Hoffnung für Südafrika
Das Land am Kap lernt mit der Pandemie zu leben
In Zeiten der Pandemie können sich Flüche in Segen verwandeln. Südafrika, das als einziges Land der Welt gleich zwei Covid-Varianten hervorgebracht hat, könnte als erstes Land der Welt einen breiten natürlichen Schutz gegen den Erreger entwickeln: Schon heute zeichnet sich ab, dass die Bevölkerung am Kap der Guten Hoffnung mit neuen Pandemie-Wellen schneller als in anderen Staaten fertig wird.
Weniger als fünf Wochen nach ihrem Ausbruch ist die von der Omikron-Variante ausgelöste vierte Pandemiewelle in Südafrika bereits wieder am Abklingen – und das, obwohl ihre Spitze mit täglich rund 38 000 infizierten Personen weit über dem Zenit der Delta-Welle lag (rund 27 000).
Als Erklärung für den erfreulichen Trend führen Fachleute die hohe Zahl der bereits mindestens einmal Infizierten am Kap der Guten Hoffnung an: Sie wird auf rund 70 Prozent der knapp 60 Millionen Südafrikaner geschätzt – mehr als in jedem anderen Land der Welt. Auch wenn sich die schon Vorinfizierten mit dem Omikron-Virus ein weiteres Mal anstecken können, verläuft ihre Erkrankung meist relativ harmlos: Genau dieselbe Entwicklung, die sich schon vor hundert Jahren bei der spanischen Grippe abspielte. Sie wird dafür sorgen, dass das Covid-Virus zwar endemisch, also auf absehbare Zeit nicht ausgerottet, wird: Doch mit einigen Ausnahmen werden die Menschen schließlich damit leben können – eine Aussicht, die angesichts der Verhältnisse der beiden vergangenen Jahre beruhigend ist.
Hinzu kommt eine Hilfe, auf die unsere Ahnen noch lange warten mussten: die Impfstoffe. Sie sorgen für wesentlich höhere Überlebenschancen – und zwar umso höher, je mehr Menschen sich impfen lassen. In Südafrika wurden immerhin fast 30 Millionen Impfdosen verteilt, ein Viertel der Bevölkerung ist „ausreichend“geschützt. Gegenüber den EU-Staaten, wo fast drei Viertel der Bevölkerung diesen Schutz genießen, noch lange nicht gut genug: Doch wesentlich besser als in anderen afrikanischen Staaten, in denen meist weniger als zehn Prozent einigermaßen geschützt sind – in der Demokratischen Republik Kongo sind es 0,1 Prozent. In dem Riesenstaat wird inzwischen fast jährlich der Ausbruch einer Ebola-Epidemie gemeldet: Hier herrschen die besten Voraussetzungen für eine ständige Weiterentwicklung des Covid-Erregers. Und solange, mahnt WHOChef Tedros Adhanom Ghebreyesus, bleibt das Virus der Sieger.