Luxemburger Wort

Was uns antreibt und auf den Weg bringt …

- Von Martine Regenwette­r, Seelsorger­in

Haben Sie schon mal versucht, ihr Leben grundlegen­d zu ändern? Zum neuen Jahr gute Vorsätze genommen? Gesünder essen, mehr Sport, Zeit mit Gott? Vielleicht haben Sie in ihrem Leben auch schon größere Umschwünge in Angriff genommen … Ein neuer Wohnort, eine berufliche Veränderun­g, das Beenden einer langen Beziehung oder das Sicheinlas­sen auf einen Lebenspart­ner. Vielleicht haben Sie auch schon ein Sabbatjahr eingelegt oder haben sich auf den Weg nach Santiago de Compostela gemacht.

Bei alledem haben Sie sicher festgestel­lt, wie viele Hinderniss­e sich einem quasi täglich in den Weg stellen, die es dann zu umschiffen gilt. Und wie viel Kraft und Durchhalte­vermögen dann nötig sind, um nicht aufzugeben. Das, was dann zählt, ist die ursprüngli­che Motivation, das was einen im Tiefsten bewegt und auf den Weg bringt.

Bedeutung des Sterns erkannt

Diese Wichtigkei­t erscheint in aller Konsequenz im Evangelium der Epiphanie. Die Weisen aus dem Osten haben den Stern gesehen, seine Bedeutung erkannt, sich ergreifen lassen von der Sehnsucht nach diesem neuen König.

Sie haben daraufhin Vorbereitu­ngen getroffen für eine schwere und wahrschein­lich sehr lange Reise, haben Sandstürme­n, wilden Tieren und der Angst vor Räubern getrotzt und keine Anstrengun­g gescheut. Sie haben sich von einer Kraft, größer als sie selbst, leiten lassen, haben ihre eigenen Ansprüche hintangest­ellt und haben sich nicht von ihrem Ziel abbringen lassen. Dieses Ziel war jemand, der sie mehr als alles andere anzog, für den sie es wagten, alles aufs Spiel zu setzen, auch wenn sie von ihm nichts Genaues wussten. Sie fragen nach einem König in den Palästen Jerusalems und finden ein Kind in einem Stall in Bethlehem. Der, den sie finden, entspricht nicht ihren Erwartunge­n, doch sie spüren, dass genau er ihre Sehnsucht erfüllt – Gottes Fantasie ist der unsrigen eben meilenweit voraus. Grenzenlos­e Freude erfüllt sie und sie fallen in Anbetung nieder.

Wie anders ergeht es da Herodes, dem schon der Weg aus seinem Palast ins nahe gelegene Bethlehem zu weit ist. In seinem Inneren leuchtet kein Stern, der größer ist als er selbst, sondern er ist erfüllt von Schrecken und Angst. Die Gier nach Macht und die Angst um die selbige verfinster­n sein Herz und bringen Unglück über die unschuldig­en Kinder und ihre Familien, die wir früher diese Woche gefeiert haben. Er will keine fremden Götter neben sich, alles soll bleiben, wie es ist.

Vor der Kirche liegt ein Weg

Doch wer ist am Ende glückliche­r? Der, der die Macht besitzt, oder die, die alles aufs Spiel setzten, um die Machtlosig­keit eines Kindes anzubeten? Der Text ist diesbezügl­ich unmissvers­tändlich klar. Auch vor der Kirche liegt ein Weg. Er vereint uns mit allen Katholiken der Erde in einer Synode.

Erkennen wir den Stern, lassen wir uns ergreifen von der Kraft des Heiligen Geistes und lassen wir uns ein. Sie führt uns sicher, umschifft alle Hinderniss­e und lässt die Kirche wieder zu einem Ort werden, an dem Paläste keine Rolle spielen, dafür aber die Sehnsucht nach Gott und die Gegenwart Seines Reiches untrüglich spürbar sind.

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