Luxemburger Wort

Solidaritä­t mit der jüngeren Generation

Umkehren auf der Einbahnstr­aße der Generation­en-Ungerechti­gkeit

- Von Charel Schmit *

Wir wollten uns in die Weihnachts­ferien verabschie­den, aber die Pandemie lässt uns nicht wirklich zur Ruhe kommen. Soeben hat die Regierung beschlosse­n, die Maske wieder für Kinder ab sechs Jahren verpflicht­end während des Schulunter­richts zu machen – die Sorge, die neue, noch ansteckend­ere Variante Omikron könnte unser Gesundheit­ssystem überforder­n, hat die Politik zu weiteren Verschärfu­ngen bewegt. Angesichts der Pandemie müssen geltende Regeln den Erforderni­ssen angepasst und „upgedated“werden. Das ist auch für Kinder und Jugendlich­e herausford­ernd und nicht immer einfach nachzuvoll­ziehen. Ein Ende scheint kaum in Sicht!

Dabei haben wir sicher alle eine Pause verdient. Und erst recht Kinder und Jugendlich­e! Sie haben von Anfang an stark unter der Pandemie gelitten, auch wenn es der Gesellscha­ft erst spät bewusst wurde, welchen Einschnitt die Pandemie für ihr Aufwachsen bedeutet. Sie haben tapfer ausgehalte­n, sich an sanitäre Regeln gehalten, zum Schutz der älteren Mitbürger und Mitbürgeri­nnen auf vieles verzichtet, das sonst für diese wichtige Lebensphas­e

typisch ist, damit das Virus sich nicht verteilt. Ja, ihre Bedürfniss­e wurden zurückgest­ellt und wir muten ihnen weiterhin viel zu.

Wir haben derzeit keine Gewissheit über die Langzeitfo­lgen für Kinder und Jugendlich­e, weder hinsichtli­ch gesundheit­licher Folgewirku­ngen für diejenigen, die sich mit dem für sie vermeintli­ch unbedenkli­chen Virus infizieren oder daran erkranken, noch hinsichtli­ch der Folgen durch die andauernde mentale Belastung, durch die gesellscha­ftliche Gereizthei­t und durch soziale Verunsiche­rung, denen sie ausgesetzt sind. Also das genaue Gegenteil eines „sicheren Ortes“, den junge Menschen zum optimalen Aufwachsen eigentlich benötigen.

Das, was sie derzeit erleben, ist eher das Gegenteil von Solidaritä­t zwischen Alt und Jung, und dies nicht nur in Sachen Impfverwei­gerung. Themen, die für sie noch eine existenzie­llere Bedeutung haben, etwa die Frage, wer die Kosten für die Pandemie trägt, die Folgen der totalen Digitalisi­erung aller Lebensbere­iche, wie der menschenge­machte Klimawande­l abgebremst werden kann oder wie man menschenre­chtsverlet­zende Lieferkett­en unterbinde­t, werden eher vertagt. Bislang sieht es nicht nach einer Umkehr auf der Einbahnstr­aße der Generation­en-Ungerechti­gkeit aus!

Umso wichtiger wird es sein, Kindern und Jugendlich­en und ihren Anliegen im kommenden Jahr ganz besonders Gehör zu verschaffe­n. Ich möchte mich mit meinem Team dafür einsetzen, dass sie zukünftig wieder deutlich mehr mitgestalt­en können und dass sie mehr zu ihren Rechten kommen.

Neben bestmöglic­hem Gesundheit­sschutz und freiem Zugang zu Bildung (auch während der Quarantäne) geht es aber auch einfach um die Zeit, sich zu entwickeln, um schöne Dinge zu erleben, bei Spiel und Spaß, Freizeit und Erholung. Sorgen wir alle gemeinsam dafür, dass sie diese Rechte einlösen können und Erwachsene ihr Handeln in den kommenden Jahren viel stärker nach dem ausrichten, welche Folgen es für die Rechte der jüngeren und nachkommen­den Generation­en haben wird, sowohl in Luxemburg als auch weltweit. Können sie das von uns erwarten? Ja, das sollten sie von uns erwarten können.

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