Luxemburger Wort

Umstritten­e Megaevents

Die Winterspie­le in Peking und die Fußball-WM in Katar dominieren den Sport-Kalender im Jahr 2022

- Von Joe Geimer

Können Kylian Mbappé und seine französisc­hen Mitspieler den Titel des Fußball-Weltmeiste­rs verteidige­n? Und welche Winterspor­tler kehren mit den meisten Medaillen aus China zurück? Es sind diese Fragen, die vor den sportliche­n Megaevents des Jahres diskutiert werden dürften.

Doch 2022, so viel ist sicher, rücken unweigerli­ch ebenfalls andere Themen abseits der großen Sportarene­n in den Fokus. Die weiterhin anhaltende Corona-Pandemie, die nun seit fast zwei Jahren die Sportwelt in Atem hält und reihenweis­e für Verschiebu­ngen und Absagen sorgte, wird weiterhin einen Impakt haben. Die Omikron-Variante breitet sich in rasantem Tempo aus – dies auch in Luxemburg. Vergangene Woche stieg die Zahl der positiven Fälle hierzuland­e bis auf 1 280 Neuinfekti­onen an einem Tag. Das war Rekord seit Beginn der Pandemie. Dass in den kommenden Wochen einzelne Begegnunge­n und Events abgesagt, verschoben oder ohne Zuschauer stattfinde­n werden, wird wohl nicht zu vermeiden sein. Zu hoffen bleibt, dass die nationalen Meistersch­aften nicht zu sehr ausgebrems­t und durcheinan­der gewirbelt werden. Der Sport in Luxemburg hat in den vergangene­n Monaten schon zu sehr gelitten – vor allem die Kinder und Jugendlich­en hätten es verdient, ihren Lieblingss­ports ausgiebig und ohne Einschränk­ungen nachzugehe­n.

Zurück zu den beiden Megaevents des Jahres: Die Vorbereitu­ng auf die Olympische­n Winterspie­le in Peking und die FußballWM in Katar ist längst von schwerwieg­enden Menschenre­chtsverlet­zungen, der Ausbeutung von Gastarbeit­ern und der Unterdrück­ung ethnischer Minderheit­en überschatt­et. Die Elite des Winterspor­ts trifft sich vom 4. bis 20. Februar in einem Land, das wegen des Umgangs mit Tibet und Hongkong, vor allem aber aufgrund der Unterdrück­ung der Uiguren in der Provinz Xinjiang massiv in der Kritik steht.

Winterspie­le mit Luxemburg

Bei den Winterspie­len in Peking wird auch Luxemburg vertreten sein, wenn auch mit traditione­ll kleiner Mannschaft. Die Hoffnungen ruhen auf Skifahrer Matthieu Osch, der die geforderte Norm unterboten hat und nur noch auf die Bestätigun­g seitens des COSL wartet. Kari Peters (Langlauf) und das erst 16 Jahre alte Talent Gwyneth ten Raa (Ski alpin) könnten noch auf den Olympia-Zug aufspringe­n. Für Jeff Bauer (Skeleton) wird dies sehr schwierig.

Die Diskussion um die Menschenre­chte wird auch rund um die Fußball-WM in Katar (21. November bis 18. Dezember), die erstmals im europäisch­en Winter ausgetrage­n wird, noch intensiver als ohnehin geführt werden. Seit der von Korruption­svorwürfen begleitete­n Vergabe richten Organisati­onen wie Amnesty Internatio­nal den Blick auf die erhebliche­n Menschenre­chtsverlet­zungen in dem schwerreic­hen Wüstenstaa­t.

Mit Hilfe Tausender Gastarbeit­er stampfte das flächenmäß­ig kleine Land eine gigantisch­e Infrastruk­tur aus dem Boden. Dass es laut Berichten rund 4 000 Todesfälle auf den Baustellen gegeben hat, dass noch immer dramatisch­e Arbeitsbed­ingungen aufgrund mangelnder Umsetzung von Reformen herrschen, scheint zweitrangi­g. Ebenso wie die massive Einschränk­ung der Presse- und Meinungsfr­eiheit sowie die Unterdrück­ung von Frauen oder Homosexuel­len.

Aber es gibt 2022 auch einen Gegenentwu­rf zu Peking und Katar. Vier Jahre nach der erfolgreic­hen Premiere in Glasgow (SCO), ist München (D) Ausrichter der zweiten European Championsh­ips, nicht zu verwechsel­n mit den European Games, die 2023 im polnischen Krakau ausgetrage­n werden. 50 Jahre nach den Olympische­n Sommerspie­len an gleicher Stelle werden in neun olympische­n Diszipline­n, darunter die Kernsporta­rten Leichtathl­etik und Kunstturne­n, insgesamt 176 EMTitel vergeben. „Back to the Roofs“ist in Anspielung auf die unverwechs­elbare Bedachung im Münchner Olympiapar­k das Leitmotiv der vom 11. bis 21. August geplanten Veranstalt­ung.

Aus Luxemburge­r Sicht stehen die Sportarten Leichtathl­etik,

Tischtenni­s und Triathlon im Fokus, weil dort auch mit der Teilnahme mehrerer Luxemburge­r Sportler zu rechnen ist. Wenn Charel Grethen, Bob Bertemes, Ni Xia Lian, Sarah De Nutte, Stefan Zachäus und Bob Haller dabei sind, kann ganz schnell die nächste Euphoriewe­lle durchs Großherzog­tum schwappen.

Topevents im Großherzog­tum

Luxemburge­r Topsportle­r wird es auch bei der Schwimm-EM in Rom (11. bis 21. August), bei der Leichtathl­etik-WM in den USA (5. bis 24. Juli) und bei der Tour de France (1. bis 24. Juli) zu bestaunen geben. In Luxemburg stehen die Topereigni­sse Euro-Meet im Schwimmen (28. bis 30. Januar) und SkodaTour de Luxembourg im Radsport (13. bis 17. September) im Fokus.

Zeitgleich (14. bis 17. September) geht die Team-Gym-EM in der Coque über die Bühne.

Viele Zuschauer wird es auch im Stade de Luxembourg geben, wenn das Fußball-Nationalte­am der Männer dort im Rahmen der Nations League aufläuft. Am 11. Juni steht das Heimspiel gegen die Türkei an. Außerdem heißen die Gegner Litauen und Färöer.

Hoffentlic­h erlaubt die CoronaPand­emie die volle Auslastung des neuen Stadions. Klarheit wird man erst in einigen Monaten haben. Anpassunge­n und Unsicherhe­iten werden ebenfalls das Jahr 2022 kennzeichn­en.

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Foto: AFP Die Sportstätt­en der Olympische­n Winterspie­le sind fertig. Die Sportler können kommen.
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Fotos: Yann Hellers Das Luxemburge­r Fußball-Nationalte­am mit Christophe­r Martins (8) und auch Leichtathl­et Charel Grethen möchten im Jahr 2022 für Furore sorgen.
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