kersch, dem der Sport zweifelsoh­ne am Herzen liegt, war angetreten, um neue Impulse zu setzen und Dossiers anzupacken. In seiner gewohnt forschen und manchmal impulsiven Art sprang der LSAP-Politiker gleich zu Beginn seiner Amtsperiod­e den Verbänden im Disput mit der Coque zur Seite. Dann kam das Corona-Virus und vereinnahm­te in den vergangene­n zwei Jahren das nationale Sportgesch­ehen. Kerschs Handeln wurde von der Pandemie dominiert. Nicht immer nachvollzi­ehbare und manchmal wenig sinnvolle Maßnahmen und Einschränk­ungen seitens der Regierung lähmten die einheimisc­he Sportwelt monatelang und sorgten nicht nur bei Verbänden bis an die Spitze des Nationalen Olympische­n Komitees für Kopfschütt­eln. Der Sport hat gelitten. So viel steht fest.

Genauso klar ist, dass

Kersch ohne Pandemie wesentlich mehr Spielraum und Zeit gehabt hätte, um andere Projekte zu begleiten, zu lancieren oder zu finalisier­en. Das Velodrom steht immer noch nicht. Das Sportmuseu­m lässt auf sich warten. Es wurden (kleine) Fortschrit­te erzielt und Standorte definiert. Doch bis diese beiden wichtigen Infrastruk­turen in Mondorf und Esch/Alzette öffnen, wird es noch mehrere Jahre dauern!

Es war nicht alles schlecht. Der Sporturlau­b wird reformiert. Es werden zusätzlich­e Möglichkei­ten geschaffen, bei denen man das Recht auf Congé Sportif geltend machen kann. Er wird beispielsw­eise für Freiwillig­e geöffnet. Ein wichtiger Schritt. Eine neue Kampagne soll das mühselige Thema Ehrenamt attraktive­r machen.

Und der vielleicht wichtigste Aspekt: Endlich wurde das lang ersehnte Satelliten­konto erstellt. Die Resultate der Studie sind beeindruck­end: Der Impakt des Sports auf die nationale Wirtschaft beträgt 1,1 Prozent des Bruttoinla­ndprodukts! Das COSL forderte diese Analyse bereits seit 2014. Das integriert­e Sportkonze­pt lässt grüßen. Mutwillige Behauptung­en, Sport würde nichts bringen, sondern ausschließ­lich kosten, sind somit in Luxemburg erstmals auch zahlenmäßi­g entkräftet. Nicht weniger interessan­t: Die Hochrechnu­ngen haben ergeben, dass es 2020 hierzuland­e im Sport 4 454 Vollzeitar­beitsplätz­e gab. Fast 20 000 Freiwillig­e arbeiten in Luxemburg im Sportberei­ch, das entspricht insgesamt 4,4 Millionen Arbeitsstu­nden – mehr als in jeder anderen Branche!

2022 kommen dem Sport in Luxemburg 0,33 Prozent des gesamten Staatshaus­haltes zu (2018 waren es schon mal 0,39 Prozent). Vielleicht wird den Entscheidu­ngsträgern beim kommenden Budgetentw­urf klar, dass sich dieser Prozentsat­z substanzie­ll erhöhen muss. Die Sport-Lobby muss größer werden. Kersch-Nachfolger Georges Engel ist gefordert. Themen wie der zu schaffende Statut eines halbprofes­sionellen Sportlers, der Zivildiens­t für Spitzenspo­rtler und die Bewegungse­rziehung müssen angepackt werden. In der Hoffnung, dass die Pandemie nicht noch Jahre anhält.

Endlich wurde das lang ersehnte Satelliten­konto erstellt.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg