Hoffnungsträger
Als neuer Landesmeister im Badminton beendet der 17 Jahre alte Jérôme Pauquet eine Ära
Bei den Landesmeisterschaften im Badminton ging es weniger um die Teilnehmer. Interessant war, wer nicht dabei war. Denn Seriensieger Robert Mann verteidigte seinen Titel Anfang Dezember nicht. Es wäre der sechste Triumph in Folge gewesen für den 36-Jährigen, der seine Profikarriere im Januar beendete.
Und während Myriam Havé bei den Frauen zum dritten Mal in Folge ganz oben auf dem Treppchen stand, war die Entscheidung bei den Männern besonders spannend. Denn es ging nicht nur um einen Pokal, sondern auch um die Frage, wer in Manns Fußstapfen treten könnte. „Für mich hat das überhaupt keine Rolle gespielt“, sagt Jérôme Pauquet, der sich im Finale in Düdelingen souverän mit 21:12 und 21:12 gegen Yves Hoffmann durchsetzte.
„Es ging nicht darum, wer eine neue Ära prägen kann. Es ging einfach nur darum, an diesem Tag der beste Badmintonspieler zu sein“, erläutert Pauquet, der am 5. Januar 18 Jahre alt wird – und ergänzt: „Ich hätte gerne gegen Robert gespielt.“
Für den jungen Nationalspieler, der als leichter Favorit an den Start gegangen war, liefen die Landesmeisterschaften wie geschmiert – vor allem, weil es seine ersten waren. „Anfang des Jahres fielen die Meisterschaften wegen Corona aus, im Jahr davor war ich verletzt. Ich wusste trotzdem, dass ich das Turnier gewinnen kann“, erklärt er. Pauquet spielte konstant und machte vor allem die entscheidenden Punkte. Das ist es, was ihn auszeichnet.
Ganze Generation fehlt
„Ich denke, dass Konstanz eine meiner Stärken ist“, sagt der Schüler des Sportlyzeums. „Meine schlechten Tage sind nicht ganz so weit von den guten entfernt. Außerdem ist mein Angriffsspiel im Moment sehr effizient.“Seine größte Schwachstelle hingegen hat viel mit dem Wechsel vom Jugendin den Erwachsenenbereich zu tun. „Ich gehe manchmal zu viel Risiko ein, muss noch geduldiger werden. Vor allem bei den Männern bleiben die Bälle einfach viel länger im Spiel“, sagt Pauquet.
Die Zeiten, als der Luxemburger als Nummer fünf der europäischen U17-Rangliste durch Turniere pflügte, sind vorbei. „Die Physis ist definitiv der größte Unterschied. Es sind nicht die Schläge, die anders sind“, erläutert Pauquet.
Dass vor allem erfahrene Spieler mit diesen Qualitäten im Kadertraining fehlen, macht sich bemerkbar. „Zwischen Robert und Spielern meines Alters fehlt eine ganze Generation“, legt Pauquet den Finger in die Wunde. Die Gründe dafür sind vielfältig, haben aber auch mit einem Kurswechsel des Verbands Feluba zu tun, der vielen ehemaligen Nationalspielern zwischen 20 und 30 Jahren ein Dorn im Auge war. „Es sind leider nicht genug verschiedene Spielertypen da“, erklärt Pauquet. „Die Älteren spielen anders, intelligenter, variabler.“
Dass Jérôme Pauquet jedoch vor allem in seiner Altersklasse ordentlich Konkurrenzkampf bekommt, ist motivierend. Mit Spielern wie Kevin Hargiono, William Wang, Léo Hölzmer oder Yannick Feltes ist die Feluba für die Zukunft gut aufgestellt. „Wir sind eine Trainingsgruppe. Wir kennen uns sehr gut und wissen genau, wie wir gegeneinander spielen müssen“, verrät der neue Landesmeister. „Es geht nicht darum, dass ein einzelner Spieler immer besser wird, sondern dass das Niveau in unserem Land steigt.“
Die Vorarbeit, die Robert Mann mit seiner internationalen Karriere leistete, ebnete schließlich auch Pauquet den Weg. Mann war Mitte 2018 die Nummer 134 der Weltrangliste, doch an seinem großen Ziel – der Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele in Tokio scheiterte er. „Ich möchte noch bessere Ergebnisse erzielen als Robert“, lautet die Kampfansage der neuen Nummer eins. „Die Teilnahme an Olympia ist auch mein Ziel.“
Dafür hat Jérôme Pauquet bereits einen Plan geschmiedet. Nach der Schule will er Sportsoldat werden und sich anschließend auf Badminton konzentrieren. Parallel will Pauquet online studieren – wahrscheinlich Wirtschaft. „Dann muss man schauen, welche Resultate ich erzielen kann“, erklärt der 17-Jährige. Im noch weit entfernten Blick hat er die Sommerspiele 2028 in Los Angeles.
Es geht nicht darum, dass ein Spieler besser wird, sondern dass das Niveau im Land steigt. Jérôme Pauquet
Um bis dorthin am Ball zu bleiben, reicht unbändiger Ehrgeiz nicht. Das weiß auch der talentierte Sportler. „Das Verhältnis von Spaß und Arbeit beim Badminton ist für mich bei 50:50. Ohne Spaß geht es nicht, aber ohne Arbeit kommt man auch nicht weit“, stellt Pauquet klar.
Eine Pause von der Arbeit bekam das Mitglied des COSL-Promotionskaders
erst zu Weihnachten. Obwohl Schulferien sind, trainierte Pauquet in der vergangenen Woche noch zwei Mal am Tag. „Wir haben kein Training mehr bis die Schule anfängt“, beschreibt er. „Ein paar Tage ohne Sport klappt gut für mich, aber wenn es in Richtung einer Woche geht, habe ich schon wieder richtig Lust auf Badminton.“
Es geht Schlag auf Schlag
Dass ihm seine Sportart auch in dieser Intensität großen Spaß macht, liegt vor allem an der Vielfältigkeit: „Am besten gefallen mir die kreativen Momente im Badminton. Man kann im letzten Moment entscheiden, wie man schlägt – und dabei Kraft, Schnelligkeit und Platzierung variieren.“
Darauf kommt es für Jérôme Pauquet auch im neuen Jahr wieder an. Denn nach der Weihnachtspause geht es für den Nationalspieler Schlag auf Schlag. Vor seinen altersbedingt letzten Europameisterschaften (Belgrad/August) und Weltmeisterschaften (Huelva/Oktober) der Jugend spielt Pauquet im Februar mit dem FelubaTeam bei der Mannschafts-EM in Lahti mit.
Doch der nächste Höhepunkt wartet bereits Ende Januar. Denn dann werden in Junglinster die Landesmeisterschaften 2022 gespielt. Somit kann Jérôme Pauquet seinen neuen Titel gleich verteidigen – und zeigen, ob er auch in Zukunft der Anführer einer neuen Badminton-Generation sein wird.