Karriereende verschoben
Nach einer Fußverletzung will Klippenspringer Alain Kohl im nächsten Jahr wieder angreifen
„Klar ist nur, dass ich meine Karriere so nicht beenden will“, sagt Alain Kohl und lacht. Der 39 Jahre alte Klippenspringer hat noch nicht ganz genug von seinem Extremsport. Doch der jüngste Auftritt steckt ihm noch in den Knochen – im wahrsten Sinne des Wortes: Bei der EM-Qualifikation in Dubai verletzte sich der Luxemburger Mitte Dezember am linken Sprunggelenk und musste den Wettkampf abbrechen.
„Es war nicht nur Pech“, räumt Kohl ein, der mit seiner Frau und zwei Söhnen im österreichischen Telfs lebt. „Ich glaube, dass ein paar Faktoren dabei waren. Ich hatte im April im linken Bein einen Kreuzbandriss und habe es demnach geschont. Vielleicht war der Fuß etwas müde.“
Wichtiges Krafttraining
Es ist kein Wunder, dass Verletzungen in dieser Disziplin an der Tagesordnung stehen. Bei den Sprüngen aus 27 Metern, auf die Kohl spezialisiert ist, tauchen die Athleten mit rund 80 Stundenkilometern ins Wasser ein. „Die körperliche Belastung ist enorm“, erklärt der Luxemburger.
Ein riesiger Teil von Kohls Wettkampfvorbereitung bildet deshalb die Verletzungsprävention. „Die Studienlage zeigt ganz klar, dass das richtige Krafttraining die beste Vorbeugung ist“, sagt er. „Das ist beispielsweise auch im Fußball so. Man muss Aufpralle abfangen können.“
Bei Fragen rund um dieses Thema braucht Kohl nur selten fachliche Hilfe. Denn als Personal- und Athletiktrainer hat er sich auf genau dieses Themengebiet spezialisiert. „Ich bin vor sechs oder sieben Jahren durch Zufall ins Fitnesstraining reingerutscht“, erläutert der 39-Jährige. „Mein Job ist es, nach dem Physiotherapeuten das Training zu gestalten. Da muss man genau überlegen, was man macht. Ich bilde mich konstant weiter, was dieses Thema angeht.“
Vor allem im Bereich Klippenspringen macht Kohl niemand etwas vor. „Ich kenne meinen Sport in- und auswendig“, sagt er. „Und auch bei der Athletik kenne ich mich sehr gut aus.“Als selbstständiger Trainer kann sich Kohl seine berufliche Zeit einteilen. Hauptsächlich gibt er Gruppenkurse quer durch viele Fitnessbereiche. „Das ist ganz bunt gemischt.“
Harter Frühling
Nur so hat der Luxemburger überhaupt Zeit, neben den familiären Verpflichtungen seinen Leistungssport auszuüben. „Vor allem vor Wettkämpfen ist der Aufwand groß“, verrät er. Mehrmals die Woche stehen Krafttraining und Schwimmen auf dem Programm. Zum Springen ging es einige Male in die Schweiz nach Zürich, um dem Lockdown in Österreich zu entgehen.
Für den kommenden Frühling ist ebenfalls wieder hartes Training geplant, denn bei den Welt(Mai/Fukuoka) und Europameisterschaften (August/Rom) will Kohl wieder angreifen. „So eine Verletzung kann immer vorkommen“, sagt er mit Blick auf das Missgeschick in Dubai, „aber es ärgert einen trotzdem jedes Mal“.
Die Gedanken an ein Karriereende – zumindest für die 27 Meter – sind trotzdem nicht aus dem Hinterkopf verschwunden. „Ich denke schon länger darüber nach, kürzer zu treten“, sagt Kohl. „Der Aufwand passt nicht mehr so recht in mein Leben rein.“Doch eine Zeit lang wird sich Alain Kohl noch mit 80 Stundenkilometern in die Tiefe stürzen.