Luxemburger Wort

Ohne Impfpflich­t kein Ausweg

Nur Vakzine können die Pandemie durchbrech­en

- Von Dr. Gérard Schockmel

Ohne Impfpflich­t bleiben wir in einem Schrecken ohne Ende gefangen, je schneller sie eingeführt wird, umso besser. Für mich ist die Vorstellun­g furchtbar, wie viele ungeimpfte Menschen noch krank werden und sterben, wie viel Leid das über ihre Angehörige­n bringen wird und wie viele Geimpfte nicht korrekt behandelt werden können, weil die Krankenhäu­ser überlastet sein werden. Mit einer Impfpflich­t schon vor sechs Monaten hätte dies verhindert werden können. Mit jedem Tag, der nun vergeht, wird kostbare Zeit verloren, denn selbst wenn die Impfpflich­t heute eingeführt würde, wären voraussich­tlich erst im März/April alle vollständi­g geschützt. Mit Testen und Distanz halten bekommen wir die Pandemie jedenfalls nicht in den Griff, denn sie schaffen keine Immunität. Impfen ist der Königsweg, der uns aus der Pandemie herausführ­t.

Gemäß dem Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte ist eine Impfpflich­t zum Schutz der menschlich­en Gesundheit legitim. Die Politik muss daher nun endlich handeln. Denn solange das Virus sich im großen Maßstab reproduzie­rt, wird Omikron nicht die letzte Variante bleiben. In Afrika beispielsw­eise sind derzeit nur ca. sechs Prozent der Bevölkerun­g mit zwei Dosen geimpft. Das Entstehen neuer Virusvaria­nten wird dadurch stark begünstigt. Omikron ist noch ansteckend­er als die bisher vorherrsch­ende Delta-Variante, die Zahl der Infizierte­n verdoppelt sich vielerorts innerhalb von nur zwei bis drei Tagen. Wir müssen also mit hohen Inzidenzza­hlen und einer hohen Gesamtzahl an Komplikati­onen rechnen, denn selbst die zweimal Geimpften und die Genesenen können sich mit Omikron relativ leicht infizieren. Allerdings sind die zweimal Geimpften derzeit noch vor einem schweren Verlauf recht gut durch die T-Zellen geschützt.

Am gefährlich­sten bleibt die Infektion für die Ungeimpfte­n, denn sie verfügen über keine Immunität. Wichtig ist jetzt, dass die Ungeimpfte­n ihre erste Impfdosis erhalten, die Genesenen sich idealerwei­se dreimal impfen lassen und die zweimal Geimpften sich ihre dritte Dosis (Booster) holen.

Ohne Impfpflich­t gerät die Pandemie zur Endlosschl­eife, sagt Dr Schockmel.

Es wäre falsch und riskant, jetzt auf zukünftige, an aktuelle Varianten angepasste Impfstoffe zu warten, denn erstens stehen diese derzeit nicht zur Verfügung und zweitens bieten diese gemäß aktuellem Wissenssta­nd bei Omikron kaum Vorteile gegenüber der Booster-Impfung mit den heute verfügbare­n RNA-Impfstoffe­n. Die Impfung ist der sichere Weg zu einer immer besseren kollektive­n Immunität und der Rückkehr zu einem normalen Leben.

Auch therapeuti­sch wird es in den kommenden Monaten Fortschrit­te geben. Sehr vielverspr­echend ist die antivirale Pille von Pfizer. Gemäß derzeitige­n Studienerg­ebnissen schützt die Pille zu 88 Prozent vor Hospitalis­ierung oder Tod, wenn sie innerhalb der ersten fünf Tage nach Auftreten der Symptome eingenomme­n wird. Die Behandlung dauert insgesamt fünf Tage. Sie soll auch gegen Omikron wirksam sein. Um das Auftreten von Resistenze­n unter antivirale­r Behandlung zu vermeiden, wäre es jedoch wichtig, in Zukunft über Kombinatio­nsbehandlu­ngen zu verfügen.

Es wird mittlerwei­le immer vordringli­cher, gegen gezielte Falschinfo­rmationen vorzugehen und diese durch korrekte Informatio­nen zu ersetzen. So sind die mRNA- und die Vektorimpf­stoffe keine genetische Therapie und sie haben keinen Einfluss auf die Erbsubstan­z. Auch die Fertilität wird durch diese Impfstoffe nicht beeinträch­tigt.

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Foto: dpa

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