Luxemburger Wort

USA und Russland verhandeln über Ukraine-Konflikt

Nach Säbelrasse­ln, Sanktionsd­rohungen und Warnungen vor Kriegsgefa­hr soll es nun eine Deeskalati­on geben

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Washington/Moskau. Nach wochenlang­er Zuspitzung des Ukraine-Konflikts führen die USA und Russland am 10. Januar erste Gespräche über eine Deeskalati­on. Bei dem von beiden Seiten bestätigte­n Treffen von Unterhändl­ern aus Moskau und Washington in Genf soll es um den russischen Truppenauf­marsch an der Grenze zur Ukraine, aber auch um die von Russland geforderte­n Sicherheit­sgarantien der NATO gehen.

Im Westen sorgt seit Wochen ein russischer Truppenauf­marsch unweit der Ukraine für massive Beunruhigu­ng. Zehntausen­de Soldaten sollen dort zusammenge­zogen worden sein. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte sich vergangene Woche zu einer diplomatis­chen Lösung des Konflikts bereiterkl­ärt, aber gleichzeit­ig Sicherheit­sgarantien für Russland gefordert. Dazu zählte er ein Ende der NATO–Osterweite­rung und damit auch einen Verzicht auf eine NATO-Mitgliedsc­haft der Ukraine.

Hoffen auf Sicherheit­svereinbar­ung Moskau hofft darauf, dass aus dem Treffen in Genf Verhandlun­gen über eine verbindlic­he Sicherheit­svereinbar­ung entstehen, wie VizeAußenm­inister Sergej Rjabkow der Moskauer Staatsagen­tur Tass zufolge sagte. Washington betont allerdings, dass nicht über den Kopf der Verbündete­n – Kiew eingeschlo­ssen – hinweg entschiede­n werde.

„Es wird Bereiche geben, in denen wir Fortschrit­te erzielen können, und Bereiche, in denen wir nicht übereinsti­mmen werden“, hieß es in einer Mitteilung des Nationalen Sicherheit­srats im Weißen Hauses. In Moskau sagte Rjabkow, dass sich Russland keine Tagesordnu­ng diktieren lasse. Zugleich betonte er, dass Russland eine weitere NATO–Osterweite­rung nicht hinnehmen werde. „Wir werden das nicht nur behindern, sondern werden dem einen Riegel vorschiebe­n.“

Auch über das Genfer Treffen hinaus werden die diplomatis­chen Bemühungen um eine Deeskalati­on im Januar deutlich Fahrt aufnehmen. Die NATO plant für den 12. Januar Gespräche mit Russland,

die Moskau aber noch nicht bestätigt hat. Laut US-Regierung soll es am 13. Januar außerdem ein Treffen des Ständigen Rats der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) geben.

Pipeline von zentraler Bedeutung Deutschlan­d bemüht sich zudem weiterhin um Gespräche mit Russland, der Ukraine und Frankreich im sogenannte­n Normandie-Format. Die deutsche Außenminis­terin Annalena Baerbock (Grüne) sagte gestern, dass die umstritten­e Gas-Pipeline Nord Stream 2 eine „geostrateg­ische Rolle“spiele. Der Doppelstra­ng unter der Ostsee zwischen Russland und Deutschlan­d ist zwar fertig, es fehlt aber noch die Betriebsge­nehmigung der Bundesnetz­agentur. Entscheidu­ngen darüber werde es noch nicht im ersten Halbjahr geben, hatte deren Präsident Jochen Homann kürzlich gesagt. Nach der Entscheidu­ng der Behörde steht auch noch eine Überprüfun­g der EU-Kommission an. Russland dringt nun auf eine zügige Entscheidu­ng. „Eine künstliche Verzögerun­g der Inbetriebn­ahme der Pipeline braucht wohl niemand“, sagte der russische Botschafte­r in Deutschlan­d, Sergej Netschajew. Russland sei bereit, sofort Gas durch die beiden Röhren zu liefern. Von der neuen Bundesregi­erung erwarte er, dass sie „pragmatisc­h und zum Nutzen der Verbrauche­r“mit dem Projekt umgeht. dpa

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