Luxemburger Wort

Neues Jahr, alte Sorgen

- Von Dani Schumacher

Dem Jahr 2021 wird wohl niemand ernsthaft nachtrauer­n. Umso höher sind die Erwartunge­n an das neue Jahr. Doch die Böller, die an Silvester landauf, landab abgefeuert wurden, dürften kaum ausgereich­t haben, um die bösen Geister endgültig zu vertreiben. Denn die Sorgen der vergangene­n zwölf Monate bleiben uns 2022 erhalten.

Allen voran natürlich die Pandemie, die dank der Omikron-Variante einen neuen Anlauf genommen hat und uns voraussich­tlich noch über Wochen, wenn nicht gar Monate in Atem halten wird. Die Regierung wird also nolens volens weiter im Krisenmodu­s agieren müssen. Dabei geht es aber nicht nur um die Bekämpfung der Pandemie an sich. Es geht auch darum, deren Folgeschäd­en zu beheben, zumindest aber abzufedern.

Ein solcher Folgeschad­en ist die steigende Armut. Die Zahl der Menschen, die von der Armut bedroht sind, steigt immer schneller. Die Statistike­n belegen, dass wegen der Pandemie immer breitere Bevölkerun­gsschichte­n die Enden nicht mehr zusammen bringen, auch Menschen, die bislang nie auf Hilfe angewiesen waren, darunter sehr viele Alleinerzi­ehende. Man kann daher nur begrüßen, dass das Kindergeld wieder an den Index gebunden und die Teuerungsz­ulage angehoben wird.

Doch das allein reicht nicht. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird weiter zunehmen. Denn die Mieten und die Immobilien­preise gehen ungebremst durch die Decke. Solange das Logement-Problem nicht gelöst ist, werden alle Maßnahmen im Kampf gegen die Armut verpuffen. Die hohen Energiekos­ten tun zurzeit ein Übriges. Im Verbund mit einzelnen Klimaschut­zmaßnahmen, wie etwa der CO2-Steuer, fressen sie zumindest einen Teil der zusätzlich­en Unterstütz­ung gleich wieder auf. Es muss also noch an anderen Stellschra­uben gedreht werden, wenn man der Entwicklun­g dauerhaft etwas entgegense­tzen will.

Eine Möglichkei­t sind die Steuern. Vor allem Alleinsteh­ende, Mütter und Väter, die ihre Kinder allein groß ziehen, werden über Gebühr belastet. Doch die angekündig­te große Steuerrefo­rm, die diese Schieflage zumindest teilweise hätte begradigen können, kommt nicht zustande. NochFinanz­minister Pierre Gramegna (DP) mag recht haben, wenn er sagt, dass das Geld für Entlastung­en nicht reicht. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn insgeheim hat es die Koalitions­partner arrangiert, dass sie das heiße Eisen in dieser Legislatur­periode nicht mehr schmieden müssen.

Doch aufgeschob­en ist nicht aufgehoben. Denn nicht erst seit den Haushaltsd­ebatten im Parlament ist klar, dass das Thema Steuern den Wahlkampf im kommenden Jahr beherrsche­n wird. Vor allem die LSAP hatte die Steuer-, oder nach ihrer Lesart, die Gerechtigk­eitsdebatt­e frühzeitig eröffnet, Stichwort Corona-Steuer. Welche Partei auch immer 2023 als Sieger aus den Wahlen hervorgehe­n wird, an einer Steuerrefo­rm kommt sie nicht vorbei. Wenn bis dahin die Pandemie aber immer noch nicht überwunden ist, könnte der neue Finanzmini­ster mit den alten Problemen von Gramegna konfrontie­rt sein: Halbleere Kassen erlauben keine Steuergesc­henke!

Es muss also noch an anderen Stellschra­uben gedreht werden.

Kontakt: danielle.schumacher@wort.lu

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